Fahrberichte

Lexus LS 430: Angriff auf die S-Klasse

15.07.2005
Japanische Fahrzeuge waren lange Zeit als billige Kopien europäischer Hersteller verschrien. Das Verhältnis zwischen Lehrling und Meister hat sich aber längst umgekehrt. Heute zeigen uns die Japaner, wie man qualitätsvolle Autos baut, kostengünstig produziert und innovative Konzepte entwickelt. An erster Stelle wird dabei stets Toyota genannt.

Als letzte uneingenommene Bastion scheint zumindest auf dem europäischen Markt die Oberklasse übrig geblieben zu sein. Denn wer es sich leisten kann, greift aus Prestigegründen lieber zum BMW 7er, dem Audi A8 oder einem Modell mit Stern auf der Motorhaube. Dass Toyota auch in der Oberklasse Standards setzen kann, beweisen die Japaner mit dem Flaggschiff ihrer Luxusmarke Lexus, dem LS 430. Zugegebenermaßen ist zunächst etwas Überwindung notwendig, um im Edel-Japaner Platz zu nehmen. Zu sehr erinnern die Außenformen an die gerade auslaufende S-Klasse. Von der Gestaltung Heckleuchten in moderner LED-Technik bis zur Frontansicht mit den großflächigen Scheinwerfern mit Xenon-Leuchten und zusätzlichem Kurvenlicht und dem Lamellenkühlergrill - das alles sieht nach einer guten Fälschung eines bekannten Originals aus.

Diese Hürde jedoch genommen, ist man aber einfach nur noch begeistert. Der 4,3-Liter-Motor ist, selbst wenn Radio und Klimaanlage ausgeschaltet sind, im Leerlauf nicht vernehmbar. Erfolgt der Tritt aufs Gaspedal, geht das 207 kW/282 PS starke V8-Triebwerk kraftvoll zu Werke. Der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 kann bei Bedarf in 6,3 Sekunden absolviert werden. Auf der Autobahn freut man sich über die ordentliche Kick-Down-Funktion. Durch ein manuelles Zurückschalten der serienmäßigen Sechs-Stufen-Automatik gelingen Überholvorgänge nochmals schneller.

Ist erst einmal ein angenehmes Reisetempo erreicht, schaltet man am besten den gegen 3 400 Euro Aufpreis erhältlichen und wunderbar funktionierenden Tempomat ein. Er bremst den knapp zwei Tonnen schweren Wagen bei zu dichter Annäherung an das vorausfahrende Fahrzeug selbstständig ab. Erkennt das radargestützte Sicherheitssystem eine Gefahrensituation, fordert zusätzlich ein Warnton den Fahrer auf, die Bremse zu betätigen. Mit der Einstellung "Auto" werden dem Fahrer ferner das Einschalten des Abblendlichts sowie der Scheibenwischer abgenommen. Hier zeigt sich allerdings der einzige Mangel des Fahrzeugs. Die Scheibenwischer schlagen beim gefahrenen Testfahrzeug nach unten laut hörbar an. Das mag ein Zeichen für gute Wischkraft bei hohen Geschwindigkeiten sein, trübt aber den ansonsten nahezu perfekten Gesamteindruck. Lobenswert ist die manuelle Einstellbarkeit des luftgefederten Fahrwerks. Der Sport-Modus vermittelt bei höheren Geschwindigkeiten einen guten Kontakt zur Straße, während die Limousine in der Normal-Stellung komfortabel dahingleitet. Die Freude am Fahren sollte man sich vom Testverbrauch von 13,7 Litern Superbenzin auf hundert Kilometern nicht verderben lassen. Angesichts des Hubraumvolumens ist ein geringerer Verbrauchswert kaum zu erreichen.

Die Serienausstattung des Lexus LS 430 zeigt sich japanisch-vollständig. Besonders hervorzuheben gilt die Luftventilation der mit fünf Knöpfen elektrisch einstellbaren Frontsitze, die nicht nur bei kalten, sondern auch bei heißen Außentemperaturen angenehmen Sitzkomfort garantiert. Zudem lässt sich der Beifahrersitz elektrisch weit nach vorne fahren, wodurch ein enormer Beinraum für den Mitfahrer auf der Rückbank entsteht und sich der Wagen auch als Chauffeurs-Fahrzeug qualifiziert. Der riesig erscheinende Kofferraum von 475 Litern Volumen ist geeignet, um großes Reisegepäck aufzunehmen. Zahlreiche praktische Ablagen im Innenraum, darunter ein großes Staufach unter der Mittelarmlehne vorn, runden das Bild von der komfortablen Reiselimousine ab. Beim Einparken des 5,03 Meter langen Viertürers hilft der Parkassistent plus der Rückfahrkamera. Die Bildübertragung erfolgt ebenso wie die einleuchtende Menüführung der Audio- und Navigationsanlage über einen Berührungsbildschirm.

Gelingt es Lexus, zukünftig seinen Fahrzeugen eine Eigenständigkeit in der Formgebung zu verleihen und sollte die von Toyota geplante Wende hin zu mehr Emotionalität glücken, werden sich auch hierzulande immer mehr Oberklassekunden von den Qualitäten der Marke überzeugen lassen. In den USA hat jedenfalls der Lexus LS 430 die Mercedes-Benz S-Klasse in der Zulassungsstatistik schon weit hinter sich gelassen. Dorothee C. Tschampa/mid


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