Fahrzeugsicherheit von Mercedes-Benz betrifft nicht nur den Lenker des Automobils, sondern auch seine Passagiere. Deshalb stellt die Stuttgarter Marke im September 1987 den Beifahrer-Airbag vor. Er ist nach dem im März 1981 präsentierten Fahrer-Airbag eine weitere wichtige Innovation der passiven Sicherheit. Der Beifahrer-Airbag mit 170 Liter Volumen ist ab Februar 1988 zunächst in der S-Klasse erhältlich und ab Herbst des Jahres in der Baureihe 124, einem Vorgänger der E-Klasse.
Das Ex-Handschuhfach ist Heimat des Luftsacks für den Co-Piloten. An der Stelle dieses nützlichen Stauraums bringen die Mercedes-Benz-Ingenieure ihn als eine der Neuheiten der IAA 1987 unter. Die Innovation ergänzt als schlüssiger Baustein die etablierten Rückhaltesysteme Fahrer-Airbag und Gurtstraffer.
Premiere hat der Beifahrer-Airbag zunächst in den S-Klasse-Limousinen und -Coupés der Baureihe 126. Diese sind ab Modelljahr 1988 mit der neuen Sonderausstattung bestellbar, die es nur in Kombination mit dem Fahrer-Airbag gibt, in Deutschland für 4617 DM. Ab Oktober 1992 gehören Fahrer-Airbag und Anti-Blockier-System ABS schließlich zur Serienausstattung.
Von Anfang an betont der Hersteller, dass der Beifahrer-Airbag die Schutzwirkung des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes ergänzt, diesen aber keinesfalls ablösen kann. Die Gurtpflicht gilt zu diesem Zeitpunkt bereits seit 1976, seit 1984 wird ihre Missachtung mit einem Bußgeld belegt.
Durch das kombinierte System Sicherheitsgurt mit Gurtstraffer und Beifahrer-Airbag wird das Risiko von Verletzungen im Brust- und Kopfbereich im Vergleich zum Sicherheitsgurt mit Gurtstraffer allein etwa um ein Drittel weiter reduziert. Bewertet werden in den Tests insbesondere die Auswirkungen des Unfalls auf Gewebe und Kopfbereich.
Das Auslösegerät detektiert Kollisionen und stellt deren Schwere anhand von zwei vorgegebenen Schwellen fest. Wird die erste Schwelle überschritten, löst das Gerät zunächst den Gurtstraffer aus. Beim Erreichen der höheren Schwelle wird der Beifahrer-Airbag aktiviert. Dabei zünden die beiden Gasgeneratoren im Abstand von 15 Millisekunden, so dass sich der Luftsack aus innen gummiertem Polyamid-Gewebe mit kontrolliertem Druckanstieg füllt. Die Fahrzeugelektronik prüft auch, ob der Beifahrersitz belegt oder frei ist. Denn wenn die Sensoren im Sitz und in den Gurtschlössern einen freien Sitz anzeigen, wird der Beifahrer-Airbag bei einem Unfall nicht ausgelöst.
Da die Airbag-Module durch die kontinuierliche Arbeit der Ingenieure immer kleiner werden, können sie auch an anderen Stellen des Fahrzeugs platziert werden. Beispielsweise, um einen umfassenden Schutz auch bei seitlichen Kollisionen zu erreichen: Mercedes-Benz stellt 1993 einen Seiten-Airbag als Studie vor, 1995 kommt der Sidebag dann als Sonderausstattung zunächst in der E-Klasse auf den Markt. Weitere Innovationsschritte sind Windowbag (1998), Head-Thorax-Seitenairbag (2001), Kneebag (2009), Thorax-Pelvis-Sidebag, Beltbag und Cushionbag (2013) sowie adaptive Airbags für Fahrer und Beifahrer mit zweistufiger, zeitversetzter Auslösung, je nach sensierter Schwere des Aufpralls und eingestellter Sitzposition. So schützen Mercedes-Benz Personenwagen ihre Fahrer und Passagiere heute mit einem ausgeklügelten System von bis zu zwölf Airbags. (dpp-AutoReporter/wpr)