BMW 5er: Willkommen im kleinen Siebener!
25.01.2010
5,5 Millionen 5er-BMW haben die Münchner bisher an den Mann und an die Frau gebracht. Jetzt geht die sechste Generation an den Start und soll den Ruf der Marke am liebsten noch ein bisschen erfolgreicher als ihre Vorgänger in die Welt tragen. Das neue Design, eine neue Dimension, viel Technik und nach Art des Hauses mehr Leistung bei geringerem Verbrauch sollen das der Business-Limousine – wie BMW den 5er nennt – erleichtern.
„Kennen sie die 7er?“, werden wir bei der Übernahme unseres Testwagen im Expo-Gelände der portugiesischen Hauptstadt gefragt. „Dann haben Sie auch mit diesem Wagen keine Probleme.“ Schon bald stellt sich heraus, wie Recht der BMW-Kollege mit dieser Aussage hatte. Der neue 5er ist kleiner 7er. Mehr noch als die Außenmaße von 4,90 Metern Länge (vier Zentimeter mehr als der Vorgänger), einer Breite von 1,86 Metern und einer Höhe von 1,46 Metern ahnen lassen, lugt der Fünfer schon über die Grenze der gehobenen Mittelklasse in das Luxussegment.
Er gleitet so still und souverän durch die Straßen Lissabons, dass wir schon fürchten, der Komfort habe die doch sonst für BMW so typische Konzentration auf Fahrdynamik aus dem Neuen verdrängt. Dieser erste Eindruck wird noch unterstrichen durch den Innenraum, der schon beim ersten Betrachten den Augen schmeichelt und Wohlfühlatmosphäre auslöst. Der Gedanke an sportliche Fahrleistungen und sportliches Fahrverhalten will sich so gar nicht einstellen, auch wenn wir sicher sind, dass der erste Eindruck täuscht.
Doch zunächst überwältigt innen die beeindruckende, dem Fahrer zugeneigte Armaturentafel, die zwar nach BMW-Art elegant geschwungen die Instrumente und Bedienelement einrahmt, aber sich eben doch mit der des 7er messen kann. Zumindest für Fahrer und Beifahrer bleibt es auch mit den großen, bequemen, vielfach verstellbaren Sitzen und der voluminösen Mittelkonsole bei dem Eindruck, dass dieser Fünfer nach Höherem strebt.
Im Zeichen der neuen Bescheidenheit beim Autokauf mag das marketingtechnisch ein geschickter Ansatz sein, mit dem man die Absteiger aus dem Flaggschiff bei der Marke halten, bei anderen Marken wildern und die eigene Klientel davon überzeugen kann, jetzt den Sprung in den kleinen 7er zu wagen. Mit dem um acht Zentimeter auf nahezu drei Meter gewachsenem verfügt er jetzt immerhin über den längsten Radstand im Kreis seiner Wettbewerber.
Auch mit seinem Außendesign wehrt sich der Fünfer nur schwach gegen gegen den Verdacht, dem Siebener auf die Pelle rücken zu wollen. Seine Form hat diesen Hauch von Zierlichkeit abgelegt, die Chris Bangle mit seinem heftig umstrittenen Spiel zwischen konkav und konvex samt harten Kanten ihm mitgegeben hatte. Der Neue folgt eher den Formen, die wir als elegant gelernt haben. Die kurzen Überhänge, die lange Haube und das coupéartig geschwungene Dach wirken gefälliger. Nur die harte Sicke auf Höhe der Türgriffe ist geblieben. Dazugekommen sind vier markante Sicken auf der Motorhaube, die die Sportlichkeit unterstreichen sollen.
Doch insgesamt ist der Fünfer runder, aber eben auch bulliger als sein Vorgänger. Die senkrecht leicht nach vorn geneigte BMW-Niere in der steilen Front, besonders die vorderen Radhäuser und das kräftige Heck unterstreichen das. Ein Stammtischstreit um das neue Design wird der sechsten Generation wohl erspart bleiben. Es ist so konsensfähig, wie es für eine Business-Limousine sein muss, die erfolgreich sein soll.
Wie sagte doch der BMW-Mann zu uns bei der Fahrzeugübergaber: „Der neue Fünfer fährt sich wie ein Dreier“. Auf der Rennstrecke von Estoril hatten wir reichlich Gelegenheit, uns davon zu überzeugen, dass der Fünfer nichts von seiner Agilität verloren hat. Das neue Fahrwerk – bekannt aus dem Siebener –, und die elektronischen Helferlein, mit denen man den Charakter per Knopfdruck bestimmen kann, lassen die andere Seite des Fünfer aufscheinen. Das neue Komfortniveau fällt auf und gefällt. Aber der Fahrdynamik, auf die die Münchner bei ihren Fahrzeugen hinweisen, hat er nicht geschadet. Den eigenen Slogan von der „Freude am Fahren“ haben die Entwickler des Fünfer um ein gutes Quantum an Komfort und Luxus erweitert. Allerdings wümscht man sich in schnellen Kurven mehr Seitenhalt bei den Sitzen.
Aber eine Premiummarke wie BMW bei ihrem Bemühen um vorbildliche Effizienz kann nicht nur auf überlegene Fahrleistungen schauen. In diesen Zeiten gehört auch ein Einstiegsmodell mit erstaunlich geringem Verbrauch ins Angebot. Die Aufgabe übernimmt ab Mitte des Jahres der BMW 520d mit einem Vier-Zylinder-Turbodiesel mit 135 kW / 184 PS. Der kommt dank Start-Stopp-System, Bremsenergierückgewinnung und den bekannten Maßnahmen von „Efficient Dynamics“ mit fünf Litern Diesel durch den EU-Test für den Normverbrauch auf 100 km. Das entspricht 132 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Wie alle anderen Motoren auch erfüllt der kleine Diesel die strenge EU5-Abgasnorm.
Das Motorenspektrum umfasst zum Start im März außerdem einen Achtzylinder, zwei Sechszylinder-Benziner und zwei Sechszylinder Diesel. Das Leistungsspektrum liegt bei den Benzinern zwischen 150 kW / 204 PS und 300 kW / 407 PS. Bei den Dieseln reicht es von den Werten des BMW 520d bis zu 180 kW / 245 PS. Der Achtzylinder wird serienmäßig mit der neuen Acht-Gang-Automatik ausgestattet, die bei den anderen als Option den Sechs-Gang-Handschalter ersetzt. Sie alle profitieren ebenfalls von den Efficient-Dynamics-Techniken und vom Leichtbau. Türen, Motorhaube, die vorderen Seitenwände und Teile des Fahrwerks bestehen aus Aluminium. Das Lerrgewicht liegt bei 1,7 Tonnen und damit um 50 Kilogramm tiefer als das des Vorgängers; die Zuladung erreicht 600 Kilogramm.
Bei BMW fast schon müßig zu erwähnen, dass ein Fünfer mit allen Systemen der aktiven und passiven Sicherheit ausgestattet ist und dem Käufer noch viele Möglichkeiten lässt, sein Fahrzeug mit elektronischen Helferlein auf das Optimum an Fahrverhalten und Sicherheit zu trimmen. Das gleiche gilt für die Infotainment-Schiene. Auch hier steht das volle Programm zur Verfügung. Zu erwähnen wäre noch Vieles, auf jeden Fall aber die Hinterradlenkung – bekannt aus dem Siebener –, die bei geringen Geschwindigkeiten den fast zwölf Meter großen Wendekreis vergessen lässt und auch bei hohen Geschwindigkeiten deutlich mithilft. (ampnet/Sm)
Daten BMW 530d Automatik Länge x Breite x Höhe (m): 4,90 x 1,86 x 1,46 Motor: Sechszylinder-Diesel, Common Rail, Direkteinspritzung, Turbolader, 2993 ccm Leistung: 180 kW / 245 PS bei 4000 U/min Max. Drehmoment: 540 Nm zwischen 1750 und 3000 U/min Leergewicht/Zuladung: 1790kg / 610 kg Gepäckraum: 520 l Wendekreis: 11,95 m Verbrauch (nach EU-Norm): Durchschnitt 6,2 l Emissionen: 160 g/km, Euro 5 Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,3 s Räder/Reifen: 8 J 17 LM / 225/55 R 17 97W Basispreis: 51 500 Euro