Triumph Rocket III Touring: Maxi-Cruiser
19.11.2007

Es wäre für Triumph so einfach gewesen: Man nehme als Basis die Rocket III Classic, klemme ein Windschild und zwei Koffer dran, fertig ist die Touring-Variante des Motorrads mit dem hubraumgrößten Serienmotor der Welt. Doch das genügte den Perfektionisten im englischen Hinckley nicht. Die neue Rocket III Touring sollte perfekt auf den Einsatzbereich abgestimmt werden, und dazu waren tief greifende Modifikationen notwendig.
Die Änderungen betreffen in erster Linie Fahrwerk, Optik und Ausstattung. Bis auf die Bremsanlage und das Rücklicht ist fast alles neu. Zum neuen Touring-Styling gehören ausladende Radabdeckungen, typische Speichenräder, ein klassischer Rundscheinwerfer und jede Menge Chrom dazu. Doch auch der Brückenrahmen und die Zweiarmschwinge wurden neu gezeichnet, und die nun chromummantelte Telegabel für eine neue Lenkgeometrie weiter vorn montiert. Hinten rollt ein angesichts der üppigen Dimensionen geradezu schmächtiger 180er Pneu statt des zuvor verwendeten 240ers ab. All diese Maßnahmen sorgen dafür, dass der Koloss von 395 Kilogramm erstaunlich flink um moderate Kurven geht - kein indifferentes Taumeln wie bei manch anderem Dickschiff vermiest den Genuss geschwungener Landstraßen. Nur gut, dass diese erfrischend agilen acht Zentner im Bedarfsfalle von adäquaten Bremsen eingefangen werden können. Vorn werkelt nämlich eine Doppelscheibe mit sportlichen Vierkolbenfestsätteln, hinten verzögert eine Scheibe mit 316 mm Durchmesser.
Geadelt wird die Rocket III Touring durch ihren ausgezeichneten Fahrkomfort, den sie der gelungenen Fahrwerksabstimmung wie der ausladenden Sitzbank gleichermaßen verdankt. Während die Füße auf breiten Trittbrettern ruhen und die einstellbare Schaltwippe oder das fette Fußbremspedal bedienen, ruhen Hinterteile aller Größen auf dem breiten, mit zwei unterschiedlich dichten Schaumstofflagen versehenen Sattel. Für Beifahrer sorgt sogar ein Gelkissen für wohligen Sitzkomfort. So gleitet die Rocket-Besatzung ungestört über Highways und gut ausgebaute Landstraßen, prima geschützt vor Wind und Wetter durch die breite Scheibe. Die lässt sich durch einen cleveren Schnellverschluss im Handumdrehen demontieren und wieder anbauen. Auch die stabilen Koffer sind schnell abnehmbar, allerdings verengen die Deckelscharniere den Zugang zum 39-Liter-Volumen. Alles an der Britin macht einen äußerst soliden, fast hochwertigen Eindruck, bis auf die Kühlerverkleidung aus Kunststoff.
Über allem prangt jedoch das gewaltige, omnipräsente Triebwerk, das mit seidenweichem Motorlauf verwöhnt, bei Bedarf aber extrem souveräne Überholmanöver ermöglicht. Da Dreizylinder in Reihe mit 2,3 Litern Hubraum sich von Natur aus hervorragend zum entspannten Cruisen bei niedrigen Drehzahlen eignet, ist daran kaum etwas verändert worden. Kleinere Modifikationen kappten ein wenig Spitzenleistung für noch mehr Druck im Drehzahlkeller, übrig bleiben vernünftige 79 kW/108 PS und der gewaltige Schub von 209 Nm Drehmoment ab 2 000 U/min. Der Motor macht die Rocket Touring eindeutig zum manövrierfähigsten Schiff der dicken Luxusklasse. Nicht zuletzt deshalb ist mit knapp 19 000 Euro die Triumph auch preislich ganz oben angesiedelt. Ab Januar 2008 steht sie bei den Händlern. Thilo Kozik/mid mid/rkm