Fahrbericht Range Rover V8 supercharged
26.05.2005
Sehr britisch. Der stärkste und teuerste Land Rover aller Zeiten versteckt 396 PS unter einem klassisch schnörkellosen Kleid. Auch wenn er nobel daherkommt, erstaunt der Preis: 99.000 Euro verlangt Land Rover für den Range V8 supercharged.
Druck gemacht
Super was? Supercharged! Unbedingt mit Ausrufezeichen. Denn was die Kompressoraufladung aus dem 4,2-Liter-Motor anstellt, ist fast unglaublich. Unter der leisen Melodie des Kompressorgebläses wachsen dem ursprünglich von Jaguar entwickelten V8-Aggregat Flügel. 560 Newtonmeter Drehmoment packen zu, wenn die Brennräume mit Superkraftstoff geflutet werden.
Im Überfluss
Es sind weniger die nackten Zahlen - und die sind für einen 2,6-Tonnen-Koloss schon beeindruckend genug - es ist die seifenweiche Leichtigkeit der Fortbewegung. Ansatzlos und ohne jede Verzögerung bügelt der Range in 7,5 Sekunden die Tempo-100-Marke. Wer sich an der souveränen Fortbewegung berauscht, treibt den Verbrauch weit über den Normwert von 16 Litern. In der Stadt sind es demnach 22,4 Liter. Zahlen, die Otto-Normalfahrer eine Ahnung davon vermitteln, was es heißt, diesen Range zu bewegen. Aristokratische Gelassenheit ist also geboten.
Zeichen setzen
Man thront über den Dingen - auf dem Präsentierteller. Hinter einer großzügigen Verglasung. Selbst in Wien, wo Luxus allgegenwärtig ist, folgen bei der Pressevorstellung die Augenpaare dem schwarz glänzenden Briten. Ein Maschengitterkühlergrill und mächtige 20-Zoll-Felgen sind die Insignien seiner Macht. Kühl aber verbindlich hält die Luftfederung das starke Stück auf der Straße. Seitenneigung ist selbst in engen Kurven verpönt. Im Gelände taugt das Fahrwerk auch für Extremtouren. Sperrbare Differenziale, eine Bergabfahrkontrolle mit automatischen Bremseingriffen und die Geländeuntersetzung bringen die Passagiere bei Bedarf weiter als nur bis zur Oper. Kultiviert geht es in jedem Fall voran. Dafür sorgt schon die sanft schaltende Sechsgang-Automatik.
Luxus pur
Angesichts der Preisgestaltung sollte die gebotene Luxusausstattung eigentlich kein Thema sein. Ist sie aber doch. Denn der Range V8 supercharged verfügt nicht nur ein offroad-taugliches DVD-Navigationssystem. Er hat auch eine drahtlose Minikamera an Bord, die sich per Saugfuß oder Klettband in und unter dem Fahrzeug oder im Anhänger anbringen lässt. Das Bild erscheint dann auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole. Mit einer zweiten Perspektive soll die "Venture Cam" schwierige Fahrmanöver erleichtern. Für eine sichere Tourenplanung sorgt die Navigationssoftware. Sie offeriert nicht nur bis zu drei verschiedene Routen zum Ziel, sie warnt auch, wenn dem Range unterwegs der Sprit auszugehen droht. Und sie kennt die Tankstellen, die entlang des Weges liegen. Angesichts der Trinksitten eine gute Vorsichtsmaßnahme.
Schöner Leben
Trotz allem Hightech sind es andere Dinge, die das Fahrerlebnis prägen. Man fühlt sich im Range wie in einer sicheren Burg, durch aufwändige Geräuschdämmung der Umwelt entrückt. Und die Macht wohnt im rechten Fuß. Man kann sie einsetzen, man muss es aber nicht. Genießer freuen sich über perfekt verarbeitete Lederpolster und das leise platschende Geräusch, wenn die Hände sich bei der Kurbelei in der Innenstadt auf den Lederkranz senken. Und nur notorische Sportsnaturen werden den geringen Seitenhalt der Vordersitze bemängeln. Doch diese Menschen sind im Range fehl am Platze. Trotz der 396 Pferdestärken.
Fazit: Reden wir nicht über Unterhaltskosten. Der Range Rover V8 supercharged ist nicht nur der teuerste Land Rover aller Zeiten. Er ist schlichtweg der Beste. Supercharged eben.
planbar.de, Holger Schilp