Fahrbericht Audi A4 Avant 2.0 TDI
20.04.2005
Riesiger Kühlergrill und Heckleuchten im Designer-Stil. Doch der neue Audi A4 Avant hat noch viel mehr zu bieten, wie eine Langstreckenetappe mit dem Nobelkombi zeigt.
Unverhofft zum Test
Alle Testwagen verplant, das Privatauto in der Werkstatt. Rettung bringt wie schon oft die Autovermietung. Eigentlich sollte es ja ein VW Touran werden, doch auf dem Hof blinzelt uns ein nagelneuer A4 Avant entgegen. Mit langstreckentauglichen 140 TDI-PS hinter dem Plaketten-Grill. Van gegen Avant getauscht - wer maximalen Laderaum benötigt, bekommt ein Problem. Denn der Ingolstädter ist kein schnöder Kofferkuli, was bereits der edle Teppichboden im flachen Laderaum (442 Liter) offenbart. Da sich die Zahl der Passagiere überraschend von fünf auf drei reduzierte, ist der Audi für die anstehende 700-Kilometer-Etappe jedoch die bessere Wahl.
Im Alltagstrimm
Normalerweise sind Presse-Testwagen bis zum Dach mit Luxus voll gestopft, schließlich soll das Fahrzeug den besten Eindruck hinterlassen. Eine Autovermietung ist da schon pragmatischer. Radio, Navigationssystem, Sitzheizung und ein Tempomat sind zusätzlich an Bord. Für den Geschäftsmann auf Reisen genau die richtige Ausrüstung. Das erhöht den Basispreis von 29.550 € nochmals um knapp 2.500 €. Schade nur, dass die serienmäßigen 17-Zoll-Alufelgen Winterreifen auf Stahlfelgen gewichen sind. Doch selbst ohne Extras ist der A4 Avant ausreichend bestückt. Klimaautomatik, Front-, Seiten- und Kopfairbags, ESP, elektrische Helfer für Fenster und Türen und Zierteile in Chrom und gebürstetem Aluminium sind an Bord. Zudem setzt Audi auch beim A4 mit hochwertigen Materialien sowie einer peniblen Verarbeitung den Maßstab in der Premiumliga.
Der Arbeitsplatz
Das Lenkrad verfügt längs und in der Höhe über einen großen Verstellbereich, sodass unterschiedlichste Staturen eine entspannte Sitzposition finden sollten. Instrumente und Anzeigen sind übersichtlich positioniert. Selbst das Modul für das Navigationssystem, auf dem Mitteltunnel platziert, erfordert nur wenig Gewöhnung. Angesichts der Preisgestaltung sollte ein Lederlenkrad jedoch serienmäßig sein. Ford bietet diesen kleinen Luxus selbst im Fiesta serienmäßig. Im Gegensatz zu den schon oft gefahrenen Sportsitzen wirken die serienmäßigen Polster weich. Doch auf der Express-Etappe von Berlin nach Stuttgart zeigt sich, dass die Sitze den Körper auf langen Strecken angenehm stützen.
Kraft und Kraftstoff
Nach der jüngsten Modellpflege präsentiert sich das Fahrwerk ungewohnt soft. Vom steifen Abrollverhalten der Vorderachse, die beim Vorgänger zum Poltern neigte, ist fast nichts mehr zu spüren. Der Fahrsicherheit ist das nicht abträglich. Schnelle Autobahnkurven, die A9 vor Nürnberg ist hier das perfekte Revier, nimmt der Fronttriebler recht neutral. 140 PS treiben den Kombi bergab auf Tacho 230, das Datenblatt gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 207 km/h an. Auf jeden Fall ist der Vierzylinder-Turbodiesel fix genug, dass der grauhaarige Herr im Mercedes SL 500, der schon seit Kilometern im Rückspiegel hängt, nur mit Mühe folgen kann. Erst lange Geraden bieten ihm Gelegenheit davonzuziehen. Angesichts einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 km/h für die ganze Strecke ist der vom Bordcomputer ausgewiesene Durchschnittsverbrauch (8,8 Liter) sensationell gering. Da verzeihen wir den etwas kernigen Ton der Pumpe-Düse-Einspritztechnik gern, zumal auch der kräftige Antritt begeistert. 320 Nm Drehmoment bei 1.750 Umdrehungen ermöglichen zügige Überholvorgänge auf der Landstraße. Von null auf 100 km/h geht es dank eng gestuftem Sechsganggetriebe in 9,9 Sekunden.
Fazit: Nobel bis in die kleinste Ritze, antrittstark und sparsam. Es fällt schwer, beim A4 Avant 2.0 TDI ein Haar in der Suppe zu finden. Allenfalls das recht knappe Raumangebot und der hohe Preis können den Genuss etwas trüben.
planbar.de, Holger Schilp