Fahrberichte

Fahrbericht Mazda MPV MZR-CD Exklusive6 Karakuri

09.03.2005
Langer Name, großes Fahrzeug. Doch der Trick liegt im Heck: Eine versenkbare Rückbank, die viel Platz für das Gepäck schafft. Um den Transport kümmert sich ein Turbodiesel mit 136 PS.

Komplizierter Name

MPV steht für Multi Purpose Vehicle, was sich mit Vielzweckfahrzeug übersetzen lässt. MZR-CD ist das Kürzel des Motors. Ein Vierzylinder-Common-Rail-Turbodiesel mit einem Einspritzsystem der zweiten Generation (max. 1.800 bar). Allerdings ohne Rußpartikelfilter. Das Triebwerk erreicht auch nur die Schadstoffnorm Euro 3. Exklusive6 zeigt, dass sechs Passagiere eine besondere Ausstattung erwarten dürfen. Karakuri bezeichnet schließlich den genialen Klappmechanismus, der die dritte Sitzreihe im Handumdrehen im Kofferraumboden versenkt. In Japan kennt man den Begriff als eine spezielle Faltpuppen-Technik.

Japanische Alternative

Vans gibt es inzwischen von ganz klein bis sehr groß. Der MPV spielt in der Liga „ziemlich groß“, die in Deutschland der VW Sharan dominiert. Wer den Japaner gefahren ist, fragt sich: warum? Schließlich bietet der Wolfsburger weder Schiebtüren, die in engen Parklücken ein echter Segen sind, noch eine voll versenkbare dritte Sitzreihe. Die japanischen Ingenieure haben es geschafft, dass selbst mit sechs Personen an Bord noch respektable 405 Liter Kofferraum zur Verfügung stehen. Normalerweise schrumpft das Gepäckabteil bei drei Sitzreihen auf Kleinwagenformat. Der Trick: Auch der Platz, wo sonst die Rückbank verschwindet, steht als Laderaum zur Verfügung. Zum Versenken müssen allerdings die Kopfstützen entfernt werden.

Im MPV unterwegs

Soweit die Theorie. Fünf Personen und ihr Urlaubsgepäck wollen von Berlin Richtung Süden in die Berge. Ohne Dachgepäckträger wird das knapp. Die letzte große Reisetasche findet auf der Rückbank ihren Platz, wo sie mit dem Dreipunktgurt gesichert wird. Bei der Platzverteilung kommt das Orgelpfeifenprinzip zur Anwendung. Ganz vorne die größten, ganz hinten der kleinste Mitfahrer. Doch einige Stunden halten es im Fond auch lang gewachsene Menschen aus. Am variabelsten sind die beiden Einzelsitze in der zweiten Reihe. Sie lassen sich längs verschieben, verstellbare Rückenlehnen und Armstützen ermöglichen eine angenehme Ruheposition. Damit der Zugang nach hinten problemlos klappt, kann der rechte Sitz zur Mitte verschoben werden. Bei Bedarf fungieren die mittleren Plätze auch als Tischchen für die Rückbank. Darüber hinaus bietet die Sitzlandschaft noch eine Vielzahl weiterer Konfigurationsmöglichkeiten.

Großer Brummer

Die Polster selbst sind mit hochwertigem dunklem Velours bezogen, der für eine sportlich-elegante Note sorgt. Auch das Cockpit macht mit Kohlefaseroptik und chromgeschmückten Rundinstrumenten auf Sport. Zu ernst sollte man das nicht nehmen. 136 Diesel-PS (100 kW) müssen 1,8 Tonnen bewegen. Voll beladen, sind es sogar 2,4 Tonnen. Entsprechend unauffällig fällt die Beschleunigung von null auf 100 km/h aus: 13.2 Sekunden taugen nicht fürs Ampelduell. Für die Fahrt ins Büro, zum Baumarkt oder in den Kindergarten ist das Temperament aber mehr als ausreichend. Nach einer kleinen Anfahrschwäche stehen bei 2.000 Umdrehungen 310 Nm Drehmoment bereit. Autobahnsteigungen bezwingt der Japaner auch voll beladen ohne mit der Wimper zu zucken. Der MPV ist damit ein angenehmer Begleiter für lange Strecken. Und so steigen wir nach einer dreizehnstündigen Marathon-Tour halbwegs entspannt und vor allem ohne Rückenbeschwerden aus.

Nur keine Eile

Bei mittleren Geschwindigkeiten halten sich Geräuschkulisse und Verbrauch im Rahmen. Mit Bleifuß und maximal 176 Stundenkilometern zieht der Turbomotor bis zu zwölf Liter aus dem Tank. Der Lärmpegel aus Motor-, Abroll- und Windgeräuschen schwillt dann stark an. Ohne Stress und Hektik reichen sieben bis neun Liter. Dann schnurrt der Diesel auch sanft vor sich hin. Dem hohen Gewicht begegnet Mazda beim MPV Karakuri mit einem strafferen Fahrwerk. Trotzdem fühlt sich der Van bei hohem Tempo recht leicht auf der Vorderachse an. Auf die Fahrsicherheit hat das keinen spürbaren Einfluss. Auch in kritischen Situationen bleibt der Japaner lammfromm. Und das ohne elektronisches Stabilitätsprogramm ESP. Zur Sicherheit sind ABS, Traktionskontrolle sowie Front- und Seitenairbags an Bord. Üppiger präsentiert sich die Komfortausstattung: Dachreling, Leichtmetallfelgen, abgedunkelte hintere Seitenscheiben, Lederlenkrad, CD-Radio und eine zusätzliche Klimaanlage mit Regulierungsmöglichkeit für den Fond sind im Preis von 28.475 € enthalten.

Fazit: Groß, komfortabel und vielseitig. Der Mazda MPV Karakuri überzeugt mit seinem ausgeklügelten Sitzkonzept. Und sein laufruhiger Turbodiesel sorgt für eine wirtschaftliche Fortbewegung. Nur das Schadstoffverhalten des Motors sollte Mazda dringend optimieren.

planbar.de, Holger Schilp


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