Fahrberichte

Fahrbericht Alfa Romeo 147: Übersehener Beau

23.04.2005
Wenn von der Riege der aktuellen Kompaktklasse die Rede ist, wird unter all den Astras und Golfs einer oft übersehen: der Alfa Romeo 147. Das italienische Modell bietet zu Preisen ab 15 950 Euro südländisches Flair mit der dazu passenden rassigen Motorkultur. Die kommt besonders im gefahrenen Fünftürer in der höchsten Ausstattungslinie "Distinctive" und dem 110 kW/150 PS starken 1,9-Liter-Multijet-Turbodiesel zum Tragen. Sein Preis liegt dafür auch bei 24 700 Euro.

Eine sportlich schicke Linie zeichnet den Alfa 147 aus. Dass er wie aus einem Guss wirkt, zeigt sich schon an den Fondtüren, die erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen sind. Die Türgriffe sind geschickt in die Umrandung der Fenster eingelassen und somit fast unsichtbar. Die auffälligste Veränderung der jüngsten Überarbeitung betrifft die Frontpartie. Der V-förmige Kühlergrill mit den verchromten Querrippen wurde vergrößert und erstreckt sich bis tief in den Stoßfänger. Die ebenfalls in V-Form verlaufenden Sicken auf der Motorhaube ziehen sich mit elegantem Schwung bis in die A-Säule. Ab dem B-Holm fällt die Dachlinie sanft nach hinten ab. Front- und Heckleuchten sorgen durch ihre kecke Schlitzform für einen angenehmen Gegensatz zur sonst runden Gesamtform.

Mit 4,22 Metern Länge, einer Breite von 1,73 Meter und einem Radstand von 2,64 Metern rangiert der Alfa 147 auf Golf-Niveau und bietet fünf Personen recht bequem Platz. Selbst groß gewachsene Menschen verfügen im Innenraum über genug Kopf- und Beinfreiheit. Der Platz wurde wohl dem Kofferraum abgezwackt. Mit 292 Litern Stauvolumen, das sich auf bis zu 1 042 Liter erweitern lässt, hält sich der Romeo in den niedrigen Gefilden seiner Fahrzeugklasse auf. Dafür fällt die Ladekante angenehm niedrig aus und die Klappe des Schräghecks lässt sich leicht schließen.

Doch was kümmert die Ladekapazität, wenn im Cockpit im Stile klassischer Chronographen gestaltete und zudem gut lesbare Rundinstrumente sachlich über die Fahrsituation informieren? Durch wenige Chrom-Applikation und Linien im Armaturenbrett wird im Innenraum ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eleganz und Dynamik geschaffen. Die Sitze bieten auch bei einer sportlichen Fahrweise soliden Halt. Nur wer während der Fahrt den Schalter für die Sitzheizung sucht, sollte wissen, wo er sich befindet. Bringen fast alle Hersteller ihn in der Mittelkonsole unter, sitzt er im 147 leicht übersehbar links an der vorderen Ecke des Sitzes. Positiv: Die gesamte Verarbeitung überrascht. Für die Sicherheit an Bord sorgen sechs Airbags und ESP - eine angemessene Ausstattung. In der Basisversion zählt das elektronische Stabilitätsprogramm allerdings nicht zur Serienausstattung. Bei diesem Preis ein klares Manko.

Feuriges Temperament zeigt der Italiener in Sachen Fahrverhalten und Agilität. Wieselflink huscht er durch den Großstadtdschungel, auf der Landstraße sind flotte Kurvenfahrten und zügige Überholmanöver kein Problem. Mit 110 kW/150 PS Leistung des 1,9-Liter-Turbodieselmotors und 305 Nm maximales Drehmoment bei 2 000 U/min kommt der 147 auf jeder Straße gut weg. Bei 208 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht, den Sprint von null auf 100 km/h absolviert er in 8,9 Sekunden. Allerdings nehmen mit der Geschwindigkeit sowohl Motor- als auch Windgeräusche deutlich zu. Die kurzen Schaltwege des Sechsganggetriebes kommen auch hier wieder einer dynamischen Fahrweise entgegen. Ganz anders die Bremsen: Sie könnten durchaus beherzter zupacken.

Zudem verbraucht der Vierzylinder immerhin acht Liter Diesel auf 100 Kilometer und erfüllt darüber hinaus nur die Abgasnorm Euro 3. Einen Partikelfilter gibt es bislang weder für die Neufahrzeuge noch im Nachrüstsatz. Da aber bis zum Ende des Jahres alle Pkw Euro-4-fähig sein müssen, wird eine entsprechende Lösung bald zu erwarten sein. Die Steuer liegt damit bei 293 Euro jährlich. Weitere Kosten fallen durch die Versicherungsbeiträge an. Sie belaufen sich pro Jahr, beispielsweise bei der AXA-Versicherung, auf 535 Euro.

Der Alfa Romeo 147 ist damit in allen Punkten durch und durch Italiener: Er besticht durch seine sportliche Eleganz, überzeugt bei Design und Antrieb, hat Charme und kann sich sehen lassen. Dafür ist er im Unterhalt nicht eben günstig und Umweltaspekte sind ihm nicht so wichtig. Und vielleicht neigen gerade dadurch manche dazu, ihn zu übersehen. Silke Koppers/mid


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