Fahrberichte

Fahrbericht Range Rover Sport

15.05.2005
Offraodprofis sind die Jungs von Land Rover schon seit Jahrzehnten. Nun nehmen sie mit dem Range Rover Sport die Überholspur ins Visier. Besonders gut geht das mit dem Topmodell V8 supercharged. Der bietet mit 390 PS Leistung satt.

Noble Bande

Ein Land Rover hat Stil, ein Land Rover geht durch dick und dünn und ein Land Rover macht auch vor der Oper eine gute Figur. Das gilt selbst für den knorrigen Defender. Nur besondere Sportlichkeit wurde von den automobilen Aristokraten bislang nicht verlangt. Das haben die Briten nun selbst getan. Schließlich trägt der Range Rover Sport diese Herausforderung bereits in seinem Namen.

Neue Proportionen

Auf dem massigen Body, der sich beim Testwagen auf mächtige 19-Zoll-Alufelgen stützt, sitzt eine fast schon filigrane Dachkonstruktion. Bündig eingepasstes Glas und die flach stehende Windschutzscheibe sorgen für Dynamik und eine gute Aerodynamik. Bei der Technik nutzt der Neuling die Basis des erst vor wenigen Monaten vorgestellten Discovery. Innen hält es der Sport eher mit dem Namensvetter Range Rover: offenporiges Holz, weiches Leder und dezenter Chrom sorgen für Eleganz. Dass der Range Sport eine Fahrmaschine sein möchte zeigt sich an der Gestaltung des Cockpits, das den Fahrer zum Piloten macht. Schalter, Hebel und Instrumente sind alle in Reichweite. Doch es sind so viele, dass es einiger Eingewöhnung bedarf. Zum Glück funktioniert das Wichtigste auch ohne Studium eines Handbuchs. Gas, Bremse, Automatikwählhebel und ein Soundsystem mit feinem Klang - alles da. Der Schlüssel steckt zwischen den Sportsitzen in der hohen Mittelkonsole. Los geht’s.

Leistung im Doppelpack

Zur Markteinführung Mitte Mai gibt es zwei V8-Aggregate, die von Jaguar stammen und für den Einsatz im Geländewagen nochmals überarbeitet wurden. Der 4,4-Liter-Saugmotor leistet nun 299 PS (220 kW). Sollte eigentlich reichen, sollte man meinen. Aber der seidenweich laufende 82-Ventiler hat seine Mühe mit dem 2,6 Tonnen schweren Koloss. 8,9 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 sind zwar nicht gerade schlecht, doch es fehlt das druckvolle Drehmoment, mit dem der stärkere 4,2-Liter-V8 mit Kompressoraufladung (supercharged) reichlich gesegnet ist. Schon bei 1.500 Umdrehungen sind es rund 400 Newtonmeter, der Maximalwert von 550 Nm liegt bei 3.500 Umdrehungen an. Damit schiebt der Designerklotz ansatzlos nach vorne, wo der kleinere Bruder schon per Kickdown bei der 6-Stufen-Automatik von ZF um Leistung bettelt. Beide Aggregate kommen auch im ebenfalls geringfügig gelifteten Range Rover zum Einsatz. Im Sommer verfügt der Range Sport auch über den bereits im Discovery vorgestellten 2,7-Liter-V6-Turbodiesel. Der Selbstzünder dürfte deutlich unter den 15 bis 20 Litern Durchschnittsverbrauch liegen, die beide V8-Aggregate während unserer Testfahrten rund um Wien verfeuerten. Regiert der Bleifuß, sind noch deutliche Steigerungen drin.

Elektronik kontrolliert

Neu ist die elektronisch gesteuerte Luftfederung Dynamic Response, über die der V8 supercharged serienmäßig verfügt. Mit Hilfe verschiedener Sensoren erkennt das System die Fahrsituation und passt die Federung an. Damit liegt der Sportler auch bei hohem Tempo satt auf der Straße, ohne dass dies mit einer harten Federung erkauft werden muss. Die konventionelle Luftfederung, wie sie bei den schwächeren Motoren serienmäßig ist, kämpft in schnellen Kurven spürbar mit dem Gewicht, was sich mit deutlicher Seitenneigung bemerkbar macht. Dennoch taugen beide Motorisierungen zum flotten Tanz über die Landstraße. Nach einigen Runden auf dem Verkehrssicherheitsgelände Wachau folgt die Kür auf Sand und Geröll. Wer glaubt, ein derart agiler Koloss sei konsequent auf Asphalt getrimmt, irrt sich gewaltig. Selbst mit Straßenbereifung klettert der Brite Steigungen hinauf, die jeden Fußgänger vor ernsthafte Probleme stellen. Ganz locker und lässig geht das. Hier schlägt die Stunde der Fahrwerksregelung Terrain Response, die per Knopfdruck die richtige Fahrwerkseinstellungen für Asphalt, Gras/Schnee, Schlamm, Sand und Felsen aktiviert. Nochmals spielt die Luftfederung ihre Trümpfe aus. Sie ermöglicht den einzelnen Rädern noch besseren Bodenkontakt als dies eine Starrachse könnte. Für maximale Achsverschränkung lassen sich die Stabilisatoren entkoppeln. Bei steilen Gefällstrecken sorgt die Bergabfahrkontrolle DSC für Sicherheit - damit die serienmäßigen acht Airbags möglichst nie zum Einsatz kommen.

Fazit: Dem Range Rover Sport gelingt ein beeindruckender Auftritt. Luxus und Leistung bietet besonders der V8 supercharged im Überfluss. Doch das hat seinen Preis: 76.700 Euro, der V8 beginnt bei 61.800 Euro. Daran gemessen ist der TDV6 mit 53.100 Euro fast ein Schnäppchen.

planbar.de, Holger Schilp


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