Audi S8: Zehn für acht
05.12.2005
Seit der Vorstellung des S2 Coupé im Jahr 1991 steht das Kürzel "S" bei Audi für besonders sportliche Derivate der bürgerlichen Modellreihen. Insgesamt haben die Ingolstädter von den verschiedenen S-Modellen bisher rund 140 000 Einheiten verkauft. Mitte nächsten Jahres kommt nun die neueste Version des Audi S8 auf den Markt, wie immer mit satter Leistung, moderner Motorentechnik und Allradantrieb. Und wie immer zu einem stolzen Preis: Genau 97 600 Euro werden für den kultivierten Oberklasse-Sportler fällig.
Zehn für acht, zehn Zylinder für den S8: So könnte der Arbeitsauftrag an die Audi-Ingenieure gelautet haben. Der Zehnzylinder-Benziner leistet mit 331 kW/450 PS zwar exakt so viel wie der Zwölfzylinder im A8, vermittelt jedoch trotzdem ein anderes Fahrgefühl. Überzeugt der W12 vor allem durch überlegen-kultivierte Leistungsentfaltung, zeigt sich der V10-Direkteinspritzer sportlicher und entwickelt die bissigere Kraft.
Der 5,2-Liter-Motor leitet bei praktisch jeder Drehzahl ein Übermaß an Drehmoment an die Kurbelwelle. Zwischen 3 000 und 4 000 Umdrehungen liegt das Maximum von 540 Nm an, mindestens 90 Prozent davon stehen zwischen 2 300 und 6 200 Umdrehungen ständig bereit. Vor allem in der Sporteinstellung jagt die kürzer als beim A8 übersetzte sechsstufige Tiptronic nur so durch die Gänge und beschleunigt das Fahrzeug in fünf Sekunden auf Tempo 100. Sparsamkeit darf man im Hochleistungssport nicht erwarten und so dürfte sich bei Ausnutzung aller Möglichkeiten der durchschnittliche Verbrauch wohl eher bei 18 Litern als bei den offiziell angegebenen 13,4 Litern bewegen - natürlich vom guten Super Plus.
Das Aluminium-Fahrwerk steckt jede Art von Beschleunigung souverän weg, und da bei fast 100 000 Euro Grundinvestition die Käufer meist nicht mehr allzu jung sein dürften, sorgt die Luftfederung mit adaptiver Stoßdämpferregelung nicht nur für ein sportliches Handling, sondern auch einen beschwerdefreien Rücken. Lediglich die 20-Zoll-Alu-Räder mit ihrer 265/35er Bereifung fahren ein wenig zu eifrig jedem auf der Straße liegenden Zigarettenstummel hinterher. Ansonsten fällt es schwer, außer ökonomischen und ökologischen Argumenten irgendetwas gegen dieses Fahrzeug vorzubringen.
Wer sich noch mehr Gutes tun möchte, für den hält die Aufpreisliste noch einige Schmankerl bereit. Zum Beispiel verschleißarme Keramikbremsen á la Porsche für 8 000 Euro oder die formidable Audioanlage von B+O für weitere sechs Riesen. So ist dieses Auto weniger ein Fahrzeug für Menschen, die damit ihrer Individualität Ausdruck verleihen wollen, wie es der Audi PR-Text glauben machen will, sondern schlicht ein Spitzenprodukt deutschen Automobilbaus für Menschen, die auf jeden Fall unter die Reichensteuer der neuen Bundesregierung fallen. Peter Eck/mid