Nissan Pathfinder: Allrounder für Familien
29.07.2005
Das fast perfekte Auto, das sich ebenso als Familienkutsche, Transporter, Zugfahrzeug, Geländewagen oder Reisegleiter eignet: Das stellt der neue Nissan Pathfinder dar. Zugegebenermaßen muss man erst einmal die Summe von 34 400 Euro auftreiben.
Der Versuch, möglichst viele Eigenschaften in einem Fahrzeug zu vereinen, führt bisweilen zu lauen Kompromissen. Gute Geländegängigkeit kann zu Lasten des Straßenkomforts gehen; je mehr Sitzplätze ein Auto bietet, desto ungemütlicher wird es für den einzelnen Passagier. Dem Pathfinder mit bis zu sieben Sitzen gelingt der Ausgleich der Interessen jedoch durchaus überzeugend.
So bieten die Plätze der ersten und zweiten Reihe reisetauglichen Langstreckenkomfort, während die dritte Sitzreihe, wie allgemein bei solchen Fahrzeugen üblich, zumindest für Kurzstrecken ausreicht. Wird sie nicht benötigt, kann sie per einfachem Handgriff zweigeteilt umgelegt werden. So entsteht ein 515 Liter fassendes Gepäckabteil, genug, um mit einer fünfköpfigen Familie in den Urlaub zu starten. Wird auch die zweite Sitzreihe umgeklappt, erhält man 2 091 Liter Stauvolumen. Insgesamt hat Nissan 64 verschiedene Sitz- und Laderaumkombinationen gezählt. Zahlreiche kleine und große Ablagen im ansprechend gestalteten Innenraum, Verzurrösen und Einkaufshaken sowie das separat öffnende Heckfenster weisen darauf hin, dass der Autohersteller vor allem Familien und deren Bedürfnisse ins Visier genommen hat.
Seinem Namen "Pathfinder", zu deutsch Pfadfinder, wird der Wagen nicht nur durch die digitale Anzeige der Himmelsrichtung im Innenspiegel gerecht. Auch ernsthaften Ausflügen ins Gelände steht nichts im Weg. Leiterrahmen-Konstruktion, zuschaltbarer Allradantrieb und Getriebeuntersetzung: Der Japaner hat alles an Bord, was aus einem SUV einen echten Geländewagen macht. Die Antriebsart wählt der Fahrer über einen Drehschalter; im normalen Betrieb wird die Kraft über das serienmäßige Sechsgang-Getriebe nur auf die Hinterräder geleitet, auf glitschiger Fahrbahn oder im Gelände gehen bis zu 50 Prozent auf die Vorderräder.
Doch auch auf befestigten Straßen macht das Fahrzeug eine gute Figur: Es rollt weich ab, ohne schaukelig zu wirken, und lässt sich präzise lenken. Kaum jemand dürfte allerdings auf die Idee kommen, mit dem 1,87 Meter hohen Geländewagen auf Kurvenjagd zu gehen. Denn dann machen sich der hohe Aufbau und die 2,2 Tonnen Leergewicht mit deutlichen Wankbewegungen bemerkbar. Für Gefahrensituationen ist serienmäßig ESP an Bord. Zusätzlich zählen unter anderem Front- und Seitenairbags sowie Kopfairbags vorne und hinten, eine Klimaautomatik und ein CD-Radio zur Serienausstattung.
Pfadfinder spielen kann man mit dem Pathfinder allerdings auch auf dem Parkplatz vorm Supermarkt beim Versuch, sich in enge Parklücken zu zwängen. Denn obwohl das Fahrzeug trotz seines imposanten Äußeren mit 4,74 Metern Länge kürzer ist als eine Mercedes E-Klasse, gestaltet sich der Alltag in einer überfüllten Innenstadt nicht ganz einfach. Unbedingt empfehlenswert ist daher die Rückfahrkamera, die ein farbiges Bild des Bereichs hinter dem Fahrzeug auf den Monitor wirft. Leider kann sie nur in Verbindung mit dem Navigationssystem für 2 900 Euro bestellt werden.
Die Frage nach der angemessenen Motorisierung stellt sich nicht: Obwohl auch ein 4,0-Liter-V6-Benziner angeboten wird, ist der Griff zum 2,5-Liter-Turbodiesel die eindeutig sinnvollere Wahl. Vor allem, weil das 128 kW/174 PS starke Triebwerk mit einem bulligen Drehmoment von 403 Nm bei 2 000 U/min ein ebenso entspanntes wie kraftvolles Fortkommen ermöglicht und sich der Verbrauch bei akzeptablen zehn Litern Diesel auf 100 Kilometern einpendelt. Das Geräuschniveau ist gut, der Motor wirkt abgesehen vom etwas nervigen Sirren des Turboladers nicht angestrengt. Die Freude trübt lediglich das Fehlen eines Partikelfilters, was dem Pathfinder die wenig zeitgemäße Abgaseinstufung nach Euro 3 beschert. Bis Anfang nächsten Jahres dürfte sich das aber ändern. An das Finanzamt müssen pro Jahr 386 Euro Kfz-Steuer überwiesen werden; für die Haftpflicht werden in der SF 1 bei der AXA-Versicherung 773 Euro im Jahr verlangt.
Geländegänger und Familienkutsche, Kombi und Langstrecken-Tourer oder auch Zugfahrzeug mit 3 000 Kilogramm Anhängelast, dem in Barcelona produzierten Pathfinder ist nichts zu viel, er klagt nicht und erfüllt seine Aufgaben tadellos. Dass er dabei nicht auch noch Cityflitzer oder Sportwagen sein kann, liegt in der Natur der Sache. Mehr Auto fürs Geld ist momentan jedenfalls schwer zu bekommen. Michael Hoffmann/mid