Motorsport

Formel 1: Das Spiel beginnt

12.03.2010
Mit den ersten beiden Freien Traingseinheiten in Bahrain hat die Formel 1 die Formel 1-Saion 2010 offiziell in Gang gesetzt. Damit nähert sich der Zeitpunkt, an dem die viel diskutierten Stärkeverhältnisse endlich gelüftet werden: Nicht schon im Freien Training, denn dort kann mit den Benzinmengen ordentlich gespielt werden, schon aber im Qualifying und vor allem am Sonntag im Rennen.

Das Rennen wird auch erstmals zeigen, wie viel die Eindrücke wert sind. Denn das Nachtankverbot hat gravierende Auswirkungen auf andere Funktionen des Autos, die Bremsen etwa oder die Reifen. Wer damit am besten zurechtkommt, wird auch Vorteile im Rennen haben. Das Tempo ist eben nicht alles.

Von daher kann der schnelle Eindruck, den Adrian Sutil mit seinem Force India Boliden im ersten Freien Training hinterlassen hat, auch zunächst einmal recht gelassen gesehen werden. Denkbar ist, dass man bei Force India gleich zum Saisonauftakt einen Aufmerker setzen wollte, was in den Rennen der bisherigen Force India-Geschichte allzu selten gelungen ist.

Neulinge fahren – aber hinterher

Ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auf den Neulingen im Formel 1-Zirkus. Im ersten Freien Trainig ist der Lotus-Pilot Heikki Kovalainen mit einem Rückstand von mehr als sieben Sekunden unterwegs gewesen, auch Timo Glock im Virgin-Boliden war nur wenig schneller.

Immerhin hat auch das spanische Team Hispania einen Boliden mehrere Runden um den Parcour bekommen, was für sich betrachtet eine beachtliche Leistung ist, denn HRT hat den Start nur unter extrem großem Zeitdruck vollbracht. Im zweiten Freien Training ist der HRT dann mit stolzen 14 Sekunden hinterhergefahren, selbst auf das direkt davorliegende Auto betrug der Rückstand noch vier Sekunden.

Sollte sich der Eindruck bestätigen, werden die neuen Teams in den Rennen relativ rasch überrundet werden und im Feld mehr oder weniger die Funktion rollender Schikanen einnehmen, bis die Fahrzeuge schneller geworden sind. Es dürfte eine ausgiebige Phase des Lernens für die neuen Teams geben.

Vorn alles dicht beieinander

In der doch recht langen Phase zwischen den Formel 1-Saison 2009 und 2010 hat es umfangreiche Diskussionen darüber gegeben, wer zu den Favoriten zu zählen ist – und wer nicht. Vier Teams sind immer wieder genannt worden und im zweiten Freien Training am Freitag in Bahrain sollte nach den schwer einzuschätzenden Testfahrten erstmals ein klareres Bild herrschen.

Doch das Bild trügt: Drei der Teams, Mercedes GP, McLaren und Red Bull hatten zumindest einen Fahrer unter den Führenden, doch von Ferrari war nichts zu sehen. Das dürfte angesichts des starken Eindrucks, den die roten Flitzer in der Vorbereitung hinterlassen haben, Teil eines Camouflage-Spieles sein.

Immerhin geben sich einige der Favoriten vorn an der Spitze des Feldes ein Stelldichein, ganz vorn steht Nico Rosberg, bei Mercedes GP Teamkollege von Michael Schumacher. Der Comeback-Rennfahrer hat sich den dritten Platz gesichert. Zwischen den beiden hat sich Lewis Hamilton platziert, der für McLaren fährt. Dessen Teamkollege, der amtierende Formel 1-Weltmeister Jenson Button, hat den vierten Platz belegt.

Mercedes und McLaren (Mercedes) haben somit im Freitagstraining einen starken Auftritt hingelegt und – unabhängig von den Benzinmengen – ihre Ansprüche nach oben unterstrichen. Viermal Silber vorn, die rote Konkurrenz hat sich betont zurückgehalten am Freitag.

Red Bull – Ferrari?

Red Bull hat mit Sebastian Vettel den fünften Rang belegen können, der Vizeweltmeister des Jahres 2009 hat allerdings schon eine Sekunde Rückstand aufzuweisen gehabt. Das ist schon eine Menge, auch weil Kollege Webber nochmals eine ganze Sekunde hinter Vettel auf Rang 17 gelandet ist.

Das bedeutet allerdings nicht viel, denn die Ziele des Trainings, die der Rennstall am Freitag verfolgt hat, können schließlich auch jenseits bloßer Zeitattacken gelegen haben. Das gilt auch, vielleicht sogar erst recht für Ferrari. Felipe Massa wurde siebter, Fernando Alsonso hat im zweiten Freien Training Rang neun erreicht.

Gemessen an dem, was in der Vorbereitung über Ferrari und dessen Leistungsfähigkeit durchschimmerte, ist das natürlich erstaunlich. Allzu wahrscheinlich ist, dass Ferrari taktische Zurückhaltung übte und am Wochenende, wenn es ernst wird, die Katze aus dem Sack lässt.

Überraschungen bleiben erst einmal aus

Im Freien Training hat sich Williams in Form von Hülkenberg und Renault mit dem ersten sausenden Russen Vitali Petrov unter die Top Ten gemischt. Die beiden Sauber-Piloten, Pedro de la Rosa und Kobayashi, sind auf Rand zehn und elf gelandet. Der schnellste des ersten Freien Trainings, Adrian Sutil hat nur Rand zwölf mit seinem Force India erreichen können.

Zumindest bei diesem Auftritt sind die Überraschungen gegenüber dem erwarteten Kräfteverhältnis ausgeblieben. Sutils Ausreißer vom Vormittag wurde wieder eingefangen, die Sauber-Truppe hat ihren Geheimfavoriten-Status (geheim!) noch nicht abgegeben. Zum Glück droht auch keine Langeweile, wenn sich im ersten Rennen zeigt, dass alles so läuft, wie erwartet: Vier vorn, fünf in der Mitte, drei hinterher.

Denn allein die Tatsache, dass Nico Rosberg vor Michael Schumacher gelandet ist, dürfte schon reichlich Stoff bieten, um Zeitungs- und Online-Seiten zu füllen. Der teaminterne Zweikampf der beiden Formel 1-Generationen ist spannend genug und es gibt ja noch mehr davon. Allein in den Top-Teams sind die Rennstall eigenen Kräfteverhältnisse ja auch völlig offen.





Erste Schritte
Anzeige