Fahrberichte

Neuer Mazda5: Kompaktvan mit Schiebetüren

09.06.2005
Wer zu spät kommt, braucht eine gute Entschuldigung oder zumindest ein paar neue Ideen. Der japanische Autohersteller Mazda hat sich viel Zeit gelassen, bevor er jetzt einen modernen Vertreter in die nach wie vor boomende Fahrzeugklasse der Kompaktvans schickt. Am 18. Juni kommt der neue Mazda5 in den Handel, der gleich zwei Fahrzeuge ersetzt: den zuletzt etwas glücklosen Premacy und den MPV. Dabei muss sich der Neue gegen den VW Touran, Opel Zafira, Ford Focus C-Max und Renault Scenic behaupten, die den Markt eigentlich schon unter sich aufgeteilt haben.

Aber Platz ist bekanntlich in der kleinsten Nische, und so setzt der japanische Hersteller diesen etablierten Fünf-, Sechs- und Siebensitzern ein eigenes Konzept entgegen. Denn der neue Van ist ein 6+1-Sitzer - jedenfalls wenn man das 800 Euro teure "Travel-Paket" oder mindestens die "Exclusive"-Ausstattung ordert: Dann bietet er jeweils zwei bequeme Einzelsitze in drei Reihen, und aus dem linken Sitz der mittleren Reihe lässt sich ein weiterer Sitz herausklappen, der allerdings Notfällen vorbehalten bleiben sollte. Alternativ kann man aus dem rechten Sitz eine Ablagebox herausziehen.

Auch in der dritten Reihe lässt es sich ganz gut aushalten, denn immerhin verfügt das Fahrzeug über enorme 2,75 Meter Radstand, fünf Zentimeter mehr als der auch nicht kleine Zafira. Allerdings schrumpft bei voller Bestuhlung das Kofferraumvolumen auf Kleinstwagenniveau: Gerade einmal 112 Liter passen noch hinein. Dann schon lieber dank so genannter "Karakuri"-Klapptechnik die Sitze mit simplen Handgriffen umklappen: So stehen nämlich bis zu 1 566 Liter Lade-Volumen zur Verfügung. Ausbauen kann man die Sitze zwar nicht, aber diese Möglichkeit wird von Van-Besitzern ohnehin eher selten genutzt. Das Beste am Mazda5 sind die beiden großen seitlichen Schiebetüren, die man in dieser Klasse sonst vergeblich sucht. Sie ermöglichen einen leichten Einstieg zu den beiden hinteren Sitzreihen und sind gerade in engen Parklücken ein Segen.

Einen großen Designsprung hat Mazda mit dem "Fünfer" nicht gewagt. Da hat die Messestudie MX-Flexa, die dem Serienfahrzeug vorausgegangen war, schon ein wenig mehr her. Doch der insgesamt stilsichere Auftritt, die keilförmige Karosserie und das zum Heck hin leicht abfallende Dach verleihen dem Raumfahrzeug einen gewissen sportlichen Anstrich, den es beim Fahren auch umzusetzen weiß.

Eigentlich kein Wunder, denn die Bodengruppe samt Achsen teilt sich der Van mit dem Mazda3, dem Ford Focus und dem Volvo S40/V50, alles Fahrzeuge, die für ihre Agilität bekannt sind. Und doch erstaunt es, wie dynamisch sich der stattliche 4,51 Meter lange Japaner mit präziser Lenkung um die Kurven steuern lässt und dabei stets gutmütig bleibt. Dank des sicheren Fahrwerks dürfte das serienmäßige ESP bei normaler Fahrweise beschäftigungslos bleiben.

Dabei verleitet zumindest der Topmotor durchaus dazu, dem Kompaktvan ein wenig die Sporen zu geben: Die Spitze der Palette markiert ein 2,0-Liter-Diesel mit 105 kW/143 PS, der mit 360 Nm Drehmoment schon aus niedrigen Drehzahlen für kräftigen Antritt sorgt, kultiviert hochdreht und sich dabei wohltuend leise gibt. Daneben gibt es einen kleineren Diesel mit 81 kW/110 PS sowie zwei Benziner mit 85 kW/115 PS und 107 kW/145 PS. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 4, die Diesel werden serienmäßig mit Partikelfilter ausgestattet, kommen aber erst im September auf den Markt. Wer nicht so lange warten oder den Diesel-Aufpreis nicht zahlen will, ist aber auch mit einem Benziner gut bedient.

So lässt sich sogar der Grundpreis auf unter 20 000 Euro drücken, einschließlich einer kompletten Sicherheitsausstattung mit ESP sowie Front-, Seiten- und Kopfairbags. Eine Klimaanlage oder das "Travel-Paket" mit sechstem und siebtem Sitz sind im Basismodell allerdings nicht an Bord. Daher empfiehlt sich der Aufstieg in die nächsthöhere "Exclusive"-Ausstattung, die neben allerlei Annehmlichkeiten auch das flexible Sitzkonzept enthält.

Pro Jahr will Mazda 13 500 Einheiten des neuen Modells an die deutschen Kunden bringen. Ein durchaus ambitioniertes Ziel, aber der Kompaktvan bringt mit variablem Innenraum, guter Verarbeitung und sportlichem Fahrwerk alle Anlagen mit, um sich einen achtbaren Platz in der hart umkämpften Fahrzeugklasse zu sichern. Michael Hoffmann/mid


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