BMW 130i: Sportmaschine im Alltagskleid
30.08.2005
Mit dem BMW 130i ist den Ingenieuren aus München erneut ein Meisterstück gelungen. Geboten wird das Zusammenspiel des 195 kW/265 PS starken Reihensechszylinder-Motors mit einer ausgezeichneten Straßenlage, das Dank der technischen Ausgereiftheit viel Fahrspaß garantiert. Allerdings hat diese begeisternde Kombination ihren Preis: Der BMW 130i startet bei 32 500 Euro und damit 300 Euro über dem mit 184 kW/250PS Leistung stärksten VW Golf R32.
Wird die Frage der Finanzierung einmal ausgeblendet, verwöhnt der 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit Laufruhe und einem exzellenten Ansprechverhalten. Die Beschleunigung von null auf Tempo 100 absolviert der Kompaktwagen in 6,1 Sekunden. Dem Vorwärtsdrang wird erst bei 250 km/h elektronisch Einhalt geboten. Das ausgezeichnete Fahrwerk ist einer solchen Kraftentfaltung jederzeit gewachsen. In Kombination mit der präzisen Sechsgang-Schaltung und der mittels zusätzlicher Aktivlenkung (Aufpreis 1 300 Euro) nochmals verbesserten Lenkung bleiben die sportlichen Eigenschaften des Hecktrieblers absolut beherrschbar. Allerdings dürften vom Sportgeist angestachelte Fahrer wohl kaum den offiziellen Durchschnittsverbrauch von 9,2 Litern auf 100 Kilometern einhalten können - trotz der Valvetronic für den vollvariablen Ventiltrieb und der stufenlosen Nockenwellenverstellung, die beide für eine Kraftstoffeinsparung gut sein sollen.
Der Innenraum präsentiert sich in gewohnter BMW-Manier mit geschmackvoll aufeinander abgestimmten Farben und Materialien. Bekannt ist bereits die Enge auf der Rücksitzbank, so dass sich die Passagiere bei langen Reisen häufige Pausen wünschen. Der Kofferraum verdient mit seinen 330 Liter Volumen nicht gerade eine Auszeichnung.
Aber wer sich für einen BMW 130i entscheidet, sucht auch nicht Stauraum oder Innenraumvariabilität. Für ihn steht ganz klar das Fahrerlebnis im Vordergrund. Dass er nicht gleich zum Sportwagen greift, mag mit einem Rest an Vernunft und viel mit Understatement zu tun haben. Der äußerliche Auftritt des Topmodells der 1er-Reihe ist nämlich sehr bescheiden. Die Werte unter der Motorhaube lassen sich lediglich an der Typenbezeichnung am Heck erahnen.
Wem das etwas zu viel an Zurückhaltung ist, kann sich aber für das 2100 Euro teure M-Sportpaket entscheiden, das jetzt auch für die anderen Motorisierungen der Baureihe im Programm steht. Dies zeichnet sich unter anderem durch einen Lufteinlass mit Wabengitter in der Frontschürze, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und eine spezielle Innenraumausstattung mit besonderem Leder und Sportsitze aus. Nur wenige 130i-Fahrer werden wohl darauf verzichten, sich mindestens die ebenfalls angebotene sportliche Fahrwerksabstimmung für 280 Euro zu bestellen.
Überhaupt ist die Aufpreisliste beim 1er BMW-typisch lang. Mit Aktivlenkung, Sportfahrwerk, Xenon-Scheinwerfern (790 Euro) mit Kurvenlicht (400 Euro), einem Navigationsgerät (ab 1 800 Euro) lässt sich die Preisspirale weiter nach oben drehen. Dass die 130i-Fahrer ein exklusiver Kreis bleiben wird, das ist auch den Verantwortlichen bei BMW klar. Entsprechend zurückhaltend sind die Absatzwünsche: Vier bis fünf Prozent der 1er-Käufer sollen sich für den Reihensechszylinder entscheiden, das wären weltweit etwa 6 000 Einheiten pro Jahr. Trotzdem müssen sich die leistungsgestählten Wettbewerber warm anziehen. Schon der Start in die Kompaktklasse ist aus Sicht von BMW zur vollsten Zufriedenheit verlaufen. Und an dem jüngsten Spross der 1er-Familie ist nur schwer vorbeizukommen. Dorothee C. Tschampa/mid