Fahrbericht Toyota Avensis 2,2-Liter Diesel
19.05.2005
Den Toyota Avensis sieht man immer häufiger auf deutschen Straßen. Von der aktuellen Generation - erstmals vorgestellt im Frühjahr 2003 - wurden im vergangenen Jahr immerhin 27 200 Einheiten verkauft. Neben vier Benzinmotoren war bislang jedoch nur ein für diese Klasse eher schwach motorisierter Diesel mit 2 Liter Hubraum und 85 kW/116 PS Leistung im Angebot. Jetzt legen die Japaner nach und präsentieren eine neue Generation hochmoderner Selbstzünder. Erster Vertreter ist der durchzugsstarke 2,2-Liter-Motor mit 130 kW/177 PS und dem von Toyota entwickelten D-Cat-System, das nicht nur den Partikelausstoß, sondern auch die Stickoxid-Emissionen (NOx) in den Griff bekommen soll. Motorisiert mit dem neuen Aggregat kostet der Avensis je nach Karosserieform zwischen 27 450 Euro (Limousine) und 28 450 Euro (Kombi). Er steht ab Anfang Juli bei den Händlern.
Schon eine kurze Ausfahrt mit dem starken Selbstzünder macht deutlich, dass Toyota mit dem neuen Motor der Aufstieg in die erste Liga unter den Dieselanbietern gelungen ist. Das 2,2-Liter-Aggregat überzeugt nicht nur mit bärigem Durchzug schon knapp über der Leerlaufdrehzahl, sondern auch durch eine überragende Laufruhe. Zudem ist er für die gebotene Leistung ausgesprochen sparsam: Der vom Hersteller angegebene Mix-Verbrauch von 6,1 Litern (Kombi: 6,2 Liter) ist in der Praxis zu erreichen, wenn man die Leistung des Motors nicht permanent abfordert. Laufruhe und Leistungsentfaltung des Toyota-Motors erinnern deutlich an das gleichstarke Aggregat von Honda, das bislang vielen Experten als Benchmark in dieser Hubraumklasse gilt.
Vermissen kann man höchstens eine Automatik. Das neu entwickelte, in Polen produzierte, manuelle Sechsganggetriebe schaltet sich zwar leicht und präzise, Fahrer können angesichts der schieren Kraft des Motors jedoch speziell beim Anfahren Probleme bekommen, die Power präzise auf die Straße zu bringen. Laut Toyota ist eine Automatik-Version in Vorbereitung, allerdings dürften bis zur Marktreife noch ein bis zwei Jahre ins Land ziehen.
Der neue Diesel ist mit einer Vielzahl technischer Innovationen und Leckerbissen ausgestattet. So setzt Toyota zum Beispiel erstmals eine neue Generation von Keramik-Glühkerzen ein, die bis zu 100 Grad heißer werden als konventionelle Ausführungen. Dadurch wird die ideale Temperatur im Brennraum schneller erreicht, was wiederum das Startverhalten verbessert und die Emissionen verringert. Das D-Cat-System tut ein Übriges, um die Abgase zu verringern. Kernstück des Systems ist ein Speicherkatalysator, der gleichzeitig den Ausstoß von Partikeln, Stickoxid, Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid reduziert. Im Oktober kommt für den Avensis eine weitere Version der neuen Motorengeneration auf den Markt. Bei gleichem Hubraum leistet das Aggregat dann nur 110 kW/150 PS und ist auch technisch abgespeckt. Toyota verzichtet hier auf den D-Cat und die Einspritzung über Piezo-Injektoren. Dafür wird der Avensis mit diesem Motor etwa 1 300 Euro günstiger angeboten.
Die 177 PS-Version bleibt nicht nur auf den Avensis beschränkt. Der starke Diesel soll künftig auch im Corolla Verso sowie ab Anfang nächsten Jahres im neuen Lexus IS angeboten werden. Der neue Super-Diesel arbeitet sauber, sparsam, leise und durchzugsstark, und da liegt es auf der Hand, das Triebwerk auch in anderen Modellreihen nutzen zu wollen. Der 2,2-Liter setzt den neuen Maßstab in dieser Hubraumklasse, jetzt sind die Wettbewerber wieder am Zug. Peter Eck/mid