Fahrberichte

VW Golf R32: Der brave Bürgerschreck

23.09.2005
Das Kürzel GTI gilt auch heute noch vielen Autofahrern als Inbegriff einer im bürgerlichen Gewand auftretenden Sportlichkeit. Mit dem 147 kW/200 PS starken Golf GTI hat Volkswagen deren Fans gerade erfolgreich wieder entdeckt. Jetzt aber machen die Wolfsburger ernst und legen mit dem Golf R32 eine nochmals deutlich stärkere Version ihres Bestsellers nach. Mit dem 184 kW/250 PS starken 3,2-Liter-Benzinmotor unter der Haube rennt der Über-Golf bis zu 250 km/h und beschleunigt mit DSG-Getriebe in 6,2 Sekunden auf Tempo 100. Äußerst selbstbewusst ist VW auch einmal mehr bei der Preisgestaltung: Mindestens 32 200 Euro werden für den neuen Golf R32 aufgerufen.

Schon für die letzte Generation des Golf hatte Volkwagen eine R32-Version produziert. Allerdings kam das Fahrzeug erst im August 2002 und damit recht spät auf den Markt. Die zweieinhalb Jahre bis zur Produktionseinstellung Ende 2004 lief der erste Golf R32 allerdings mit großem Erfolg. Statt der zunächst geplanten 5 000 Einheiten wurden rund 14 000 Stück hergestellt, allein ein Drittel davon ging in die USA.

Mit der gleichen Rezeptur, aber auf der neuen Golf-Plattform, will Volkswagen diesen Erfolg jetzt wiederholen. Ein starker Motor, ein gegenüber der Serienversion um zwei Zentimeter tiefer gelegtes Fahrwerk, Allradantrieb und jede Menge sportlicher Zierrat sorgen für eine dynamische Mischung aus bravem Kompaktwagen und Hochleistungslimousine. Die allseits gerühmte und in vielen Produkten des Konzerns verwendete Fahrzeug-Plattform mit der aufwendigen Mehrlenker-Hinterachse kann sich einmal mehr auszeichnen. Der R32 lässt sich auch in sehr schnell angegangenen Kurven keine Schwächen anmerken. Das serienmäßige ESP muss daher erst sehr spät eingreifen. Die exakte Lenkung und das knackig zu schaltende Sechsganggetriebe sind weitere Pluspunkte. Noch besser arbeitet allerdings das gegen 1 450 Euro Aufpreis erhältliche DSG-Getriebe. Es sorgt für eine noch schnellere Beschleunigung und spart im Durchschnitt immerhin einen ganzen Liter Sprit je 100 Kilometer. Einzig feststellbares Manko bei der ersten Ausfahrt: Der Motorsound klingt nicht mehr so aufregend wie beim Vorgängermodell.

Mit Klimaautomatik, Bordcomputer, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen und Bi-Xenonscheinwerfern ist der neue Leit-Golf relativ gut ausgestattet. Hier unterscheidet er sich auch deutlich vom GTI, der eher puristisch daher kommt. Schon alleine die Preisgestaltung für den R32 macht klar, dass Volkswagen das gute verdienende männliche Mittelalter im Visier hat. Die sportliche, aber auch solide Innenraumgestaltung, die immer noch komfortabel zu nennende Federung und der souveräne, seidige Sechszylinder zielen ebenfalls eher auf den sportlichen Alltagsfahrer als auf den jugendlichen Heißsporn. So ist der Golf R32 zwar ein Bürgerschreck, aber letztlich einer von der braven Sorte. Peter Eck/mid


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