Fahrberichte

Peugeot 1007: Trickkiste mit Überraschungen

16.11.2005
Ein Kleinwagen mit zwei seitlichen elektrischen Schiebetüren scheint wie geschaffen zum praktischen Stadtflitzer. Beim Peugeot 1007 muss man sich beim Ein- und Aussteigen auf engen Supermarktparkplätzen keine Sorgen machen und es ist keine Armkraft erforderlich, denn die Türen öffnen und schließen per Knopfdruck. Der Wagen steht auf kompakten Ausmaßen von 3,73 Metern Länge und 1,66 Metern Breite und verfügt über eine Karosserieform, die aufgrund der Höhe von 1,62 Metern viel Kopffreiheit gewährt. Die Van-Optik ist dank dem Pininfarina-Styling mit einer sympathischen Variante des Peugeot-Markengesichts gepaart. Der gefahrene Wagen wurde von einem 50 kW/68 PS starken 1,4-Liter-Dieselmotor angetrieben, der in Kombination mit der Ausstattungslinie "Premium" mit 16 000 Euro in der Preisliste steht.

Die Erwartungen sind hoch gesteckt. Die beiden von Delphi entwickelten Schiebetüren werden serienmäßig mit der Funkfernbedienung geöffnet und geschlossen. Alternativ können sie auch über Knöpfe am Armaturenbrett sowie eine Auslösung an den Griffen von innen und außen bedient werden. Die Öffnungs- und Schließzeiten von acht Sekunden führen dabei nicht zu langwierigen Wartezeiten und die breiten Türöffnungen von 92 Zentimetern Länge bieten den Frontpassagieren erwartungsgemäß ausgiebig Raum, um in diesem Viersitzer Platz zu nehmen. Allerdings fällt hier ein erstes Manko durch die konstruktionsbedingt weit zurück verlagerten B-Säulen auf: Fahrer und Beifahrer müssen weit nach hinten greifen, um an die Gurtführung heranzukommen. Der Wagen verlangt vom Nutzer zwar wenig Kraft, dafür aber ein gewisses Maß an Gelenkigkeit.

Große Fahrer müssen den Sitz ganz zurückfahren, um sich einigermaßen bequem hinter dem zweifach verstellbaren Lenkrad einzurichten. Dass der französische Hersteller wohl eher an ein weibliches Klientel gedacht hat, zeigt sich beim Sortieren der Füße im Fußraum. Die drei Pedale liegen recht eng bei einander und mit dickem Schuhwerk lässt sich nur mit Mühe ein passender Platz für den auf Langstrecken kaum gebrauchten linken Fuß finden.

Auch in der zweiten Sitzreihe steht Ausgewachsenen nur wenig Beinraum zur Verfügung. Ansonsten ist der Innenraum recht ansprechend gestaltet. Die runden Lüftungsöffnungen erinnern an Modelle der Schwestermarke Citroen, der hochgesetzte Schalthebel garantiert einen kurzen Weg zum Steuer und das große Handschuhfach nimmt bequem den Sechsfach-CD-Wechsler auf. Zur Geschmacksfrage gereicht der breite Armaturenträger, der oben mit einem kurzfaserigen Teppich ausgelegt ist und damit für etwas Wohnzimmeratmosphäre sorgt. Beim Reisetempo von 130 km/h verhält sich der Selbstzünder unaufgeregt, die Fahrwerksabstimmung wirkt ausgewogen, die Lenkung könnte etwas präziser ausfallen, aber das trübt kaum die Freude am luftigen Raumgefühl im Zwei-Personen-Betrieb. An der Zapfsäule muss die Fahrertür geschlossen werden, um Zugang zur Tankklappe zu erhalten. Der durchschnittliche Verbrauch von sechs Litern auf 100 Kilometern dürfte keine allzu große Belastung für das Portemonnaie bedeuten. An den Fiskus sind 216 Euro Steuern im Jahr abzuführen, für die Haftpflichtversicherung sind etwa bei der AXA 583 Euro jährlich fällig.

Ein wenig Enttäuschung löst der Blick hinter die Heckklappe aus: Das Kofferräumchen fasst regulär 178 Liter und muss über eine hohe Ladekante beladen werden. Da ist dann meist die Kofferraumabdeckung im Weg, so dass voluminöse Sporttaschen wohl eher auf den Rücksitzen verstaut werden müssen. Etwas mehr Platz bietet das Gepäckabteil, werden die beiden Rücksitze nach vorn geschoben und zusätzlich die Rückenlehnen steil gestellt. Getränkekisten sollten am einfachsten vor oder hinter dem Beifahrersitz Platz finden. Der Großeinkauf fürs Wochenende muss demnach vorher gut geplant werden: Entweder bleiben die Kinder zu Hause oder der Warenkorb muss kleiner ausfallen.

In Anbetracht der genannten Kritikpunkte legt der Peugeot 1007 die Vermutung nahe, dass man sich bei der Entwicklung zu sehr auf die revolutionären Schiebetüren konzentriert und dabei einige andere Überlegungen aus den Augen verloren hat. Dennoch umgibt den Kleinwagen ein Hauch von freudigem Zukunftsoptimismus und vermittelt dem Fahrer die Gewissheit, bei der automobilen Avantgarde ganz vorne mit dabei zu sein. Dorothee C. Tschampa/mid


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