Fahrberichte

Fahrbericht VW Fox: Fuchs statt Wolf

06.04.2005
Zum Kleinstwagen drängt es nun plötzlich alle: Lange Zeit hatten vor allem die deutschen Hersteller die Minis vernachlässigt. Angeblich war mit ihnen kein gutes Geld zu verdienen. Die zurückhaltenden Verbraucher und die daraus resultierende flaue Autokonjunktur haben jedoch in erster Linie die Volumenmarken eines besseren belehrt. Toyota, Peugeot und Citroen bringen im Sommer ein gemeinsam entwickeltes Produkt jeweils unter eigenem Namen auf den Markt. Ford frischt den guten alten Ka als Sondermodell Student clever auf. Und auch Volkswagen hat die Zeichen der Zeit erkannt und bringt den eigentlich nur für den südamerikanischen Markt geplanten Fox nun auch nach Europa. Zum echten Volkspreis von 8 950 Euro.

Dafür erhält der Käufer ein zwar eher zurückhaltend ausgestattetes, dafür jedoch durchdachtes Automobil. So verzichten die Wolfsburger auf einen dritten Sitz im Fond und bieten dafür selbst zwei Erwachsenen zumindest auf Kurzstrecken erstaunlich viel Platz. Dies liegt nicht zuletzt an der lichten Gesamthöhe von 1,54 Metern, immerhin sieben Zentimeter mehr als ein Lupo zu bieten hat. Genug Platz für den Kopf also, während die Beine naturgemäß eng angestellt werden müssen. Vorne sitzt man dagegen fast schon wie in einem frühen Polo. Lediglich das rechte Bein des Fahrers stößt immer mal wieder schmerzhaft an die zu breit geratene Mittelkonsole.

Dem nun abgelösten Vorgänger-Modell Lupo ist der Fox also in Sachen Platzangebot deutlich überlegen. Kunststück, ist der Fuchs doch satte 30 Zentimeter länger geraten als das Wölfchen. Dieses darf übrigens in den Versionen Drei-Liter-Lupo und Lupo GTI zumindest noch einige Zeit weiterleben. War der Lupo einfach eng, ist der Fox fast schon ein kleiner Van. Ein Eindruck, der durch die relativ hohe Sitzposition und die schräge Frontscheibe noch unterstrichen wird. 260 Liter Gepäck schluckt der Kofferraum, legt man die hinteren Sitze um, kommen stolze 1 016 Liter zusammen.

Wie immer bei Volkswagen sind die Sitze schön straff geraten. Die Lenkung überzeugt mit ausreichend Gefühl und das Fahrwerk mit souveränem Handling. Asphaltlöcher und Bodenwellen nimmt der Fox natürlich nicht so souverän wie ein Polo. Das kann bei einem Radstand von 2,47 Metern aber auch niemand ernsthaft erwarten. Unter den aktuellen Modellen - das französisch/japanische Dreigestirn hat sich ja noch nicht auf der Straße gezeigt - ist der Fox auf jeden Fall mit Abstand der komfortabelste Kleinwagen.

Richtig billig ist er dabei nicht. Weder in der Anmutung - trotz des im Vergleich zu Polo und Golf recht spartanisch wirkenden Hartplastiks - noch im Preis. Mit 8 950 Euro liegt der VW einen Tausender über den künftigen Wettbewerbsmodellen und bietet dabei keineswegs mehr Ausstattung. ABS und zwei Airbags sind die Highlights im Sicherheitsbereich. Seitenairbags kosten 255 Euro, das immerhin erhältliche ESP 400 Euro. Die Komfortausstattung ist noch bescheidener. Praktisch alles, was das Autofahrerleben erleichtert, kostet extra: Servolenkung (450 Euro), verschiebbare Rücksitzbank (95 Euro), Klimaanlage (1 225 Euro). Diverse Pakete mit elektrischen Helfern und Zentralverriegelung kommen auf bis zu 845 Euro. Mit anderen Worten: Um den Basis-Fox mit 1,2-Liter Benzinmotor auf unter 9 000 Euro Einstiegspreis zu bekommen, hat Volkswagen die Ausstattung entsprechend runterrechnen müssen. Wie spitz hier kalkuliert wurde, macht ein genauer Blick in die Aufpreisliste deutlich: Hier sind selbst der Aschenbecher und der Zigarettenanzünder mit 20 Euro verewigt.

Wer sich für den 1,4-Liter-Benziner entscheidet, muss bereits 10 400 Euro bezahlen, erhält aber immerhin die Servolenkung inklusive. Der 1,4-Liter-Diesel steht mit 11 400 Euro zu Buche. Mit diversen Extras kann diese Version problemlos auf 15 000 Euro und mehr hochgerüstet werden. Ein Preis, zu dem man bereits auch den Basis-Golf erhält.

Ein Preiswunder ist also auch der Fox nicht. Seine Stärken liegen eher im für VW-typischen Bereich. Der kleine Fuchs ist fahraktiv, bietet ein gutes Raumangebot und bekannt-bewährte Motoren. In der Stadt und auf kurzen Überlandfahrten ist sogar der Dreizylinder mit 1,2 Litern Hubraum keine schlechte Wahl. Über 100 km/h sollte es dabei aber nicht gehen. Die beste Kombination aus Fahren und Sparen bietet einmal mehr der Diesel, natürlich zum entsprechenden Aufpreis.

Ein Fox also? Warum nicht? In der Basisversion, mit Radio und eventuell einer Servolenkung aufgewertet verkörpert der kleine Volks-Brasilianer viele deutsche Tugenden, ohne gleich riesige Lücken ins Budget zu reißen. Die Türen per Hand aufschließen, sich zum Öffnen der Beifahrertür herüberbeugen und die Fensterkurbel per Hand bedienen: Irgendwie fühlt man sich im VW Fox gleich einige Jahre jünger. Und das ist sicher nicht das Schlechteste, was man über ein neues Fahrzeug sagen kann. Peter Eck/mid


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