Fahrberichte

Fahrbericht Mercedes A-Klasse Dreitürer

18.03.2005
Mit ihrer Neuauflage gibt es die Mercedes-Benz A-Klasse nun erstmals auch als Dreitürer. Auf den ersten Blick mag das wenig Sinn ergeben: Denn dem üblichen Konzept eines geräumigen und funktionalen Minivans läuft das eigentlich zuwider. Doch diesem Stuttgarter "Baby-Benz" steht der Verzicht gut: Denn als Dreitürer verfügt die ab 17.980 Euro erhältliche A-Klasse über eine sportliche, dynamische Optik, wie man sie nach dem doch reichlich braven Vorgänger gar nicht erwartet hätte.

Und die Komforteinbußen sind zu verkraften: Dank Easy-Entry-Einstiegshilfe ist der Weg auf die hinteren Plätze durchaus zumutbar, wo es sich auch kommod sitzen lässt. Nur in engen Parklücken wird das Einsteigen durch die langen Türen doch recht mühsam.

Und ist man dann im Innenraum angekommen, findet sich dort auch der versprochene Premiumanspruch bei der Materialauswahl und Verarbeitungsqualität, der von der Marke erwartet wird. Hier kann die A-Klasse nun mühelos mit dem VW Golf mithalten, der in diesem Segment nach wie vor als Richtmaß gilt. Die Instrumente sind gut ablesbar und lassen sich leicht bedienen. Zudem profitieren die Insassen von der hohen Sitzposition, genießen eine gute Übersicht über die Fahrzeugabmessungen und das Verkehrsgeschehen und nehmen auf angenehmen Sitzen Platz, die auch genügend Komfort für lange Strecken bieten. Eine Klimaanlage ist übrigens immer mit an Bord: Das relativiert ein wenig den hohen Einstiegspreis, was sich nicht von allen Premiumkompakten behaupten lässt - siehe BMW 1er oder Audi A3.

Gegenüber den Wettbewerbern hat die A-Klasse ohnehin den Vorteil des Raumangebots: 435 Liter Kofferraumvolumen, das sich bei Bedarf auf 1 485 Liter erweitern lässt, sind in dieser Klasse schwer zu übertreffen. Die Sitzkissen und Lehnen lassen sich im Verhältnis 60 zu 40 umklappen. Noch mehr Flexibilität erhält, wer sich für 348 Euro für das Easy-Vario-Plus-System entscheidet. Damit lässt sich mit wenigen Handgriffen die zweite Reihe ausbauen sowie der Beifahrersitz umklappen. Zudem kann der Ladeboden dann in der Höhe verstellt werden und bietet darunter zusätzlichen Ablageraum - zum Beispiel für die ausgebauten Sitzkissen.

Eine Empfehlung wert ist der gefahrene A 180 CDI mit 80 kW/109 PS: der mittlere der drei angebotenen Dieselmotoren. Er bleibt mit seinem Preis von mindestens 20.938 Euro noch einigermaßen im Rahmen und bietet ausreichend druckvolle Fahrleistungen bei einem akzeptablen Geräuschniveau - auch auf der Autobahn. Man sollte allerdings lieber zum serienmäßigen Sechsgang-Handschalter greifen als zur neuerdings angebotenen stufenlosen Automatik: In ihrem Bestreben, den Motor immer im optimalen Drehzahlbereich zu halten, zehrt sie viel vom sportlichen Potenzial des Diesels auf und ist selbst im eigens einstellbaren Sportmodus nicht immer auf der Höhe des Geschehens - etwa wenn zum Überholen schnell zurückgeschaltet werden soll.

Wer trotzdem ordentlich Gas gibt, muss mit Verbräuchen um die neun Liter Diesel auf 100 Kilometern rechnen. Ansonsten pendelt sich der Bordcomputer bei etwa sieben Litern ein. Zu diesen Kosten kommen jährlich 309 Euro Steuern hinzu. Außerdem werden für die Haftpflicht beispielsweise bei der AXA-Versicherung pro Jahr 483 Euro fällig. Für die Sicherheit sorgen erneut der aus dem Vorgänger bekannte Sandwich-Aufbau - der bei einem Aufprall Bauteile wie den Motor unter die Fahrgastzelle gleiten lassen soll -, ein ESP sowie adaptive Frontairbags und Kopf-/Brustairbags.

Zudem ist aus der A-Klasse ein Kompakter geworden, der neben viel Komfort bei gemütlicher Fahrt auch in anspruchsvolleren Fahrsituationen noch erstaunlich hohe Reserven bietet. Dank der neu entwickelten Hinterachse und dem variablen Dämpfersystem, das die Härte der Dämpfer ähnlich wie im elektronischen Fahrwerk des Opel Astra kontinuierlich an Fahrsituation und Untergrund anpasst, lässt sich die A-Klasse - gemessen an ihrem hohen Aufbau - sehr sportlich und direkt durch die Kurven steuern. Spätestens hier ist zu merken, dass die einstmalige "graue Maus" in ihrer Neuauflage sich zu einem Kompaktwagen gemausert hat, der zurecht das Etikett "Premium" trägt.

Michael Hoffmann/mid


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