Hyundai Sonata 2.4 GLS: Die neue Mittelklasse
16.03.2005
Im Fahrzeugsegment von Passat, Vectra & Co. hatte Hyundai in Deutschland bislang nichts zu melden. Nun wagen die Koreaner mit einer komplett neu konstruierten Limousine den fünften Anlauf.
Der Weg nach oben
"Mit dem neuen Sonata schließt Hyundai die Lücke zwischen der Mittelklasse und dem Premiumsegment", gibt Karl-Heinz-Engels, Geschäftsführer Hyundai Motors Deutschland, die Richtung vor. Qualität und Komfort orientieren sich nach oben, nur der Preis bleibt bodenständig.
Stärken, die zählen
Der Sonata startet bei 22.990 €. Dafür liefert Hyundai eine 4,80 Meter lange Limousine mit viel Platz, Sicherheit und reichlich Ausstattung. Auch die Basismotorisierung darf mit 162 PS (119 kW) als üppig bezeichnet werden. Preisgünstig war auch der Vorgänger. Auf dem Weltmarkt reichte das, um den Sonata bei Hyundai zum Umsatzbringer Nummer eins zu machen. Allein in den USA verkauften die Koreaner vergangenes Jahr über 120.000 Exemplare. Die Amerikaner schätzen die Alltagsqualitäten des Sonata. In einer Verbraucherbefragung sicherte sich der Koreaner in diesen Tagen den ersten Platz - letzter wurde die E-Klasse von Mercedes-Benz. Auf dem deutschen Markt ist der barock gerundete Viertürer bislang allerdings kaum in Erscheinung getreten.
Europa, willkommen
Das Design des neuen Sonata orientiert sich dagegen eindeutig am europäischen Geschmack: Schmale Klarglasscheinwerfer und eine v-förmig gepfeilte Motorhaube münden in eine sportlich gewölbte Fahrgastzelle. Ein Mix aus Audi, Mazda und Hyundai-Genen. Frisch und modern. Wenn der Sonata wieder nicht einschlägt, liegt es sicherlich nicht am Design. Aus Erfahrung vorsichtig geworden, rechnet Hyundai hierzulande für das laufende Jahr mit 2.000 verkauften Fahrzeugen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die zunächst eingeschränkte Motorenpalette. Der Turbodiesel mit 135 PS und ein sportlicher 3,3-Liter-V6 mit 235 PS folgen erst zum Jahresende. Zunächst gibt es einen 2,4-Liter Vierzylinder-Benziner. Und auf den ist man bei Hyundai mächtig stolz.
Neuer Weltmotor
Das Triebwerk entstand unter Federführung von Hyundai in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Anteilseigner DaimlerChrysler und Mitsubishi. Später soll der Vierventiler auch bei deren Marken Verwendung finden. Bei ersten Testfahrten gefiel das Aggregat mit ausgeprägter Laufruhe. Weil auch in die Geräuschdämmung - dickere Scheiben, leisere Lüftung - investiert wurde, präsentiert sich der Sonata als Leisetreter. Daher ist auch der fehlende sechste Gang zu verschmerzen. In Sachen Kraftstoffverbrauch wäre eine sechste Fahrstufe dagegen wünschenswert. Erst bei einer recht entspannten Landpartie durch das Elsass kamen wir in die Nähe des von Hyundai versprochenen Durchschnittsverbrauchs von 8,5 Litern. Auf der Autobahn zeigt der Bordcomputer schnell Werte von zwölf Litern und mehr. Nicht wenig, auch wenn es das preisgünstigere Normalbenzin sein darf.
Raum für Verbesserungen
Auf der Autobahn zeigt sich auch die Kehrseite der straffen Fahrwerksauslegung, die auf Landstraßen viel Sicherheit vermittelt. Querfugen bringen für viel Unruhe ins Spiel. Auch die nicht besonders exakt ansprechende Servolenkung bietet noch Potenzial für die kommende Modellpflege. Wo wir schon kritisieren: Die Kunststoffe im unteren Bereich des Armaturenbretts und die Integration es Radios in die Mittelkonsole sind weit vom Premium-Anspruch weg. Wer den Sonata aus wirtschaftlichen Gründen kauft, wird sich daran kaum stören. Zumal die Limousine ihre Sache sonst gut macht. Nichts klappert, knirscht oder zirpt auf Kopfsteinpflaster. Die Sitze sind bequem, auch wenn sie nicht so viel Seitenhalt bieten. Und vom geräumigen, 523 Liter großen Kofferraum können sich viele Mitbewerber noch eine Scheibe abschneiden.
Viel fürs Geld
Traditionell die größte Stärke von Hyundai: das Preis-Wert-Verhältnis. Dazu gehört inzwischen auch die Sicherheitsausstattung. Erstmals gibt es im Sonata ein elektronisches Stabilitätsprogramm, das gemeinsam mit Bosch entwickelt wurde. Front-, Seiten- und Window-Airbags sowie aktive Kopfstützen - gegen das schmerzhafte Schleudertrauma beim Heck-Crash - komplettieren das Sicherheitspaket. Die Komfortausstattung lässt mit 16-Zoll-Alufelgen und Klimaautomatik ebenfalls kaum Wünsche offen. Wer mehr möchte, ordert für 1.990 € das Comfort-Paket mit Ledersitzen, akustischer Einparkhilfe und automatisch abblendendem Innenspiegel. Weitere Optionen sind ein elektrisches Glas-Schiebdach, eine Vierstufen-Automatik und Metallic-Lackierung.
Fazit: Der neue Hyundai Sonata bietet viel Auto fürs Geld. Und der Koreaner muss sich weder optisch noch sicherheitstechnisch verstecken.
planbar.de, Holger Schilp