Fahrberichte

Mercedes-Benz CLS 350: Harmonie des Gegensatzes

22.07.2005
Ein Gegensatzpaar automobiler Modelle verschmelzen im Mercedes-Benz CLS miteinander. Fährt man mit dem "viertürigen Coupé" durch die Straßen, erntet man überwiegend bewundernde Blicke. Doch wer sich für den Kauf des schicken Schwaben mit dem 200 kW/272 PS starken 3,5-Liter-V6-Benzinmotor entschieden hat, weiß auch die inneren Werte zu schätzen, die er ab rund 56 000 Euro erhält.

Denn unter dem Blechkleid stecken der Komfort und die Funktionalität einer Limousine, gepaart mit einem hervorragenden Motor. Doch eben an der äußeren Hülle scheiden sich die Geister. Für die einen strahlt sie aufgrund der sich über die komplette Länge von 4,91 Meter erstreckende Coupélinie Eleganz und Dynamik aus. Auf andere wirkt speziell das Heck zu unproportioniert durch die Verbindung von vier Türen und die Coupéform. Böse Zungen unken, der CLS sei, wenn er erst einmal in die Jahre kommt, der perfekte "Ganovenschlitten". Doch den Widerspruch zwischen Viertürer und Coupé konnten die Mercedes-Designer beim diesem noblen Gefährt aufheben - das müssen auch die ärgsten Kritiker anerkennen.

Auch sie nicken anerkennend, wenn sie sich auf dem Fahrersitz niederlassen. Leder und seidenmatt lackiertes Wurzelnussholz dominieren die Optik, vereinzelte Chromelemente setzen Akzente im edel wirkenden Innenraum. Im Cockpit fällt der Blick auf eine klassische Anordnung dreier Rundinstrumente. Die Materialaufteilung am Steuer aus Wurzelholz und Leder mag zwar gut aussehen, doch je nach Gewohnheit des Fahrers bietet das Vierspeichenlenkrad zu wenige Haltefläche. Denn das Holz ist auf die Dauer nicht griffig genug. Ein Ärgernis bei solch einer Luxuskarosse.

Fächer unter den lederbezogenen Armlehnen zwischen den Frontsitzen und in der Konsole zwischen den zwei Einzelsitzen im Fond bieten ausreichenden Ablageplatz für Kleinigkeiten und können als Getränkehalter genutzt werden. Während Fahrer und Beifahrer genug Kopf- und Beinfreiheit zur Verfügung steht, fällt der Raum im Fond für Menschen über 1,80 Meter Körpergröße ziemlich eng aus. Besonders aufgrund der flach abfallenden Dachlinie stoßen Sitzriesen schnell mit dem Kopf an. Außerdem bieten die hinteren Seitenscheiben nur einen eingeschränkten Blick nach draußen. Als Chauffeurslimousine eignet sich daher der CLS eher nicht.

Dagegen müssen kaum Einschränkungen beim Kofferraum hingenommen werden: Stattliche 505 Liter Stauvolumen bietet der flache und recht tief ins Fahrzeuginnere reichende Raum, der für den Reisegepäcktransport von vier Personen für eine Woche ausreicht. Die Ladekante fällt angenehm niedrig aus. Erweiterbar ist das Volumen allerdings nicht, denn die Rückenlehnen der Fondsitze lassen sich nicht umklappen.

Doch was eigentlich am meisten begeistert, sitzt vorn unter der Motorhaube. Mit dem harmonisch arbeitenden V6-Aggregat und seiner Leistung von 200 kW/272 PS lässt sich der Hecktriebler sowohl sportlich als auch gemütlich fahren. Wenn nötig, kann der Sprint von null auf 100 km/h in sieben Sekunden bewältigt werden. Das maximale Drehmoment von 350 Nm liegt bereits bei 2 400 U/min an. Bei einem Tempo von 250 km/h regelt die Elektronik ab. Die Kraftübertragung übernimmt die tadellos agierende Siebengang-Automatik 7G-Tronic. Sie spricht direkt auf das Fahrverhalten an und ermöglicht jederzeit Zwischenspurts. Dank komfortabler, aber nicht zu weicher Fahrwerksabstimmung bleiben die Insassen von Stößen durch Unebenheiten der Fahrbahn weitgehend verschont. Ein sanftes Dahingleiten ist daher im CLS immer möglich.

Dabei verbraucht der Euro-4-Motor im Durchschnitt rund elf Liter Superbenzin auf 100 Kilometern. Zu den laufenden Kosten gesellen sich 236 Euro Steuern im Jahr. An Versicherungsbeiträgen für die Haftpflicht werden beispielsweise bei der AXA 653 Euro jährlich fällig. Die Sicherheitsausstattung umfasst - wie für diese Fahrzeugklasse zu erwarten ist - acht Airbags und ESP; der vorausschauende Insassenschutz Pre-Safe ist neuerdings optional erhältlich.

So komplett die Innen- und Sicherheitsausstattung des CLS ist, so sicher werden sich viele komplett für den Luxusstern begeistern und im klobigen Heck den gelungenen Abschluss eines außergewöhnlichen Coupés mit vier Türen sehen. Silke Koppers/mid


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