Fahrbericht MG ZT-T: Sound-Maschine
19.05.2005
MG, das klingt nach Tradition, nach dem Union Jack und nach sportlichen Autos. So eines wollen die Briten mit dem ZT auf die Räder stellen. Und der Dreh am Zündschlüssel weckt sofort Hoffnung: Der Achtzylinder blubbert, das es eine Freude ist. Dass er als Kombi auch durchaus seine praktischen Seiten hat, dürfte Familienväter mit Sportsgeist freuen. Und auch der Tankstellenpächter dürfte diesem Auto immer mit Freude entgegensehen.
Erste Kennzahlen: Der MG ZT-T holt aus 4,6 Litern Hubraum bescheidene 190 kW/260 PS. Wobei bescheiden immer relativ ist. Aber 260 PS holen andere aus zwei turboverstärkten Litern. Doch das war nicht das Ziel der Briten. Sie wollten ein Auto in der Tradition amerikanische Muslcecars. Will heißen: Hubraum ist alles. Der Motor stammt aus dem Ford Mustang und verwöhnt die Ohren mit einem Klang, dem kein autobegeisterter Mensch widerstehen kann. Im Stand blubbert er, unter Vollgas brüllt er und beim Runterschalten grollt er grimmig. Ein Fest für die Ohren des Fahrers, weniger allerdings für lärmempfindliche Mitbürger.
Theoretisch soll der MG 250 km/h schaffen. Doch dazu braucht es viel Anlauf und vielleicht auch ein wenig Rückenwind. Ab 160 km/h beschleunigt er nicht mehr sonderlich flott, die TDI-Fraktion kommt da auf der linken Spur der Autobahn schon gefährlich nahe. Klar, an der Ampel kann man fast alle stehen lassen. 6,1 Sekunden vergehen bis Tempo 100. Bei nasser Straße hilft auch die serienmäßige Traktionskontrolle nicht, die Räder drehen gnadenlos durch. ESP ist übrigens nicht an Bord, gut für Drifts, schlecht für die Sicherheit. Wobei der Brite sich unproblematisch fährt, damit das Heck ausbricht, bedarf es schon einiger Mühen.
Um die Kraft besser auf die Straße zu bringen und das Fahrverhalten zu neutralisieren haben die Ingenieure die Kraft auf die Hinterräder geleitet. Und Kraft hat der MG reichlich. Maximal 410 Newtonmeter liegen bei 4000 Touren an. In der Stadt mit Tempo 50 im fünften Gang fahren ist kein Problem. Die Fünfgangschaltung hat für einen Sportwagen zu lange Wege und erfordert (genau wie das Treten des Kupplungspedals) einen gewissen Kraftaufwand. Ein sechster Gang wäre auf der Autobahn nicht schlecht, denn da singt der Motor manchmal zu laut.
Der Sportler mag dank harter Abstimmung kurze Querfugen nicht wirklich. Richtig Spaß bringt er auf der Landstraße, wo er sich flott und handlich durch die Kurven zirkeln lässt. Hier ist das Sportfahrwerk zuhause, die Seitenneigung ist gering und der Komfort ist gut. Auch als Reiselimousine ist der MG gut geeignet: Bequeme Sitze und bis zu 1222 Liter Stauraum machen ihn praktisch. Wenn der Fond belegt ist - und dort sitzt man komfortabel - bleiben 400 Liter Kofferraumvolumen. Kein Bestwert, aber befriedigend.
Im Prinzip ist der MG der sportlicher Ableger des Rover 75. Dennoch unterscheidet sich der Innenraum merklich von seinem Bruder. Andere Materialien und blau illuminierte Instrumente sollen für den sportiven Touch sorgen. Da der MG teilweise in Handarbeit entsteht, macht auch die Qualität einen guten Eindruck. Die Bedienung ist einfach und gibt keine Rätsel auf. Die Klimaanlage arbeitete im Testwagen unbefriedigend, auch bei voller Kühlleistung blieb es drinnen deutlich wärmer als draußen (bei lauen 20 Grad). Unter Volllast blies der MG dann nur noch warme Luft durch die Düsen.
Der schnellste MG ist komplett ausgestattet. Als sinnvolle Extras sind Ledersitze fällig, ansonsten lässt der flotte Brite wirklich keine Wünsche offen und offeriert auch Xenonlicht und ein Navigationssystem in Serie. Dazu gibt es außerdem unter anderem 18-Zoll-Felgen, Klimaautomatik, Tempomat oder einen CD-Wechsler. Die Preisliste beginnt bei 48 950 Euro. Viel Geld, aber fast die günstigste Gelegenheit, in Deutschland einen Achtzylinder zu fahren. Wäre da nicht die Tankstelle, die bei durchschnittlich 14 Litern Super und einem Tankinhalt von 65 Litern öfter als lieb angesteuert werden muss.
Fazit: Der MG ZT-T ist kein echter Sportler, aber ein flotter Kombi mit hohem Spaßfaktor. Er ist das ideale Fahrzeug für Individualisten, denn viele seiner Art sind auf deutschen Straßen nicht zu finden. Die schwierige Situation bei Rover könnte dafür sorgen, dass er zum echten Sammlerstück mutiert. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut, wenn man die Folgekosten mit teurer Versicherung und die kurzen Wartungsintervalle (Ölwechsel alle 8000 Kilometer) einfach mal außer Acht lässt. Außerdem hat der Klang des Motors ein gewisses Suchtpotential.