Porsche Cayman S: Ein Designerstück
21.09.2005
Die bei Porsche müssen verrückt sein. Spendieren dem Boxster-Cabriolet ein festes Stahldach, ändern das Design und den Motor ein wenig, nennen das neue Produkt Cayman und nehmen dafür über 7.000 Euro Aufpreis. Das zweisitzige Coupé kostet rund 58 500 Euro und kommt im November in den Handel.
Ganz so leicht haben es sich die Schwaben allerdings in Wirklichkeit nicht gemacht. Der Cayman S ist ein überraschend eigenständiges Fahrzeug geworden, mit individuellen Qualitäten und Vorzügen. Eine Meisterleistung vollbrachten vor allem die Designer. Der erste zweisitzige Porsche mit Mittelmotor und Heckantrieb überzeugt aus jedem Blickwinkel. Vor allem die Heckansicht ist eine wahre Wonne. Die stark ausgeprägten Kotflügel zitieren den großen Bruder 911, die lang gezogene Heckklappe ist nicht nur praktisch, sondern gibt dem Fahrzeug zusätzlich Charakter. Der Cayman wirkt so eher wie ein kleiner, leichtfüßiger Bruder des 911 und weniger wie ein geschlossener Boxster.
Seine Position irgendwo zwischen Boxster und 911 unterstreicht der neue Porsche auch beim Antrieb. Der aus dem 3,2-Liter-Motor des Boxster S weiterentwickelte 3,4-Liter-Sechszylinder-Boxer erhielt die Zylinderköpfe sowie die Nockenwellen- und Ventilhubverstellung VarioCam Plus vom 911. Das Resultat ist ein ungemein drehfreudiger und durchzugsstarker Motor, der den Cayman S mühelos beschleunigt. Das exakt zu schaltende Sechsgang-Getriebe unterstützt diesen Vorgang ideal. Optional ist auch eine Tiptronic erhältlich, nötig ist sie aber nicht.
Das Fahrwerk des Cayman S entspricht dem des Boxster S. Jedoch wurden Federn, Dämpfer und Stabilisatoren sportlicher ausgelegt. So lässt sich der Zweisitzer dynamischer fahren und noch exakter lenken als das offene Schwestermodell. Der Zweisitzer ist jedoch nicht nur sportlich, sondern für einen Porsche durchaus auch praktisch. Unter der Heckklappe findet sich Platz für 260 Liter Gepäck, der vordere Kofferraum fasst weitere 150 Liter. Das reicht für einen größeren Einkauf oder die Fahrt in den Urlaub.
Porsche hat es einmal mehr geschickt verstanden, ein intelligentes Derivat eines bereits bestehenden Fahrzeugs zu entwickeln. Der Cayman S ist sportlicher als ein Boxster und preiswerter als ein 911er. Gleichzeitig verfügt er über ein derart umwerfendes Design, dass er durchaus als derzeit attraktivstes Modell aus Zuffenhausen gelten darf. Die Preispositionierung zwischen Boxster und 911 erscheint aus diesem Blickwinkel gar nicht mal so ungerechtfertigt. Zumal Porsche zu einem späteren, noch nicht festgelegten Zeitpunkt auch eine leistungsschwächere Version nachschieben dürfte. Die für ein volles Geschäftsjahr angepeilten 10 000 Einheiten sind unter diesen Umständen schwäbisch-konservativ geschätzt. Jede Wette, dass am Cayman deutlich mehr Porsche-Fans Interesse finden werden. Peter Eck/mid