Fahrberichte

Renault Clio: Reifer geworden

26.09.2005
Deutlich gewachsen und mit einer breiten Motorenpalette geht die dritte Generation des Renault Clio als Drei- oder Fünftürer ab dem 7. Oktober in Deutschland an den Start. Der Einstiegspreis für den Kleinwagen liegt bei 10 950 Euro. Dafür bekommt der Kunde den allerdings erst ab 1. Dezember verfügbaren 1,2-Liter-Benzinmotor mit 48 kW/65 PS Leistung.

Äußerlich orientiert sich der Fünfsitzer mit seinen rundlichen Formen mehr am Minivan Modus, mit der er die Plattform teilt, als am kantig geschnittenen Megane, von dem er zahlreiche Ausstattungsmerkmale geerbt hat. Die Interpretation des Markengesichts fällt frech aus, mit großflächigen Scheinwerfern in Klarglasoptik, schmalen Kühlöffnungen links und rechts des mittig platzierten Marken-Logo sowie einem großen unteren Lufteinlass mit integrierten Nebelscheinwerfer-Spots. Die leicht konturierte Motorhaube wird von einer zentralen Bügelfalte geteilt. Ein Gestaltungsmerkmal, das sich auch in der Seitenansicht und horizontal am gefällig gezeichneten Heck wiederfindet.

Die Motorenpalette mit vier Benzinern und drei Dieseln deckt ein Leistungsspektrum von 48 kW/65 PS bis 82 kW/112 PS ab. Der 1,2-Liter-Benziner wird neben der Basisversion auch mit 55 kW/75 PS angeboten. Zudem steht ein 1,6-Liter-Benzinmotor mit wahlweise 65 kW/88 PS oder 82 kW/112 PS parat. Die Topversion ist optional mit einer Vierstufen-Automatik kombinierbar. Allerdings zeigt sich der 16V-Vierzylinder-Motor in der Praxis im zweiten Gang recht antriebsschwach, und die gesamte Kraftentfaltung verleitet eher zu einer geruhsamen Fahrweise. Beim Verbrauch übertrifft das Triebwerk die offiziell angegebenen 6,6 Liter auf 100 Kilometern deutlich mit 9,2 Litern bei hauptsächlichen Fahrten auf der Landstraße. Die Federung wirkt ausgewogen, die Schaltwege des Fünfgang-Getriebes sind präzise vorgegeben. Etwas mehr Wendigkeit hätte man sich erwartet, jedenfalls erweist sich der Wendekreis nicht als rekordverdächtig.

Der 1,5-Liter-Diesel ist mit einem Leistungsspektrum 50 kW/68 PS, 63 kW/86 PS oder 78 kW/106 Leistung erhältlich. Ein Partikelfilter soll im ersten Quartal 2006 lieferbar sein. Vier Ausstattungslinien stehen derzeit zur Wahl, ebenfalls im nächsten Jahr kommt dann eine luxuriöse Top-Ausstattung unter dem Namen "Initiale" hinzu. Die Basisausstattung "Authentique" umfasst unter anderem elektrische Servolenkung, Bordcomputer, höhenverstellbares Lenkrad sowie Zentralverriegelung.

Die größeren Außenmaße mit nun knapp vier Metern Länge, 1,72 Metern Breite und 1,50 Metern Höhe kommen dem Platzangebot für die Passagiere zugute. Das zahlt sich in mehr Knieraum für die Mitreisenden auf der Rückbank sowie eine größere Armfreiheit aus. Durch die nach hinten abfallende Dachlinie zusammen mit dem optionalen zweiteiligen Schiebedach ist dagegen die Kopffreiheit für Großgewachsene auf den hinteren Plätzen eingeschränkt. Der stattliche Kofferraum fasst regulär 288 Liter. Da sich das Wegklappen der Sitzauflage samt Abbau der drei Kopfstützen etwas kompliziert gestaltet, wird das maximale Ladevolumen von 1 028 Litern wohl nur selten zum Lastentransport eingefordert.

In Sachen Sicherheit bietet der französische Hersteller für den mit fünf Sternen im Euro-NCAP-Crashtest zertifizierten Clio je nach Karosserievariante bis zu acht Airbags. Hierzu gehören auch die Anti-Submarining-Airbags im Dreitürer, die ein Durchrutschen unter dem Beckengurt verhindern sollen. Zudem lässt sich der Kleinwagen mit zahlreichen Komfortmerkmalen ausstatten. Im Angebot sind unter anderem aktives Kurvenlicht, ein schlüsselloses Zugangssystem, Reifendruckkontrolle, Navigationssystem, Ultraschall-Einparkhilfe, Tempomat und Regensensor. So lässt sich der Preis schnell um gut 2 500 Euro nach oben treiben.

Traditionell spricht der Clio eher Frauen und junge Leute an. Während im Jahr 2004 nur etwa 26 000 Exemplare in Deutschland abgesetzt wurden, waren es ein Jahr zuvor noch rund 37 000 Einheiten. Dies ist auch die Messlatte, an der sich der neue Clio im nächsten Jahr orientieren muss. Dabei ist es auch dem Unternehmen klar, dass der Modus einige potentielle Clio-Käufer abwirbt. Doch mit dem ausgewogenen Design und dem gestiegenen Raumangebot stehen seine Chancen nicht schlecht, sich am Markt wieder zu behaupten. Dorothee C. Tschampa/mid


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