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Opel Meriva: Nach vielen Seiten offen

13.04.2010
„Ich will die Nummer eins bleiben.“ Auf diesen schlichten und anspruchsvollen Nenner brachte Klaus Nüchter, der Verantwortliche für das Modell, das Ziel für den neuen Kompakten von Opel, den Meriva. Nüchter war auch schon 2003 für den ersten Meriva zuständig. Der hält nach wie vor die Position eins im Segment mit rund einer Million verkauften Exemplaren in Europa, davon 300 000 in Deutschland. Um dort oben zu bleiben, muss der Neue größer, flexibler, schöner und wertiger werden als sein Vorgänger.

Der aktuelle Opel Meriva, der ab 12. Juni in Deutschland zu Preisen ab 15 900 Euro bei den Händlern stehen soll, geriet der Rüsselsheimer Mannschaft sogar so groß, dass sie ihn nicht nur am Citroen C 3 Picasso, den Kias Venga oder Soul oder dem Nissan Note messen, sondern auch gleich Golf Plus- und Skoda Roomster-Kunden ins Visier nehmen.

Er legt nicht nur bei der Größe und bei der Wertigkeit zu, er verbessert sogar noch das 2003 als vorbildlich gerühmte Maß an Flexibilität. Ob er auch attraktiver geworden ist, liegt im Auge des Betrachters. Zumindest wirkt er nicht mehr so ernst und sachlich wie die erste Ausgabe, sondern zeigt jetzt das typische Opel-Gesicht, wirkt schneller, steht breiter und satter auf der Straße und lässt auch sonst bei der Gestaltung nichts von den Elementen vermissen, die heutigen Autos Dynamik mit auf den Weg geben: Die pfeilförmig sich über Motorhaube und Kühlergrill verjüngende Schnauze, die weit in die Seite hineinreichenden Scheinwerfer, die flach ansteigende, große Windschutzscheibe, das nach sanfter Rundung in einem Heckspoiler endende Dach, das eindruckvolle Heck, in dem sich die V-Form wiederfindet – das hat Stil.

Der wird noch unterstrichen durch die von Insignia und Astra bekannte Sicke, die die Fenstergrafik am vorderen Kotflügel und als Schweller spiegelt. Bemerkenswert auch der Schwung nach unten in der Fensterunterkante, der den hinten Sitzenden einen besseren Ausblick bringt. Gute Sicht nach vorn erreichten die Designer mit einer sehr zierlichen A-Säule und der weit nach vorn gezogenen Tür. Die ermöglicht ein Dreiecksfenster, das mehr als nur eine Alibifunktion in Sachen Überblick übernimmt.

Beim Thema Türen hat sich Opel für den Meriva sowieso etwas Besonderes einfallen lassen. Man sah die gegenläufig öffnenden Türen ja schon auf Fotos. Jetzt, bei unseren ersten Touren nördlich von Hamburg konnten wir untersuchen, ob diese Lösung sinnvoll ist oder nur ein überflüssiges Alleinstellungsmerkmal darstellt. Opel weist darauf hin, dass nur zwei heutige Autos ein solches Türkonzept einsetzen: das Londoner Taxi und der Rolls Royce Phantom. Bei beiden gehe es um den bequemen Einstieg der Fahrgäste. Das zeigt sich auch beim Meriva. Man setzt sich einfach hin und muss sich nicht auf den Rücksitz winden.

Auch das Beladen, zum Beispiel mit Kindersitz und Junior, geht entschieden leichter vonstatten. Hätte man eine Schiebetür gewählt – so Opel –, hätte der Meriva 20 Zentimeter länger ausfallen müssen und hätte mit einem höheren Schwerpunkt und zusätzlichem Gewicht fertig werden müssen. Die Türen öffnen sich über drei Raststellungen um jeweils 20 Grad weiter als normale Türen auf 84 Grad. So entsteht zwischen den geöffneten Türen so etwas wie eine Sicherheitszone.

Stehen beide Türen offen, geben sie den Blick frei in den völlig neu gestalteten Innenraum, der in der Tat erheblich wertiger und außerdem großzügiger wirkt als der des Vorgängers. Dazu hat man die Armaturentafel um rund acht Zentimeter tiefer gesetzt und mit einer schräg ansteigenden Mittelkonsole ebenfalls mehr Raum geschaffen. Die Tafel zieht sich jetzt im Bogen bis in die Türverkleidungen hinein, was den Meriva auch innen optisch verbreitert. Für den Innenraum kann man jetzt zwischen sechs Farbkombinationen wählen, so dass sowohl die Freunde des sportlichen Schwarz als auch die Liebhaber heller und farbig akzentuierter Innenräume zu ihrem Meriva kommen können.

Platz für die Gegenstände des Auto-Alltags findet sich an Bord reichlich. Insgesamt hat Opel 32 Ablagen eingebaut, einige davon in einem innovativen, verschiebbaren und umbaubaren Schienensystem. Aber wichtiger noch als der Platz für die vielen Kleinigkeiten ist sicher die Frage nach der Nutzung des Innenraums. Die beiden äußeren Sitze der hinteren Sitzbank lassen sich verschieben und in der Neigung verstellen, so dass die hinteren Passagiere es fast besser treffen als die vorn. Die Sitze lassen sich jetzt mit einem Handgriff umklappen, so dass eine ebene Ladefläche entsteht. So lässt sich die Kofferraum von 400 Litern auf bis zu 1500 Liter erweitern.

Den Meriva bietet Opel zunächst mit drei 1,4-Liter-Benzinern mit Leistungen zwischen 74 kW / 100 PS und 103 kW / 140 PS an. Dazu gesellen sich noch zwei Diesel, einer mit 1,3 Litern Hubraum und 55 kW / 75 PS und einer mit 1,7 Litern und 74 kW / 100 PS. Weitere Motoren werden dazukommen, außerdem Autogas-Varianten und ab 2011 auch eine Start-Stopp-Automatik. Die Rüsselsheimer glauben in Deutschland zunächst an den Benziner und gehen davon aus, dass jeder zweite Käufer sich für die 120-PS-Variante mit Fünf-Gang-Handschalter entscheiden wird.

Wir haben uns dieses Modell deswegen genauer angesehen und fanden die Kombination von Motor und Getriebe harmonisch, sogar harmonischer als die Kombination des stärkeren Motors mit dem Sechs-Gang-Getriebe. Die Sitzposition lässt sich vielfach verstellen, ebenso das Lenkrad, so dass man schnell die richtige Position findet. Die sehr gute Übersichtlichkeit von der erhöhten Sitzposition aus wird nur durch die C-Säulen nach hinten ein wenig eingeschränkt. Die Schaltung liegt griffgünstig; die Gänge lassen sich sanft einlegen. Der Federungskomfort ist gut. Auch kurze Stöße hört man mehr als dass man sie fühlt. Alles in allem erweist sich der Meriva als ein handliches Auto, das Freunde am Fahren vermittelt, wenn man es nicht gerade auf einen Spurt angelegt hat.

Den Meriva bietet Opel in drei Ausstattungsvarinaten: Selection, Edition und Innovation. Der teuerste Meriva, der 1.7 CDTI Ecotec mit Sechs-Stufen-Automatik steht mit einem Basispreis von 23 050 Euro in der Liste. Auch bei der Preisgestaltung hat Opel also offenbar viel unternommen, um Klaus Nüchter beim Erreichen seines Ziels zu unterstützen. (ampnet/Sm)

Daten: Opel Meriva 1.4 Ecoflex

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,28 x 1,91 x 1,62 Motor: Vier-Zylinder-Benziner, Turbo, 1364 ccm Leistung: 88 kW / 120 PS zwischen 4800 und 6000 U/min Maximales Drehmoment: 175 Nm zwischen 1750 und 4800 U/min Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h Beschleunigung (0 bis 100 km/h): 11,5 s; Verbrauch: 6,1 Liter CO2-Wert: 143 g/km (Euro 5) Leergewicht/Zuladung: ab 1390 kg / max. 530 kg Wendekreis: 11,06 m Kofferraum: 400 bis 1500 Liter Basispreis (Ausstattung Innovation): 20 920 Euro


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