Vor 50 Jahren präsentierte Mazda den Sportwagen Cosmo Sport 110 S (81 kW/110 PS) als erstes Modell der Marke mit einem nach dem Wankel-Prinzip arbeitenden Zweischeiben-Kreiskolbenmotor. Von diesem Typ wurden für den japanischen Markt 1599 Stück hergestellt. Insgesamt hat Mazda rund zwei Millionen Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor verkauft. 1964 bis 1967 hatte zuvor NSU in 2375 Exemplaren den Wankel-Spider gefertigt.
Ein Jahrzehnt nachdem der deutsche Erfinder Felix Wankel erstmals Kreiskolben- beziehungsweise Wankel-Motoren bei dem deutschen Hersteller NSU auf dem Prüfstand testete, wurde dieses Antriebsprinzip ab 1967 in Mazda Serienmodellen zu einer Erfolgsgeschichte, aus der bis heute bereits rund zwei Millionen Motoren hervorgegangen sind. Möglich machte diesen Erfolg der Mut der Mazda Ingenieure, neue und andere Wege zu beschreiten im Streben nach perfekten technischen Lösungen. So entstand ein Motor, der weder Hubkolben noch Zylinder benötigt. Stattdessen ersetzen rotierende Scheiben das Auf und Ab der Kolben mit dem Resultat außergewöhnlich vibrationsarmer Laufruhe, minimaler Lärmemissionen, platzsparender Bauweise und geringen Gewichts.
Ihren Anfang nahm die Antriebsrevolution durch Rotationskolben bei Mazda im Jahr 1961. Damals schloss Mazda einen Lizenzvertrag mit NSU über den Kreiskolben-Motor und entwickelte diesen dann in der 1963 eigens gegründeten ‚Mazda Rotary Engine Research Division‘ zur Serienreife. Viele große Automobilhersteller investierten in jener Zeit in Kreiskolben-Motoren, kapitulierten dann aber meistens vor den besonderen technischen Herausforderungen der neuartigen Motortechnologie. Diese brilliert einerseits durch einfache Bauart, hohe Leistungsdichte und elegant-effiziente Kraftentfaltung sowie die Einsatzmöglichkeit alternativer Kraftstoffen wie Wasserstoff. Andererseits waren anfangs die Probleme kurzlebiger Dichtleisten und höherer Verbrauchswerte zu lösen und die Fertigungsqualität der Materialien stellt besondere Ansprüche.
Passend zum revolutionären Motor wirkte auch der Mazda Cosmo Sport 110 S nach seinem Produktionsstart am 30. Mai 1967 wie ein Fahrzeug von einem anderen Stern. Zeitgenössische Medien verglichen das Gefühl an Bord eher mit Fliegen als mit Fahren, nicht zuletzt durch die turbinenartige Laufkultur des Motors. Der Cosmo avancierte durch erfolgreiche Motorsporteinsätze zum Imageträger für die japanische Marke - mit jeweils über 100 Siegen von Mazda-Modellen mit Kreiskolben-Motoren in der japanischen Tourenwagen-Meisterschaft und der US-IMSA-Serie.
Den größten Triumph errang Mazda jedoch 1991 in Le Mans/F. Dort gewann der Mazda 787 B mit Vierscheiben-Kreiskolben-Motor als erstes und bis heute einziges Fahrzeug eines asiatischen Herstellers das legendäre Langstreckenrennen. Auch die Mazda Serienfahrzeuge mit Kreiskolben-Motoren fuhren von Erfolg zu Erfolg. Anfänglich war der kompakt bauende Motor besonders für Sportwagen wie den Cosmo Sport 110 S mit flacher, keilförmiger Front vorgesehen. Aber es kam anders: In den USA hatte schon Anfang der 1970er Jahre jeder zweite Mazda einen Kreiskolben-Motor unter der Haube.
In Deutschland war es das Mazda RX-3 Coupé, das 1973 die Rolle des Spitzenmodells mit Kreiskolben-Motor übernahm und 1976 durch den Gran Turismo RX-5 abgelöst wurde. Drei Jahre später startete dann das Sportcoupé Mazda RX-7, das in drei Generationen weltweit mehr als 800.000mal verkauft wurde.
Im nachfolgenden Front-/Mittelmotorsportwagen RX-8 arbeitete ab 2003 dann ein ‚Renesis‘-Zweischeiben-Kreiskolbenmotor, der wegen des um 30 Prozent leichteren Gewichts und des um zwölf Prozent verbesserten Benzinverbrauchs mehrfach zum ‚Motor des Jahres‘ gekürt wurde. Nochmals effizienter und leistungsfähiger wurde der Motor 2009 durch Modifikationen mit einem zusätzlichen Klopfsensor zur Verbrennungskontrolle.
Das Potential der Rotary-Technik für alternative Antriebe demonstrierte eine ganze Flotte von Mazda RX-8 Hydrogen RE und Mazda Premacy bzw. Mazda5 RE, die ab 2006 mit Wasserstoffantrieb in Japan und Norwegen an den Start gingen. Die Produktion des Mazda RX-8 endete aber im Jahr 2012.
Auf der Tokio Motor Show 2005 zeigten die Japaner das Concept Car RX-Vision - angetrieben von einem kompakten Kreiskolbenmotor der nächsten Generation. Er ermöglichte eine extrem niedrige Motorhaube und neue Designproportionen. (dpp-AutoReporter/wpr)