Fahrberichte

Citroen C6: Comeback im automobilen Oberhaus

18.11.2005
Citroen ist zurück in der Oberklasse: Mit dem neuen C6 stößt die französische Marke wieder ins automobile Oberhaus vor und beweist, dass sie von ihren lange brach liegenden Talenten nichts verlernt hat. Extravagantes Styling und fortschrittliche Technologien zeichnen die komfortable Reiselimousine aus, die im Januar 2006 zu Preisen ab 42 500 Euro auf den deutschen Markt kommt.

Knapp fünf Jahre mussten die Freunde der Franzosen auf einen Nachfolger des XM warten; zwischenzeitlich hatte sich Citroen außerdem mit reinen Vernunftfahrzeugen und eher belanglosem Design verzettelt. Die Wende zum Besseren markierten zuletzt der Kompaktvan Picasso, der Kleinwagen C2 und der attraktive C4. Mit dem C6 schließt der Hersteller nun die Erneuerung ab und stellt zugleich einen legitimen Nachfolger des DS auf die Räder. Vor allem durch den 2,90 Meter langen Radstand und die sanft zum Heck abfallende Dachlinie strahlt der große Franzose Eleganz aus, während das kraftvolle Heck durch die auf den Kotflügeln sitzenden Leuchten geprägt wird.

Aber schon die legendäre "Göttin" der 50er und 60er Jahre hatte mehr zu bieten als nur ein außergewöhnliches Design. Kurvenlicht und die hydropneumatische Federung debütierten vor einem halben Jahrhundert im DS und finden sich heute im C6 wieder. Die Luftfederung wird im neuen Flaggschiff mit einer elektronischen Dämpferregelung kombiniert und sorgt für hohen Komfort auch auf schlechten Fahrbahnen.

Für eine dynamischere Fahrweise lassen sich die Dämpfer härter einstellen und das Fahrwerk absenken. Doch die sportliche Gangart liegt dem 4,91 Meter langen und 1,9 Tonnen schweren Citroen auch wegen der recht indirekten Lenkung weniger als das souveräne und entspannte Gleiten auf Autobahnetappen, zumal es die bequemen Sitze in zügigen Kurven etwas an Seitenhalt vermissen lassen. Ansonsten reist es sich auf allen vier Sitzen überaus bequem, und die Bewegungsfreiheit ist auch im Fond langstreckentauglich. Materialien und Verarbeitung machen einen hochwertigen Eindruck, nur die Mittelkonsole wirkt mit vielen kleinen Tasten für Klima, Navigation, Radio und Telefon überladen und erfordert beim Bedienen einen zweiten Blick.

Die Qual der Wahl hat der Kunde beim Antrieb: Die beiden zur Verfügung stehenden Sechszylinder-Motoren - ein 3,0-Liter-Benziner mit 155 kW/211 PS und ein 2,7-Liter-Biturbo-Diesel mit 150 kW/204 PS - unterscheiden sich bei den Fahrleistungen kaum, beide erreichen 230 km/h Höchstgeschwindigkeit und sind mit einer Sechsgang-Automatik gekoppelt. Der von Ford und PSA entwickelte Diesel macht seinen Aufpreis von 3 000 Euro auf lange Sicht durch den geringeren Verbrauch wieder wett. Zugleich gehen beide Triebwerke akustisch zurückhaltend zu Werke, was vor allem beim Selbstzünder erfreut, dem das Diesel-typische Nageln völlig fremd ist. Geblieben ist ihm nur eine leichte Anfahrschwäche, bevor die Macht der 440 Nm Drehmoment bei 1 900 U/min einsetzt.

Citroen bietet sein Topmodell in drei Ausstattungslinien an. In Sicherheitsfragen ist bereits die Basis mit ESP und neun Airbags komplett; verbesserten Fußgängerschutz verspricht eine aktive Motorhaube, die sich bei einem Aufprall anhebt und so einen Teil der Aufprallenergie absorbieren soll. Hinzu kommen - teils optional - unter anderem eine elektronische Parkbremse, der aus C4 und C5 bekannte Spurhalteassistent, ein Head-up-Display, das wichtige Informationen direkt auf die Windschutzscheibe ins Sichtfeld des Fahrers projiziert, sowie in der Topversion elektrisch einstellbare Einzelsitze im Fond. Genügend Features also, um sich als Dienstwagen für den französischen Staatspräsidenten zu empfehlen.

Für Deutschland sind die Erwartungen mit 5 000 Einheiten pro Jahr moderat. Der Wettbewerb ist hart, das Image gerade in hohen Preisregionen ein wichtiger Kauffaktor. Doch der C6 bringt alle Voraussetzungen mit, die Marke wieder dauerhaft in der Champions League der Automobilhersteller zu etablieren. Michael Hoffmann/mid


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