Fahrbericht Peugeot 407 SW HDi
22.04.2005
Fast ein Viertel aller Peugeot-Neuzulassungen schmückte sich im vergangenen Jahr mit dem Kürzel SW. Doch wofür die Buchstabenkombination wirklich steht, ist eines der letzten Rätsel des Motorjournalismus. Wir sind mit dem 407 SW auf Spurensuche gegangen.
Ungelöste Frage
Als im Jahr 2002 der 307 SW vorgestellt wurde, rätselte die Fachpresse: Space Wagon, Station Wagon, schöner wohnen oder einfach ein super Wagen? Peugeot weigerte sich, eine Antwort zu geben. Es seien einfach etwas andere Kombis, hieß es. In der Tat setzen 307 SW und 407 SW mit ihrem gigantischen Glas-Panoramadach in der Kombiwelt ein Ausrufezeichnen. Beim kleinen 206 SW ist die Erklärung schwieriger: Außer einer zu separat zu öffnenden Heckascheibe findet sich nichts Ungewöhnliches.
Flotte Familienbande
Allen gemeinsam ist jedoch ein stimmiges und dynamisches Design. Sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, dass sich 23,6 Prozent aller 140.000 Pkw-Käufer bei Peugeot im vergangenen Jahr für einen SW entschieden haben. Mit dem im Herbst vorgestellten 407 SW dürfte der SW-Anteil weiter wachsen. Aktuell entscheiden sich rund 64 Prozent aller 407-Käufer für das Kombiheck und das 1,6-Quadratmeter große Panoramadach. Angesichts der erfreulichen Verkaufszahlen hat sich Peugeot Deutschland inzwischen dafür entschieden, „SW“ mit „Schönheit wirkt“ zu übersetzen. Wir widersprechen diesmal nicht.
Lang statt hoch
Während die Konkurrenz vermehrt in Richtung Van hoch stapelt, hält Peugeot am SW-Kombikonzept fest. „Wir bieten mehr Licht statt mehr Höhe über dem Kopf“, stellt Marketingdirektor Frederic Doroun fest, „das ermöglicht einen großzügigen Kontakt zur Außenwelt.“ Tatsächlich ist der lichtdurchflutete Innenraum eine Wohltat. Und das nicht nur bei Regenwetter. Am besten lässt sich der Blick von der Rückbank aus genießen. Für die vorderen Passagiere beginnt der Himmel fast direkt über den Köpfen - die lange, flache Frontscheibe ist Schuld. Wer blauen Himmel sehen will, muss steil nach oben schauen. Im Zusammenspiel mit der wirkungsvollen Zwei-Zonen-Klimaautomatik gelingt es dem getönten Wärmeschutzglas gut, der ersten Frühjahrshitze zu trotzen. Im Hochsommer lässt sich die sengende Sonne mit einer elektrischen Jalousie ganz cool aussperren.
Lifestyle-Kombi
Ins Heck passen 448 Liter. Kein Rekordwert, doch der 407 SW will schließlich kein Möbelpacker sein. Stattdessen: Dynamik und Eleganz. Wer die Rückbank ausbaut und die Beifahrer-Rückenlehne nach vorne klappt, erhält dennoch ein geräumiges Ladeabteil, in dem sich auch eine altbaugerechte Bockleiter für anstehende Malerarbeiten transportieren lässt. Die Passagiere im von uns gefahrenen Topmodell Premium freuen sich über reichlich Komfort. Xenon-Licht, Reifendrucksensoren, Klimaautomatik, CD-Soundsystem, 17-Zoll-Alufelgen und eine Lederausstattung in „Mistral Schwarz“ oder „Cobalt Blau“ sind serienmäßig.
Schnelles Blech
Lange, flache Schnauze und eine endlos lange Fensterlinie. Am Heck stemmt sich die C-Säule dynamisch dem sanft nach hinten geneigten Dach entgegen. Eine Kombination, die unseren 407 SW im Stand nach mindestens 200 PS aussehen lässt. Hinter dem Haifischmaul schnurrt jedoch ein 2,0-Liter-Turbodiesel mit Rußpartikelfilter. Kombiniert ist der Antrieb mit einer 4-Gang-Automatik, die sich über eine Tipp-Funktion auch manuell schalten lässt. Zudem verfügt der Automat über ein Sport- und ein Winterprogramm. Luxusausstattung, HDI und Automatik treibenden Preis des 407 SW HDi FAP 135 Automatik auf 30.690 €.
Gebremster Schaum
Im Fahrbetrieb zeigt sich, dass vier Gänge nicht mehr der Weisheit letzter Schluss sind – andere Hersteller spendieren in der Mittelklasse inzwischen fünf, sechs oder sieben Gänge. Peugeot behält die Sechsgangautomatik im 407 bislang dem Top-Benziner mit 211 PS vor. Und so müht sich der mit 320 Newtonmetern Drehmoment und 136 PS (100 kW) gesegnete Turbodiesel, den SW in Schwung zu bringen. Der aggressive Biss bleibt auf der Strecke, der Franzose ist nicht so agil wie mit der Sechsgang-Handschaltung. Messwerte bestätigen den Eindruck: Beim Spurt von null auf 100 km/h bleibt die Automatik mit 11,2 Sekunden über eine Sekunde hinter der Schaltversion zurück. Das ist an sich keine Welt, doch der verwöhnte Kunde spürt es. Die Kombination taugt besonders gut zum entspannten Cruisen. Bei Bedarf rennt der Testwagen 201 Stundenkilometer. Peugeot verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern. Nach unserer ausgedehnten, eher ruhigen Testrunde durch das Hinterland von Saarlouis zeigte der Bordcomputer knapp 8,2 Liter an.
Fazit: Der 407 SW HDi FAP 135 Automatik überzeugt mit flotter Karosserie und einem kultivierten Turbodiesel, der in Verbindung mit der Automatik allerdings nur noch die Schadstoffnorm Euro 3 erfüllt.
planbar.de, Holger Schilp