Fahrberichte

Seat Leon 1.9 TDI: Dynamisch und sportlich

05.08.2005
Mit der jetzt vorgestellten und ab 9. September bei den Händler stehenden zweiten Generation des Leon präsentiert Seat innerhalb eines Jahres bereits das dritte Modell einer neuen Fahrzeugfamilie, die mit dem sportlichen Kompaktvan Altea und der außergewöhnlich gestylten Mittelklasse-Limousine Toledo gegründet wurde. Der viertürige Leon soll als relativ knapp geschnittenes, dynamisches Angebot in der Golf-Klasse wildern, jedoch auch Aufsteiger aus den darunter liegenden Klassen aufnehmen. Der Einstiegspreis für die Version mit 1,6-Liter-Benzinmotor mit 75 kW/102 PS Leistung liegt bei 15 690 Euro. Wir fuhren die Version mit TDI-Dieselmotor mit 1,9 Litern Hubraum und 77 kW/105 PS Leistung, der voraussichtlich 25 Prozent aller Leon-Verkäufe ausmachen wird.

Dynamisch und sportlich sein wollen heute alle Fahrzeuge, vom Kleinwagen bis hin zu Edellimousinen der Oberklasse. Auch Seat versucht offensichtlich alles, den Leon in einem möglichst coupéhaften Licht zu präsentieren. So hat Chefdesigner Walter de'Silva seine bereits beim Alfa 156 gepflegte Vorliebe für "versteckte" hintere Türgriffe mit zur VW-Tochter nach Spanien genommen. Ansonsten hat sein Team die heute gängige Designsprache mit betontem Kühlergrill, Klarglasscheinwerfern mit "Luchsaugen" und einer nach hinten abfallenden Dachlinie geschickt gemixt und zu einem harmonischen Produkt zusammengefügt. Ganz unverwechselbar ist dieser Seat im Gegensatz zum Altea damit allerdings nicht. So erinnert zum Beispiel auch die an sich gelungene Heckpartie mit den schmalen Leuchtenbändern ein wenig an Alfa Romeo, kann einem bei Betrachtung der Seitenlinie schon einmal der Audi A3 in den Sinn kommen.

Bei Plattform, Motoren und Getriebe profitieren die Spanier sowieso einmal mehr von ihrer Mitgliedschaft zum Wolfsburger Weltkonzern: zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren, Fünf- und Sechsganghandschaltgetriebe je nach Antrieb, wahlweise Automatik für den 2,0-Liter-FSI-Motor (110 kW/150 PS) und DSG für das stärkere Dieselaggregat (103 kW/140 PS), alles bestens bekannte, und daher wenig aufregend, dafür aber solide Zutaten. Ende des Jahres schiebt Seat noch den 2,0-Liter-Benziner mit Direkteinspritzung (FSI) und Turbounterstützung nach, der im Leon 136 kW/185 PS leisten wird. Auch dieses Aggregat ist kein Neuling, sondern zum Beispiel aus dem Golf GTI oder diversen Audi-Modellen bekannt, wo es allerdings auf eine Leistung von 147 kW/200 PS kommt. Erst in der ersten Jahreshälfte 2006 folgt mit dem 1,4-Liter-Triebwerk (63 kW/85 PS) die eigentliche Basisversion für knapp 15 000 Euro. Später folgen dann die wirklich sportlichen Varianten: ein Leon FR mit 147 kW/200 PS Leistung und die Cupra-Version mit voraussichtlich rund 177 kW/240 PS. Wer für seinen neuen Leon die beste Mischung aus Fahrspaß und Wirtschaftlichkeit sucht, ist allerdings mit dem unverwüstlichen 1,9-Liter-TDI einmal mehr bestens bedient. Der kleinere der beiden Diesel läuft zwar auch im neuen Seat etwas rau, überzeugt aber mit solidem Durchzug und immer wieder verblüffender Sparsamkeit. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von knapp fünf Litern Diesel je 100 Kilometer ist in der Praxis bei vernünftiger Fahrweise problemlos erreichbar. Ein Partikelfilter wird allerdings vorerst nicht angeboten. Im Herbst kann zum Aufpreis von 565 Euro für den größeren 2,0-Liter-Dieselmotor ein entsprechendes Abgasreinigungssystem geordert werden.

Mit dem kleineren Dieselmotor unter der Haube kann sich der Leon-Fahrer ganz den sonstigen Qualitäten seines neuen Autos widmen. Als da wären ein übersichtliches Cockpit mit schönen, klassischen Rundinstrumenten, hervorragende Sitze und deutlich mehr Platz für die Fondpassagiere. Nicht zugelegt hat dagegen der Kofferraum mit rund 340 Litern, der nun allerdings durch Umlegen der Rücksitze auf bis zu 1 166 Liter erweiterbar ist. Der gewonnene Raum im Leon - der Längenzuwachs beträgt 13,1 Zentimeter auf 4,32 Meter, der Radstand wuchs um 6,7 Zentimeter auf 2,58 Meter - kommt also in erster Linie Fahrer und Mitfahren zugute.

Der schöne Spanier wird in Deutschland in zwei Ausstattungsversionen angeboten. Die Basisversion "Reference" enthält unter anderem sechs Airbags, ESP, eine Klimaanlage und elektrische Helfer für Außenspiegel und vordere Fenster. Die "Stylance"-Variante beinhaltet unter anderem eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Bordcomputer und ein CD-Radio. Navigationssysteme, Metallic-Lack, Einparkhilfe oder Audiosysteme kosten zusätzlich. Erstmals sind zudem in einem Seat auch Seitenairbags für die hinteren Außensitze für 250 Euro erhältlich. Mit zwei Sportpakten lässt sich der dynamische Auftritt des Leon nochmals unterstreichen.

Alles in allem präsentiert sich der neue Leon in Qualität, Ausstattung und Optik auf der Höhe der automobilen Zeit. Dank Golf-Plattform und Motor-/Getriebekombinationen aus dem Konzernregal ist er in Sachen Fahrdynamik in seiner Klasse kaum zu übertreffen. Die richtige Alternative also für jene Autofahrer, die eine solide technische Basis mit einer in Deutschland nicht an jeder Straßenecke zu findenden Karosserie verbinden wollen. Über 15 000 Leon sollen es im ersten vollen Verkaufsjahr 2006 werden. Peter Eck/mid


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