Fahrberichte

Nissan 350Z Roadster: Der Sushi-Porsche

08.09.2005
Wahlweise frei und offen durch die Landschaft fahren oder mit geschlossenem Verdeck das Ziel erreichen - das gelingt nur mit einem Cabriolet. Doch wer sich nicht für die erschwinglichen Frauentypen à la Peugeot 206 CC oder Mazda MX-5 erwärmen kann, muss schon fast in der Riege der kostspieligen Sport-Modelle suchen. Gäbe es da nicht den Nissan 350Z Roadster: Ab 37 550 Euro ist der zweisitzige Japaner mit dem Stoffverdeck zu haben, das nach manuellem entriegeln automatisch arbeitet. Angetrieben wird der Roadster von dem kraftvollen 3,5-Liter-Benzinmotor mit 206 kW/280 PS Leistung, der bereits im Coupé überzeugt hat.

Nicht nur die Optik verdeutlicht, dass der Sportler den meist deutlich teureren Wettbewerbern wie beispielsweise einem Mercedes SLK oder einem Audi TT den Rang ablaufen kann. Das Design ist wie beim Coupé durch sportliche Eleganz und markante Linien geprägt. Nur zu gern nimmt man auf dem ledernen Fahrersitz des Sushi-Porsche Platz. Beim Blick auf das Dreispeichen-Lenkrad und die Instrumententafel fällt auf, dass auch hier alles auf der geschlossenen Version der 350Z basiert. Leider trifft das auch auf die Plastikwüste rund um die Armaturen und die geradezu billig wirkende Abdeckung des Navigationssystems zu. Versöhnlich wirken da Elemente wie die Aluminium-Pedalerie, der in Leder gefasste Schaltknüppel der Sechsgangschaltung und das gläserne Windschott, das mittig hinter den Sitzen angebracht ist.

Das solide verarbeitete Stoffdach lässt sich leicht öffnen: Mit einer Hand löst man erst den Zentralhebel, dann fährt es innerhalb von 20 Sekunden zurück und faltet sich unter einem Deckel vor dem Kofferraum zusammen. Zwei hinter den Sitzen befindliche Überrollbügel sollen zusammen mit dem Windschutzscheibenrahmen bei einem Überschlag für die Sicherheit der Insassen sorgen. Einen sicheren Platz für ein kleines Reisegepäck oder den Wocheneinkauf für den Zwei-Personen-Haushalt findet man im Kofferraum mit 130 Litern Volumen. Ein schlechter Witz ist allerdings die Zuladung von 110 Kilogramm: So mancher Beifahrer sollte vielleicht zur Sicherheit vorher auf die Waage steigen.

Ob zum Einkauf oder für die Fahrt ins Wochenende - stets frohlockend startet der Fahrer den Wagen und sogleich kommt wahre Freude auf. Der Klang des kräftigen V6-Aggregates klingt nicht nur für sportlich ambitionierte Fahrer wie Musik. Der Sound variiert je nach Drehzahl zwischen tiefem Grollen und kernigem Röhren. Wer bislang weder durch die äußere Erscheinung des Cabrios noch durch das elegante Öffnen des Verdecks auf den 350Z aufmerksam wurde, dreht spätestens aufgrund des Sounds den Kopf. Die Erwartung, die durch den Motorklang geweckt wird, erfüllt die Leistung von 206 kW/280 PS und einem bei 4 800 U/min anliegenden maximalen Drehmoment von 363 Nm voll. In 6,4 Sekunden sprintet der Z von null auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h elektronisch begrenzt. Die kurzen Wege der knackig arbeitenden Schaltung laden zur flotten Beschleunigung ein. Trotzdem sollten gemäßigte Geschwindigkeiten bevorzugt werden. Zum einen ist die Lautstärke durch die Windgeräusche sonst viel zu hoch, zum anderen ist der Fahrgenuss bei 100 km/h größer.

Denn auf kurvenreichen Landstraßen macht der Hecktriebler dank seiner soliden Karosserieversteifungen, einer punktgenauen Lenkung und den belüfteten Sportsitzen am meisten Spaß. Zu schnell gefahrene Kurven kann es kaum geben - dafür liegt der Oben-ohne-Wagen mit seinem perfekt abgestimmten Fahrwerk einfach zu gut auf der Straße. Schon ein leichter Tritt auf die Bremse aktiviert das ordentlich zupackende Brembo-System; Fahrfehler werden vom ESP beherzt ausgebügelt. In Kauf genommen werden muss in der Manier eines kompromisslosen Sportwagens die unkomfortable Gangart auf schlecht geteerten Wegen.

Angesichts der Motorleistung und des guten Ausstattungsniveaus, das unter anderem Klimaautomatik und Xenon-Scheinwerfer beinhaltet, ist der Einstiegspreis von 37 550 Euro ein gutes Angebot. Für 2 400 Euro zusätzlich erhält der Käufer wie beim Coupé? das "Premium-Pack" bestehend aus beheizbaren Sitzen, einem Tempomaten und dem Bose-Soundsystem. Viel Geld wird man allerdings noch an der Tankstelle los. Denn der Z genehmigt sich auf 100 Kilometern durchschnittlich zwölf Liter Super Plus. An Steuern werden jährlich 236 Euro fällig, für die Haftpflicht müssen pro Jahr beispielsweise bei der AXA-Versicherung in der Produktlinie Kraftfahrt 640 Euro bezahlt werden.

Eine positive Restwertprognose für den offenen 350Z hat EurotaxGlass's abgegeben. Nach drei Jahren und 60 000 Kilometern Gesamtlaufleistung hält er noch 69 Prozent seines Wertes. Mit all seinen Eigenschaften ist der Nissan 350Z Roadster ein erschwingliches und sehr sportliches Cabrio, das nicht zu feminin ist, aber durchaus Frauen anspricht. Silke Koppers/mid


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