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Smart Fortwo: Sexy in the City

10.11.2006
750 000 Smart hat Mercedes seit 1998 an den Mann und vorwiegend an die Frau gebracht. Wer hätte das gedacht? Kennen Sie ein zweites Auto, das die Betrachter bei seinem Erscheinen so in Feinde und Freunde gespalten hat? Vielleicht den Phaeton, aber der spielt in einer andern Liga und hat heute auch seine Freunde gefunden. Beim Smart ist allerdings mehr geschehen. Seine Freunde sind zu Liebhabern geworden, die Smart als rollendes Ausrufezeichen für ihren jugendlichen Individualismus nutzen und froh sind, dass auch rationale Argumente für diesen Autozwerg von nun knapp 2,70 Metern Länge sprechen.

So viel Liebe will gepflegt werden. Die Mercedes Car Group deswegen hat für die zweite Generation alles getan, die Zuneigung der Fans auf hohem Niveau zu halten und gleichzeitig die Flegeljahre des Kleinen zu beenden. Er ist ein bisschen länger (plus 195 Millimeter), bietet mehr Innenraum, sogar mehr Kofferraum (220 Liter oder plus 70 Liter) und passt immer noch quer in die Parklücke. Seine neue Schaltung soll jetzt das ständige Nicken beim Hochschalten verhindern, seine Motoren sind stärker und brauchen dennoch weniger.

Drei Dreizylinder-Otto-Motoren werden angeboten, alle drei mit 999 Kubikzentimeter Hubraum, einer mit 45 kW / 61 PS, und 89 Newtonmeter (Nm) maximalem Drehmoment, der zweite mit 52 kW / 71 PS und 92 Nm sowie der dritte mit 62 kW / 84 PS und 121 Nm. Alle drei sollen beim Durchschnittsverbrauch unter fünf Litern bleiben. Der kleinere Motor schafft 135 km/h Spitze, die beiden größeren 145 km/h.

Der Dreizylinder-Diesel mit 799 Kubikzentimeter Hubraum hat in der Leistung ebenfalls zugelegt, leistet 33 kW / 45 PS und soll beim Verbrauch sogar unter 3,5 Litern stehen bleiben. Stolz verweisen die Smarts auf den Kohlendioxidwert von 90 Gramm pro Kilometer und auf die Einhaltung der Umweltnorm Euro 4 sowie auf einen offenen Dieselpartikelfilter, der 40 Prozent des Rußes ausfiltert. 2008 soll ein geschlossenes System nachgereicht werden, dass dann mehr als 90 Prozent wegfiltert.

Nun sind das alles Angaben aus den Presseunterlagen. Fahren konnten wir den neuen Smart noch nicht; denn er kommt erst im Frühjahr 2007 auf den Markt. So mussten wir uns leider darauf beschränken, ihn zu betrachten und einmal probehalber zu besitzen.

Das Außendesign gibt keinen Anlass zur Sorge, denn es scheint auf den ersten Blick unverändert. Bei genauerem Hinsehen erkennt man neue Scheinwerfer, die Front erweist sich als steiler und höher. Smart sagt dazu, trotz der Vorschriften für den Fußgängerschutz, der strengen US-amerikanischen Crash-Verfahren und der größeren Überhänge (vorn plus 72 Millimeter und hinten plus 68 Millimeter) und dem um 55 Millimeter auf 1,87 Meter gewachsenen Radstand sei es gelungen, die Linie des Smart der ersten Generation zu erhalten. Das stimmt zweifellos, auch dank der ebenfalls vergrößerten Standard-Räder (vorn 115/65 R 15, hinten 175/60 R 15)..

Die Sicherheitsvorschriften werden auch bei der neuen Innenraumgestaltung als Begründung angeführt. Das klingt in den Presseunterlagen allerdings fast entschuldigend. Dabei hat die Änderung der Armaturen nur Gutes gebracht. Nun sind viele Elemente so gestaltet, wie es sinnvoll ist. Der Hang, auf Kraft alles anders zu machen, ist einer neuen Philosophie gewichen, deren Ergebnis immer noch bemerkenswert, aber nicht mehr nur gewollt revolutionär wirkt. Die Rundinstrumente liegen jetzt dort, wo sie hingehören, und die flippigen, aber überflüssigen Rundungen wurden begradigt. Der neue Smart schafft den Sprung vom trotzigen Nonkonformisten zum extravaganten Stadt-Beau mit einem Hauch Eleganz.

Im Innenraum zeigt sich am deutlichsten, dass dieser Smart reifer geworden ist. Dabei verlieren Fahrer und Beifahrer auf den beiden Sportsitzen, von denen der rechte 15 Zentimeter nach hinten verschoben ist, nichts von dem überraschend großzügigen Raumgefühl. Aber der Fahrer gewinnt eine bessere Bedienbarkeit und kann sich gleichzeitig noch auf stärkere Motoren sowie eine direktere Lenkung freuen. Wir werden es erleben.

Den neuen Smart gibt es wieder in den drei Varianten Pure, Pulse und Passion, wobei beim Passion ein durchsichtiges Panoramadach eingesetzt wird sowie als Cabriolet, dessen Dach bei jeder Geschwindigkeit geöffnet und geschlossen werden kann.

Den harten US-Crashtest will man schon bestanden haben, und beim EuroNCAP-Test erwartet man vier Sterne. Das ist zwar nur die zweitbeste Einstufung, aber wahrscheinlich für ein Fahrzeug dieser Größe die zur Zeit höchstmögliche. Für die aktive Sicherheit verweist man auf den Bremsassistenten und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), das bei allen Smart an Bord ist, was heutzutage bei den Kleinen äußerst selten und unverständlicherweise noch nicht einmal beim teuren Mini der Fall ist.

A propos teuer. Der neue Smart wird ein Viertel kostengünstiger gebaut als der alte. Das ist erfreulich für die Gewinnsituation des Unternehmens, denn Smart will diesen Vorteil offenbar nicht an den Kunden weitergeben. Die Preise sollen sich auf dem Niveau des Vorgängers bewegen. So ist das eben, wenn es genug Leute sexy finden, mit einem solchen Fahrzeug durch die City zu eilen.

Wie man gerüchteweise hört, hat Smart mit dieser Entwicklung bei den Kosten und mit dem wachsenden Zuspruch der Käufer jetzt sogar Investoren auf den Plan gerufen, die den Smart aus der Mercedes Car Group herauskaufen wollen. Denen gefällt es ja immer, wenn sich ein Unternehmens aufs Kerngeschäft besinnt. Und genau das ist ja mit der zweiten Smart-Generation geschehen: In Zukunft gibt es keinen Roadster und auch keinen ForFour mehr, nur noch den Klassiker und sein Cabriolet.

Wie dem auch sei - der Smart Fortwo wird im Januar in Detroit bei der Motorshow den amerikanischen Markt betreten. Dort rechnet man sich große Chancen aus, natürlich wegen der dort steigenden Benzinpreise, aber erst recht wegen des Hangs der Amerikaner, Selbstdarstellung übers Auto zu üben. Wir kennen das ja hierzulande ebenfalls. (ar/Sm)


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