Fahrberichte

BMW 325i: Passable Pflicht, glänzende Kür

25.11.2005
BMW und Reihensechszylindermotor: Das gehört so untrennbar zusammen wie Mercedes und der Stern. Außer den Münchnern gönnt sich kaum jemand mehr den Luxus, die sechs Zylinder in Reihe anzuordnen statt kompakter und kostengünstiger in Form eines V. Die derzeit preiswerteste Möglichkeit, die Kunst des bayerischen Motorenbaus kennen zu lernen, ist der BMW 325i für 31 900 Euro als viertürige Stufenhecklimousine.

Immerhin 160 kW/218 PS Leistung haben die Ingenieure aus der neuesten Generation des 2,5-Liter-Triebswerks herausgeholt, der wie sein großer Bruder mit drei Litern Hubraum aus dem BMW 330i die Vorzüge dieser Art des Motorenbaus souverän ausspielt: der kaum wahrnehmbare, vibrationsfreie Lauf, die unmittelbare Gasannahme und der breite Drehzahlbereich.

Dass der Motor in unteren Drehzahlen nicht ganz so kraftvoll und bissig agiert wie der stärkere Dreiliter, macht er durch die ausgeprägte Drehfreude wieder wett. Wer es drauf anlegt, schafft den Sprint von null auf 100 km/h in sieben Sekunden, wobei die knackig kurzen und präzise geführten Schaltwege schnelle Gangwechsel ermöglichen. Beherztes Zupacken ist beim Einlegen der Gänge allerdings erforderlich.

Motor, Getriebe, die exakte Lenkung und das leichtfüßige Handling: Alles was unmittelbar mit dem Fahrerlebnis zusammenhängt, beherrscht die neueste Auflage des 3er perfekt. Hinzu kommen die tadellose Passform der Sitze, die gute Bedienbarkeit der klassisch gestalteten Instrumente und die hochwertige Verarbeitung des Innenraums, wobei der Materialmix aus Holz, Leder und Kunststoff im komplett ausgestatteten Testwagen nicht jedermanns Geschmack sein dürfte.

Hübsch ist auch die anachronistisch anmutende, analoge Anzeige des momentanen Verbrauchs, deren Nadel bei jedem beherzten Tritt aufs Gaspedal bedrohlich in Richtung der 20-Liter-Marke ausschlägt. Ein Grund zur Sorge ist das allerdings nicht: Selbst bei zügiger Fahrweise pendelt sich der Durchschnittsverbrauch bei entsprechend der Motorleistung äußerst moderaten 9,2 Litern auf 100 Kilometern ein. Allerdings verlangt das Triebwerk nach teurem Super Plus. Mit der Typklasse 16 ist der 3er auch in der Haftpflicht bezahlbar: 454 Euro verlangt beispielsweise die AXA pro Jahr in der SF 1. Dennoch: Wer auf das Geld gucken muss oder viele Kilometer im Jahr fährt, ist mit dem Vierzylinder-Diesel im 320d besser beraten.

Das Platzangebot jenseits der vorderen Plätze gehörte noch nie zu den Stärken des 3er, und das hat sich trotz gewachsener Dimensionen und des längeren Radstands gegenüber dem Vorgänger auch in der fünften Modellgeneration nicht geändert. Da alle Konkurrenten ebenfalls bei jedem Modellwechsel kräftig zulegen, ist die Münchner Mittelklasse im Wettbewerbsumfeld immer noch vergleichsweise knapp geschnitten und verlangt weiterhin von den Passagieren auf der Rückbank Einschränkungen bei Knie- und Kopffreiheit.

Auf mittellangen Strecken lässt es sich auch zu viert bequem reisen, auf langen Urlaubsfahrten dagegen wird es hinten auf die Dauer eng. Zumal auch das Kofferraumvolumen mit 460 Litern zwar nach viel klingt, aber bei Vergleichen mit Skoda Octavia oder VW Passat recht mager ausschaut: Beide schlucken 100 Liter mehr als der Münchner.

So bleibt der 3er auch in seiner fünften Generation ein verkappter Sportler im straff geschnittenen Business-Anzug, der die dienstlichen Pflichten seiner Klasse - Platzangebot und Reisekomfort - ohne Glanz erfüllt, bei der Kür namens Fahrdynamik und Fahrspaß aber uneingeschränkt überzeugt. Michael Hoffmann/mid


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