Fahrbericht Rover 45 Celeste: Letzter Auftritt?
11.05.2005
"MG Rover ist insolvent". Eine Schlagzeile, die derzeit für den britischen Automobilhersteller gilt, nicht aber für die MG Rover Deutschland GmbH. Und die den Test mit dem Rover 45 2.0 Celeste überschattet.
Trübe Aussichten
Eine Insolvenz ist noch nicht das Ende, aber es steht kurz bevor. Die Zeit drängt. Ein finanzkräftiger Investor könnte dafür sorgen, dass die Bänder in England bald wieder laufen, doch ein solcher Retter ist noch nicht in Sicht. Und so passt das trübe Wetter, dessen dunkle Wolken sich im blauen Metalliclack des Rover 45 Celeste 2.0 spiegeln, gut zur ganzen Situation.
Gemischtes Doppel
Ursachenforschung. Rover und MG sind zwei Marken, die sich der gleichen technischen Basis bedienen müssen. Während ein MG den Sportler gibt, zeigt der Rover britische Eleganz. Beim Mittelklassemodell Rover 45 Celeste - die Topausstattung - heißt das: Ledersitze, Klimaautomatik, Aluminiumfelgen und Innenraumverkleidungen in Holz- und Wildlederoptik. Zum Preis von 20.950 Euro. Das Interieur ist typisch britisch - und weitab von kühl modernistischem Design.
Lange Geschichte
Leicht ovale Doppelscheinwerfer prägen das unverwechselbare Rover-Familiengesicht. Dahinter wird es schon komplizierter. Der Köper des Rover 45 stammt im Grunde noch aus der Zeit vor der gescheiterten Liaison mit BMW, als die Briten noch mit Honda kooperierten. Wer genau hinsieht, entdeckt den Vorgänger des aktuellen Civic. Von ihm stammt auch die aufwändige Fahrwerkskonstruktion mit Doppelquerlenker-Vorderachse und Einzelradaufhängung hinten, die nicht gerade samtweich aber jederzeit sicher und gut berechenbar agiert. Angesichts der langen Reifezeit sollten die Briten perfekte Qualität abliefern. Was beim großen Rover 75 klappt, funktioniert beim 45 offensichtlich nicht. Schlecht eingepasste Karosserieteile und kratzempfindliche, spröde Kunststoffe im Innenraum zeugen vom Diktat des Rotstifts. Für das Familienleben im Auto wichtiger sind jedoch die 380 Liter Kofferraumvolumen und die umklappbare Rückbank, die der Fünftürer bietet.
Licht und Schatten
ABS, Front- und Seitenairbags sind beim 45 an Bord. Ein elektronisches Stabilitätsprogramm oder Kopfairbags gibt es jedoch weder für Geld noch für gute Worte. Ein Tribut an die nicht mehr ganz taufrische Konstruktion, die sich auch auf Holperpflaster mit zirpen und quietschen bemerkbar macht. Wenig Freude bereitet auch das teigige Fünfganggetriebe mit seinem klobigen Schaltknüppel. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel entwickelt 101 PS (74 kW), die den Rover 45 in 11,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Beim Kaltstart nagelt der Direkteinspritzer vernehmlich, im Stadtverkehr präsentiert er sich zäh und rau. 240 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 2.000 Umdrehungen reichen jedoch, um die 1,3 Tonnen schwere Limousine auf der Landstraße zügig antreten zu lassen. Wer sich nicht ständig im Bereich der 193 km/h Höchstgeschwindigkeit bewegt, darf sich über sehr zivile Trinkgewohnheiten freuen. Auch die Windgeräusche beleiben auf der Autobahn angenehm dezent. Die von MG Rover angegebenen 5,6 Liter Durchschnittsverbrauch sind mit etwas Zurückhaltung im Gasfuß ohne weiteres möglich.
Fazit: Sparsamkeit prägt den Rover 45 im Guten wie im Schlechten. Betagte Technik und verbesserungsbedürftige Verarbeitungsqualität einerseits. Andererseits geizt der Turbodiesel beim Verbrauch. Und die Kundschaft bekommt typisch britisches Design und eine üppige Ausstattung zum vergleichsweise kleinen Preis.
planbar.de, Holger Schilp