Fahrberichte

Fahrbericht BMW X3 3.0d: Geballte Kraft (Video)

18.04.2005
Nach dem X5 hat sich auch der X3 im Segment der SUV durchgesetzt. Der kleine Bruder des ersten blau-weißen Sport-Offroaders tritt zum Test mit dem 3,0-Liter-Turbodiesel an.

Video anschauen

Die Front des X3 hat mit markant geformten Scheinwerfern das Design des neuen 3er vorweg genommen. In der Seitenansicht wirkt der Vorderwagen flach und gestreckt, während sich das Passagierabteil voluminös aufbläht. Die keilförmig ansteigende Fensterlinie schießt nach der hinteren Tür schließlich mit einer schmalen C-Säule zum Dach empor. So vereinigt der X3 optisch die typische BMW-Dynamik mit der soliden Gestalt eines SUV. Stoßfänger, Radlaufleisten und Schweller präsentieren sich unlackiert, was gut zu den Geländeambitionen des X3 passt.

On- und Offroad

Dank kurzer Karosserieüberhänge an Front und Heck ist der Bayer bestens für Ausflüge abseits befestigter Pfade geeignet. Bis zu 50 Zentimeter tiefe Wasserdurchfahrten sollen möglich sein. Auf diesen Praxistest haben wir allerdings verzichtet, denn der Bayer ist auf Asphalt zuhause. Hier ermöglicht die permanente Allradtechnik in Verbindung mit der harten Federung erstaunliche Kurvengeschwindigkeiten. Auch in schnellen Kurven zeigt der hohe Aufbau nur eine geringe Seitenneigung. Kaum zu glauben, dass der rechte Fuß über 1,8 Tonnen durch die Hügel treibt. Auf der Autobahn bekommen die Insassen dafür Querfugen trocken serviert.

Geballte Kraft

Wenn der Reihensechszylinder seine 204 PS (150 kW) über die sanft schaltende Sechsgangautomatik auf die Straße schickt, hat so manche Limousine ihre liebe Mühe, zu folgen. Das Triebwerk beeindruckt mit bärenstarkem Durchzug. 410 Nm drücken von 1.500 bis 3.250 Umdrehungen auf die Kurbelwelle. Manko: Schadstoffnorm Euro 3 und der fehlende Rußpartikelfilter. Mit variabler Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse sorgt die xDrive-Allradtechnik für ein äußerst agiles Fahrverhalten. Eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung passt den Kraftfluss in Sekundenbruchteilen an. BMW-typisch gelangt auf trockener Fahrbahn 60 Prozent der Motorleistung zu den hinteren Rädern.

Ein Fall für vier

Auf schmierigem Waldboden oder sandigen Feldwegen zeigt das X-Drive, dass man es auch ohne Reduktionsgetriebe oder Differenzialsperren weit bringen kann. Das Fehlen mechanischer Sperren wird mit individuellen Bremseingriffen an einzelnen Rädern kompensiert: Dreht ein Rad durch, wird es abgebremst, bis es wieder Grip hat. Wenn sich der X3 tapfer durch den Matsch kämpft, sind die arbeitenden Bremsen akustisch deutlich wahrnehmbar. Auf steilen Bergabpassagen begrenzt die HDC (Hill Descend Control) das Tempo per Knopfdruck auf maximal 35 Kilometer.

Sparen ist möglich

Das 3,0-Liter-Triebwerk grollt beim Kickdown aggressiv und aus tiefer Kehle. Nähert man sich der Höchstgeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern, wird es innen recht laut. Doch das ist vielleicht Geschmacksache. Sicher ist jedoch, dass der Motor dann nach reichlich Futter verlangt. Belässt man es bei maximal Tacho 180, begnügt sich der Bayer mit gut neun Litern. Ohren und Geldbeutel werden gleichermaßen geschont, lange Autobahnetappen lassen sich dann entspannt bewältigen. Letzteres dürfte für X3-Käufer allerdings eine eher untergeordnete Rolle spielen, schließlich kostet der 3.0d mit Automatikgetriebe mindestens 42.350 €. Mit Lederausstattung, Navigationssystem und Annehmlichkeiten wie die mitlenkenden Xenon-Scheinwerfer kommen schnell 50.000 Euro zusammen.

Auch BMW spart

Entsprechend hoch sind die Ansprüche. Auf den ersten Blick präsentiert sich der X3 als typischer BMW. Übersichtliche Rundinstrumente, griffiges Lederlenkrad und eine sportlich flache Sitzposition - alles passt perfekt. Vorne passt der X5 wie ein gut geschnittener Anzug, in der zweiten Reihe gibt es Knieraum und Kopffreiheit im Überfluss. Das Gepäckabteil liegt mit 480 bis 1.560 Litern auf Kombiniveau. Ledersitze, Birkenholz und der helle Fußraum sorgen für Eleganz, wenngleich der Teppichboden sehr schmutzempfindlich ist. Auf den zweiten Blick stört der billig wirkende Kunststoff am unteren Armaturenbrett und auch der Fugenverlauf ist nicht so akkurat, wie man es in dieser Preisklasse erwartet. Besonders der Vergleich mit dem aus dem vollen geschnitzten X5 oder einem 5er zeigt, dass der Rotstift Spuren hinterlassen hat. Dafür versöhnt der X3 mit einer soliden Verarbeitung, die sich auch von Holperpisten nicht aus dem Tritt bringen lässt.

Fazit: Sportlich, geländegängig und geräumig. BMW lässt sich das beim X3 teuer bezahlen. Selbst zum X5 ist der Abstand in jeder Hinsicht gering. Das wird sich erst ändern, wenn der "große" Bruder der X3 mit bis zu sieben Sitzen in andere Dimensionen vorstößt.

planbar.de, Holger Schilp


Erste Schritte
Anzeige