Mazda6 Sportkombi: Allrounder ohne Schwachstellen
28.09.2005
Mit dem jüngst überarbeiteten Mazda6 will der japanische Automobilhersteller seine Erfolgsgeschichte in der deutschen Mittelklasse fortsetzen. Der Sechser hat sich seit seiner Markteinführung 2002 zum volumenstärksten Modell des Herstellers entwickelt und präsentiert sich nun optisch nur geringfügig, technisch aber sehr präzise verfeinert. Erhältlich ist der Mazda6 als Stufenhecklimousine ab 20 350 Euro; der gefahrene Kombi mit 2,3-Liter-Benziner kostet mindestens 27 170 Euro.
Während die Modifikationen am ohnehin nach wie vor frischen Außendesign kaum ins Auge fallen, hat der Mittelklässler durch das Facelift gerade im Innenraum an Qualität gewonnen. Die verwendeten aufgeschäumten Kunststoffe schmeicheln Augen und Händen und vermitteln einen Eindruck der Hochwertigkeit, der vor ein paar Jahren bei japanischen Fahrzeugen noch kaum anzutreffen war. Hinzu kommen bequeme Sitze, ein bisschen Chrom hier und da, sowie schnörkellos gestaltete Rundinstrumente, die sich erfreulicherweise vom überfrachteten und verspielten Armaturendesign mancher Wettbewerbsmodelle abheben. Die Bedienung von Klimaanlage und Radio erfolgt über klassische Drehknöpfe.
Nichts eingebüßt, aber auch nichts hinzugewonnen hat der Kombi in der Disziplin Variabilität. Mit 505 Litern Kofferraumvolumen platziert sich der Japaner im oberen Drittel des Wettbewerbsumfeldes, aber mehr als durch nackte Zahlen überzeugt er durch das spielend leichte Umlegen der Rücksitze, das der Hersteller mit dem Begriff "Karakuri" umschreibt. Die geteilte Rücksitzbank lässt sich mit einem einfachen Ziehen am Hebel zu einer ebenen Ladefläche umklappen, ohne dass die Kopfstützen vorher demontiert werden müssen. Nur ein paar zusätzliche Ablagen hätte Mazda ruhig über den Innenraum verteilen dürfen.
Seine Stärken spielt der Kombi aber nicht nur im Stand, sondern vor allem auch auf der Straße aus: Das knackige Fahrwerk ermöglicht ein erstaunlich agiles Fahrverhalten, wobei sich jetzt auch die zusätzlichen Karosserieversteifungen auf die satte Straßenlage positiv auswirken. Trotzdem ist der Sechser komfortabel genug abgestimmt, um die Passagiere vor allzu ungehobelten Stößen durch Unebenheiten der Fahrbahn zu schützen. Zudem gefällt das geringe Geräuschniveau: Wohltuend leise dreht der 2,3-Liter-Ottomotor mit 122 kW/166 PS hoch. Der stärkste Benziner der Angebotspalette überzeugt weniger durch bullige Durchzugskraft als vielmehr durch Drehfreude und hohe Laufkultur.
Wer kurze Zwischensprints mag oder sportliche Fahrleistungen sucht, ist allerdings zum fleißigen Schalten gezwungen, was mittels des neuen Sechsgang-Getriebes mit präzisen Schaltgassen und kurzen Wegen aber kein Problem ist. Ohnehin zeigt sich in der gelungenen Kombination aus Fahrwerk, Schaltung und exakter Lenkung, wie weit die Japaner bei der Verwirklichung ihrer "Zoom Zoom"-Fahrspaß-Philosophie schon gekommen sind.
Dafür will der Vierzylinder-Benziner im Alltag aber schon mit zehn Litern Super auf 100 Kilometer gefüttert werden; gemessen an der Leistung ist das mindestens ein halber Liter zu viel. Wer viel fährt, mag sich also eher für den 2,0-Liter-Diesel mit serienmäßigem Partikelfilter entscheiden. Dafür spart der Benziner mit jährlich 155 Euro bei den Steuern; und für die Haftpflichtversicherung verlangt beispielsweise die AXA pro Jahr 425 Euro. Nahezu komplett gibt sich die Serienausstattung des Topmodells, die unter anderem ESP, sechs Airbags, eine Klimaautomatik, Bose Sound System, Xenon-Scheinwerfer und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen umfasst. Lohnende Posten der Aufpreisliste sind da eigentlich nur noch Metallic-Lack, das Navigationssystem oder die Lederausstattung mit elektrisch verstellbaren und beheizbaren Sitzen.
So empfiehlt sich der Mazda6 Sportkombi nach seinem Facelift mehr denn je als großer Allrounder ohne Schwachstellen: Sein Design ist schick, ohne dabei anzuecken, seine Fahreigenschaften sind sportlich, aber nicht kompromisslos, sein Raumangebot ist großzügig, der Materialeindruck hervorragend. Mit diesen Talenten dürfte er auch weiterhin beim Kunden gut ankommen. Michael Hoffmann/mid