Mercedes-Benz R-Klasse: Neue Dimension des Reisens
19.07.2005
Ein Reisefahrzeug der neuen Dimension hat Mercedes-Benz jetzt mit der neuen R-Klasse vorgestellt. Der geräumige Luxus-Van verbindet den Stil einer Oberklasse-Limousine mit dem üppigen Platzangebot eines Großraum-Vans und eignet sich als Reisebegleiter gut betuchter Familien ebenso wie als VIP-Shuttle zwischen Filmfestival und Grandhotel. Zunächst bringt Mercedes die R-Klasse im Herbst in einer Langversion auf den US-Markt; die europäische Version, die es zusätzlich mit verkürzten Abmessungen gibt, kommt im Februar nächsten Jahres zu den Händlern. Der Einstiegspreis für den R 350 mit 200 kW/272 PS Leistung dürfte knapp 50 000 Euro betragen.
Die R-Klasse ist eine in dieser Form noch nicht gebaute Mischung aus exklusiver Limousine, Kombi und Van, die man durchaus, wie Mercedes es tut, als großen Sports Tourer oder in Ermangelung anderer Begrifflichkeiten schlicht als Crossover bezeichnen kann. Die Stuttgarter scheinen dabei auf dem richtigen Weg zu sein, denn die ersten Nachahmer - man darf von BMW, Audi und auch Opel ausgehen - stehen bereits in den Startlöchern.
Hauptmarkt des neuen Modells sind die USA. Dort wird die R-Klasse nicht nur gemeinsam mit der M-Klasse im Werk Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama produziert, dort kommt sie auch bereits im Herbst als 5,16 Meter lange Version zu den Händlern. Fast 50 Prozent der nicht näher bezifferten Jahresproduktion sollen in Nordamerika verkauft werden, 40 Prozent gehen nach Europa. Hier steht außerdem eine um 24 Zentimeter verkürzte Variante zur Verfügung, die auch im Innenraum etwas knapper geschnitten ist als die jetzt vorgestellte US-Version. Diese überzeugt bei 3,22 Metern Radstand mit überaus üppigem Platzangebot auf sechs Einzelsitzen: Bein- und Kopffreiheit in der zweiten Sitzreihe übertreffen das Niveau der S-Klasse, und auch in der dritten Reihe lässt es sich erstaunlich kommod reisen. Der Einstieg in den Fond gelingt dank "Easy Entry"-Sitzen problemlos, nur ältere Passagiere könnten hier Probleme bekommen.
Erst wenn die R-Klasse voll besetzt ist und die fünf Mitfahrer auch noch Gepäck mitnehmen wollen, wird es eng: Der Kofferraum fasst lediglich 314 Liter Volumen, 40 Liter weniger als ein Golf. Durch Umlegen der Sitze wird aus dem Tourer ein Transporter, der maximal 2 385 Liter Ladevolumen schluckt. Doch vor dem Baumarkt kann man sich den eleganten Raumgleiter ohnehin schlecht vorstellen. Eher schon vor der Oper, denn Mercedes nimmt für das neue Modell vor allem jene Kunden ins Visier, die neben dem Raumangebot auch ein Fahrzeug zum Repräsentieren suchen. Für den Antrieb der US-Version hält Mercedes den neuen V6-Benziner mit 200 kW/272 PS im R 350 sowie den älteren Achtzylinder-Motor mit 225 kW/306 PS im R 500 bereit. Die Europäer können sich außerdem für einen V6-Diesel mit 165 kW/224 PS im R 320 CDI entscheiden. Alle Triebwerke werden mit der bekannten, stets aufmerksamen Siebengang-Automatik gekoppelt, die wie in der M-Klasse und der kommenden S-Klasse über einen Wählhebel am Lenkrad bedient wird. Der durch den Wegfall des Schalthebels im Mitteltunnel frei gewordene Platz wird für Ablagen genutzt. Die Kraft wird serienmäßig an alle vier Räder verteilt.
Schon der Einstiegsbenziner mit sechs Zylindern dürfte für die meisten Fälle des automobilen Lebens völlig ausreichen, der V8 macht aus der 2,2 Tonnen schweren R-Klasse dagegen fast einen Sportwagen, der aus dem Stand in exakt sieben Sekunden die 100-km/h-Marke passiert. Souveränes Gleiten passt allerdings eher zum Charakter der R-Klasse als ein übertrieben sportlicher Fahrstil, zumal das Fahrzeug trotz elektronischer Dämpferregelung und luftgefedertem Fahrwerk mit Sportmodus in Kurven schwerfälliger wirkt als eine Limousine. Auch die Lenkung der US-Version ist reichlich indifferent und teigig, doch sowohl Lenkung als auch Fahrwerk sollen für die europäische Version noch auf den hiesigen sportlicheren Geschmack getrimmt werden.
Gemeinsam mit der S-Klasse, die im Herbst erneuert wird, und dem CLS hat Mercedes demnächst mit der neuen R-Klasse das jüngste und umfangreichste Modellangebot in der Oberklasse. Die Kunden sollen aber vor allem von Luxus-Kombis oder noblen SUV in den Sports Tourer umsteigen. Daher dürfte nicht nur die Konkurrenz unter Druck geraten, sondern auch die M-Klasse oder das T-Modell der E-Klasse den einen oder anderen Kunden an das neue Pferd im Mercedes-Stall verlieren. Michael Hoffmann/mid mid/mh