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Lamborghini Huracan Evo Spyder im Test

27.08.2024
Lamborghini Huracan Evo Spyder im Test

mid Groß-Gerau - Der Lamborghini Huracan Evo Spyder ist ein Supersportwagen mit Faltdach. Foto: Mike Neumann / mid
Man hat nicht alle Tage die Gelegenheit einen Lamborghini als Testwagen zu erhalten, wenn es dann noch ein Huracan Evo Spyder mit Stoff-Faltdach ist und das Wetter entsprechend mitspielt, tröstet dies auch über die kurze, viertägige Testphase hinweg. Wir starten die oben-ohne Sause bei Lamborghini in Düsseldorf und prüfen direkt die Langstreckentauglichkeit, der anzutretende Heimweg beträgt nämlich gute 300 Kilometer.

Aber zurück zum Anfang: Wir stehen vor einem Huracan Evo Spyder, der uns optisch an ein Stealth-Kampfflugzeug erinnert, wäre da nicht die knallgelbe Signalfarbe, die die Form des Supersportlers unserer Meinung nach nochmals extra schön betont. Die erste Herausforderung gilt dem Einstieg in den nur 1,18 Meter hohen Wagen. Mit geöffnetem Cabrio-Verdeck geht dies übrigens bedeutend leichter. Platz im Innenraum? Geht so. Mit 1,78 Meter Körpergröße passt man quasi perfekt in das Auto, von Schädeldecke bis zum Dach sind noch gute zwei Handbreit Platz, ansonsten sitzt man wie festgegossen in den bequemen und gepolsterten Schalensitzen. Wenn man den Huracan sonst eher als STO Variante kennt und dort quasi mit seinem Allerwertesten auf einer Carbonschale sitzt, ist dies eine angenehme Überraschung. Nochmals der Hinweis an alle Interessenten: machen Sie vorher bitte eine Sitzprobe, der Italiener ist eher Maßanzug statt Massenware.

Wir starten den Motor. Was hier im Kaltstart geräuschmäßig passiert lässt sich schwer beschreiben, jeder der noch ein bisschen Benzin im Blut hat, hat unweigerlich ein dämliches Grinsen im Gesicht. Immerhin faucht uns hier ein Zehnzylinder Saugbenziner mit 5,2 Litern Hubraum an! Viel hilft viel? Richtig. Satte 470 kW/640 PS und bis zu 600 Nm liefert das Aggregat, also sogar etwas mehr, als der (nicht mehr erhältliche) Audi R8, aus dem er ursprünglich stammt. Diese Leistung verteilt der Lamborghini Huracan Evo Spyder auf alle vier Räder und hat eine Besonderheit, die das Technikgeschwisterchen von Audi nicht hatte: Allradlenkung. Wie präzise und agil sich der Huracan bewegen lässt, ist eine reine Freude. Mit seinen 2,24 Metern Breite (inklusive Spiegel) schwitzen wir dann aber doch das ein oder andere Mal, bis wir aus der Düsseldorfer Innenstadt raus sind. Und zum Glück gibt es eine Liftfunktion für das Fahrwerk, einige Ecken sind sonst mit dem extrem tiefen Lamborghini nicht ohne Schaden zu passieren und das wollen wir ja nicht.

Lässt man es gemütlich angehen, kann man den Supersportler auf der Autobahn unter WLTP Verbrauch bewegen, Lamborghini gibt 14,9 l/100 km an, 12,7 l/100 km sind machbar. Der Tank fasst 83 Liter, man kommt dann also locker über 600 km weit. Im "Strada" (Straße) Modus sogar recht gesittet muss man sagen. Gibt man den 640 Pferdchen dagegen im "Sport" oder gar "Corsa" Modus die Sporen kann es vom Verbrauch her ganz schnell eklig werden. Andererseits fährt man ja auch bis zu 325 km/h schnell. Woher wir das wissen? Meiner Frau habe ich gesagt aus dem Datenblatt natürlich, woher denn sonst? Die geschlossenen Varianten des Huracan schaffen es übrigens sogar bis 340 km/h Topspeed. Von 0-100 km/h schießt der Huracan Evo Spyder dank Allradantrieb und der 7-Gang Automatik in 3,1 Sekunden, in 9,3 Sekunden ist man bereits bei 200 km/h angelangt, also die Zeit, in der ein reguläres Fahrzeug auf 100 km/h beschleunigt.

Bei der Leistung müssen die übrigen Parameter ebenfalls stimmen, der Blick auf die Reifen verrät: Pirelli P Zero in 245/30 R20 vorn und 305/30 R20 hinten, für Grip ist also gesorgt. Und bei den Bremsen? Dicke Carbon-Keramik Bremsen mit Monoblock-Festsätteln mit 6-Kolben vorn und 4-Kolben hinten sorgen für entsprechenden Halt. Wenn man danach in ein klassisches C-Segment-SUV einsteigt und die Bremse betätigt, denkt man, man rollt einfach weiter.

Was uns im Alltag extrem aufgefallen ist: die Leute schauen sich um, winken, zeigen einen erhobenen Daumen, Kinder schauen erstaunt und drehen den Kopf beim Vorbeifahren. Auch wenn es mittlerweile Fahrzeuge gibt, die von der reinen Leistung her dem Huracan zum Teil weit überlegen sind, an der Faszination Lamborghini hat sich nichts geändert. Noch ein Satz zum Stoffverdeck, dieses lässt sich bis zu 50 km/h Fahrgeschwindigkeit öffnen und schließen.

Wir sind sehr auf den bereits in den Startlöchern stehenden Huracan Nachfolger "Temerario" gespannt, auch wenn es hier einige, zum Teil massive Änderungen zum Huracan geben wird. Die Basis wird nicht mehr der Audi R8 sein. Der grandiose 10-Zylinder weicht einem sehr hoch drehenden V8-Biturbo, der als Plug-in-Hybrid von drei Elektomotoren unterstützt wird und 920 PS Systemleistung bereitstellen wird.

Auch die Beschleunigung wurde abermals verbessert: 2,7 Sekunden dauert der Sprint von 0-100 km/h, bei 342 km/h ist Schluss. Beim Thema Gewicht kommen leider ein paar Kilogramm dazu, der Huracan Evo Spyder kommt auf 1.542 kg (Huracan STO: 1.339 kg), der Temerario bereits in der Basis auf 1.690 kg. Preislich wird er wohl bei über 300.000 Euro liegen und ist somit ein gutes Stück teurer als der Huracan Evo Spyder, welcher bei 246.266 Euro startet. Unser Testwagen mit Sonderausstattungen lag bei 267.701 Euro. Viel Geld, dafür auch viel Emotion, für die, die es sich leisten können.

Mike Neumann / midTechnische Daten Lamborghini Huracan Evo Spyder:- Länge / Breite / Höhe: 4.520 m / 1.933 m (mit Spiegel: 2.236 m) / 1.180 m- Motor: Zehnzylinder Benzinmotor- Hubraum: 5.204 ccm- Systemleistung: 470 kW/640 PS- max. Drehmoment: 600 Nm- Getriebe: 7-Gang Automatik- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 3,1 Sekunden- Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 14,9 Liter/100 km- C02-Emissionen: 338 g/km- Preis: ab 246.266 Euro, Testwagenpreis 267.701 Euro


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