Fahrberichte

VW Passat Variant 2.0 TDI: Der Volks-Kombi

26.07.2005
Etwas zusätzlich zu wollen, ohne anderes dafür zu lassen, kommt häufig einem schmerzhaften Spagat gleich. Ähnlich geht es VW mit seinem im Vergleich zum Vorgänger deutlich veredelten Passat. So wie die bereits seit Frühjahr erhältliche Limousine soll nun auch der für die Wolfsburger wesentlich wichtigere Variant sowohl die alten Kunden halten, als auch im Premiumsegment bei Mercedes und Co. wildern. Der Mittelklasse-Kombi steht ab 19. August bei den VW-Händlern zu Preisen ab 22 900 Euro und mit den vier bekannten Ausstattungslinien Trendline, Comfortline, Sportline und Highline. Zum Antrieb können zunächst fünf, allesamt bekannte Motoren - drei Benziner und zwei Diesel - geordert werden. Drei weitere, besonders leistungsstarke Aggregate folgen in den kommenden Monaten. Für die erste Ausfahrt stand nun die Volumenvariante, der 2,0-Liter-TDI mit 103 kW/140 PS bereit.

Der Passat Variant wirkt wie ein völlig neues Fahrzeug, und doch erschließt sich die Bedienung des mit der Limousine identischen Kombi-Cockpits auf Anhieb. Lediglich die neue, serienmäßig eingebaute elektronische Parkbremse benötigt eine kurze Phase der Konzentration. Statt einen Handbremshebel zu ziehen, reicht ein ca. zwei Sekunden langer Druck auf einen links vom Lenkrad platzierten Knopf. Beim Anfahren löst sich die Parkbremse automatisch.

Den neuen Premium-Anspruch des Passat machen die gewachsenen Außenmaße deutlich. Die sechste Generation des Bestsellers hat an Länge um 9,2 Zentimeter auf 4,77 Meter zugelegt und fällt mit einem Plus von 7,4 Zentimetern auf 1,82 Meter vor allem deutlich breiter aus. Nach oben geriet der Sprung etwas kleiner: Zusätzliche 1,9 Zentimeter haben den Passat auf 1,52 Meter Höhe inklusive Dachreling gebracht. Kein Wunder, dass nicht nur Fahrer und Passagiere üppigen Platz zur Verfügung haben, sondern auch mehr Raum fürs Gepäck geschaffen wurde. Bis zu 1 731 Liter fasst der Passat Variant jetzt, ein deutliches Plus von 131 Litern gegenüber dem Vorgänger. Allerdings rechnet VW die Reserveradmulde mit 90 Litern ein. Dieser Stauraum steht jedoch nur dann zur Verfügung, wenn man auf das aufpreispflichtige fünfte Rad verzichtet und statt dessen mit einem so genannten "Tire Mobility Set" vorlieb nimmt.

Wie problematisch der Spagat zwischen Volumenmodell und Premiumanspruch ist, zeigt eine genauere Untersuchung des Innenraums. Da rasten die im oberen Teil des Armaturenbretts angebrachten Schubladen der kleinen Ablagefächer etwas zu robust aus und ein, und auch der für die zwischen den Vordersitzen platzierte Ablagebox verwendete harte Kunststoff kann nicht wirklich überzeugen. Ansonsten waren Verarbeitung und Materialauswahl beim Testfahrzeug gelungen. Überzeugend das Design: Wo die Limousine vor allem im Heckbereich etwas schwächlich wirkt, steht der Variant erst recht standesgemäß auf der Straße. Es scheint, als ob die vom Frontbereich nach hinten laufenden Linien in erster Linie für den Kombi komponiert worden sind. Denn das Fahrzeug wirkt in sich stimmiger und harmonischer als das Schwestermodell mit Stufenheck.

Für den Passat Variant eine gute Wahl unter den bekannten Konzernmotoren ist auch der 2,0-Liter-Diesel mit seinen 103 kW/140 PS. Wer allerdings noch 1 750 Euro zusätzlich ausgeben kann, sollte statt der manuellen Sechsgangschaltung das formidable Direktschaltgetriebe wählen. Diese Automatik mit Doppelkupplung ist nicht nur sparsam und sorgt für blitzschnelle Gangwechsel, sie kaschiert auch erfolgreich die kleine Anfahrschwäche des Diesels zwischen Leerlauf und 1 600 U/min.

Die richtigen Spaßmacher unter den Antrieben folgen allerdings erst gegen Oktober. Der auf 125 kW/170 PS leistungsgesteigerte 2,0-Liter-TDI wird 350 Nm Drehmoment und 220 km/h Spitze mit einem 6,6 Liter Durchschnittsverbrauch kombinieren. Auf der Benzinerseite folgen der 2,0-Liter-FSI mit Turbounterstützung und 147 kW/200 PS sowie als Sahnehaube der 3,2-Liter-V6-FSI mit 184 kW/250 PS.

Seit 1973 hat Volkswagen in fünf Generationen 4,3 Millionen Einheiten seines Passat Variant verkauft. Das Fahrzeug hat sich in dieser Zeit zu einem wahren Volks-Kombi entwickelt, der ähnlich wie der Golf im Kompaktsegment eine gewisse Klassenlosigkeit ausstrahlt und von der jungen Familie bis zum Geschäftsführer gefahren werden kann. Im Prinzip hat sich dies auch in der sechsten Generation nicht geändert. Denn der neue Kombi-Passat hat zwar große, andererseits aber noch im normalen Rahmen des Fortschritts liegende Schritte in Sachen Technologie, Qualität und Design gemacht. Und damit sollte er trotz der manchmal etwas unbescheidenen VW-Preise auch in der sechsten Generation ein wahrer Volks-Kombi bleiben. Peter Eck/mid


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