Fahrberichte

Fahrbericht Fiat Panda 1.2 4x4 Climbing (Video)

18.04.2005
Vorbei die Zeit, in der eine schlechte Ausstattung von Automobilen für südländischen Charme gehalten wurde. Egal, aus welchem europäischen Land heute ein Pkw auf dem Markt hierzulande angeboten wird, allein Kopfstützen und Dreipunktgurte reichen dem Kunden nicht mehr. Es werden mindestens Servolenkung, ABS und mehrere Airbags in der Standardausstattung erwartet. Insofern hat der angeschlagene italienische Hersteller Fiat bei der Verjüngung des Panda scheinbar alles richtig gemacht. Denn zusätzlich zu den bereits genannten Merkmalen verfügt die gefahrene Version 1.2 4x4 Climbing serienmäßig unter anderem über einen Bordcomputer sowie Zentralverriegelung inklusive der modischen Follow-Me-Home-Funktion. Mit den "Sonderangeboten" der Kleinwagen-Neuheiten dieses Frühjahrs kann der 12 350 Euro teure Panda zwar nicht mithalten, dafür gehört er aber zu den günstigsten allradgetriebenen Fahrzeugen in Deutschland.

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Äußerlich ist es gelungen, dem 3,57 Meter kurzen Fahrzeug den Anstrich eines Offroaders zu verleihen. Allein durch die großdimensionierten Stoßfänger mit schwarzem Kunststoffeinsatz und die kurze Motorhaube wirkt der Fünftürer kräftiger, als es die 1,61 Meter Breite vermuten lassen. Die laut Datenblatt versprochene Wattiefe von 40 Zentimetern und die serienmäßig vorhandene Dachreling fordern den Fahrer geradezu dazu auf, mit einem Kanu beladen bis ans Wasser heranzufahren. Aber nicht nur auf nassen Wiesen, sondern auch bei winterlichen Straßenverhältnissen spielt der permanente Vierradantrieb seine Vorteile aus.

Der Vierzylinder-Motor erreicht seine maximale Leistung von 44 kW/60 PS bei 5 000 U/min. Schon bei leichten Steigungen auf der Autobahn reicht dieses Kraftpotenzial aber nicht aus, um die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h zu halten. Der Bordcomputer meldet einen Testverbrauch von durchschnittlich über neun Litern Super auf hundert Kilometer: schlicht unakzeptabel. Der vom Hersteller angegebene Durchschnittswert von 6,6 Litern ist in der Praxis nicht einzuhalten. Vollgetankt ist der Panda für eine Reichweite von weniger als 350 Kilometern gut. Zu den laufenden Kosten sind die jährliche Kfz-Steuer von 88 Euro sowie die Beiträge zur Haftpflicht von rund 464 Euro etwa bei der AXA-Versicherung zu addieren. Über das Motorengeräusch lässt sich dagegen nicht klagen. Das Triebwerk fängt auch unter Volllast nicht an zu röhren, so dass man kaum das Radio lauter stellen muss.

Im Innenraum hätte man sich etwas mehr italienische Stilsicherheit gewünscht. Die verschiedenen Materialien sind zwar alle in Grau gehalten, insgesamt wirken sie aber zusammengewürfelt und das Armaturenbrett scheint mit Bedienelementen überladen. Hinter dem höhenverstellbaren Lenkrad verwöhnt die Cityfunktion der elektrischen Servolenkung. Damit lässt sich der Wagen so einfach in Parklücken zirkeln, dass die vormals verhasste Aufgabe zur Lieblingsbeschäftigung avanciert. Hinzu kommt ein grandioser Wendekreis von nur 9,6 Metern, der bei der innerstädtischen Parkplatzhatz mitunter einen Vorsprung bringt.

Durch die fast niedlich zu nennenden schmalen Hecktüren gelingt der Einstieg zur Rückbank aber mühelos. Wer erst einmal Platz genommen hat, versteht jedoch schnell, warum das Fahrzeug von vornherein nur für vier Personen ausgelegt ist. Großgewachsene werden hinten nur Kurzstrecken aushalten können. Zudem kann man ob der geringen Beinfreiheit fast nicht umhin, seine Knie in einen der Vordersitze und damit spürbar in den Rücken des Vordermanns zu bohren. Vielleicht sollte man in diesem Fahrzeug den Hinweis der Isofixbefestigungen ernst nehmen und auf der Rückbank nur Kindersitze platzieren. In dem Gepäckraum von 200 Litern lassen sich durchaus mehr als zwei Bordkoffer unterbringen. Ärgerlich ist allerdings, dass sich die asymmetrisch geteilte hintere Sitzlehne umlegen lässt, nicht aber die komplette Sitzbank weggeklappt werden kann.

Trotz der genannten Schwächen wirkt der Panda 4x4 durch seine putzige Erscheinung irgendwie sympathisch. Und sei es bloß, weil er Erinnerungen an Fahrten in einem seiner Vorläufer weckt. Eben an eine Zeit, als man sich noch ohne Nachdenken über Kopf- oder Beinfreiheit in das Gefährt schwang und die Nähe zum Anderen genoss. In der Stadt mögen die Vorteile des neuen Modells überwiegen, für lange Strecken ist er jedoch schon wegen des geringen Tankinhalts von 30 Litern weniger geeignet. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass der Komfort eines permanenten Allradantriebs nun einmal nicht ohne Mehrverbrauch zu haben ist.

Dorothee C. Tschampa/mid


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