Die diesjährige Formel-1-Saison hat bislang einiges zu bieten. Allen voran sicherlich das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton. Es sind mittlerweile 15 der insgesamt 22 Grand Prix gefahren und an der Spitze konnte der Brite im Mercedes wieder an seinem Verfolger von Red Bull im Honda vorbeiziehen. Denkbar knapp ist der Vorsprung allerdings mit nur zwei Punkten Unterschied, ehe der Drittplatzierte Valtteri Bottas mit 93,5 Punkten Rückstand folgt. Die halben Punktzahlen kommen in diesem Jahr wegen des GP von Belgien in Spa zustande, bei dem das Rennen aufgrund schlechten Wetters frühzeitig beendet werden musste. Der enorme Vorsprung von Hamilton und Verstappen unterstreicht deutlich die Dominanz der beiden Fahrer und auch die der Wagen, die ihnen dieses Jahr zur Verfügung stehen. Und die Führung könnte noch deutlicher ausfallen, hätten sich die beiden Piloten im Grand Prix in Monza nicht gegenseitig aus dem Rennen befördert. Bei der Konstrukteurswertung zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, auch wenn der Vorsprung von Mercedes hier etwas klarer ist. McLaren steht aktuell auf dem dritten Rang, verzeichnet aber 130,5 Punkte weniger als Red Bull Racing auf Platz zwei. Wenig verwunderlich sind damit die Aussichten auf den letztendlichen Gesamtsieg in der Formel 1. Die Quoten seriöser Wettanbieter zeigen sehr deutlich, dass es kaum einen Zweifel an dem Sieg eines der beiden Fahrer gibt, auch wenn sie Verstappen momentan noch als leichten Favoritendarstellen. Bei den Rennställen hingegen sieht Mercedes wie der wahrscheinlichere Sieger aus.
Auch beim vergangenen Grand Prix in Sotschi kam die Spannung nicht zu kurz und dass schlussendlich wieder die beiden vertrauten Namen ganz oben auf dem Podest standen, spiegelt das Rennen nicht wirklich fair wider. Denn dabei lohnt sich zuerst ein Blick auf die erfahrenen Startpositionen im Qualifying. Die beste Zeit legte der junge Brite Lando Norris im McLaren hin, der sich somit auf den ersten Startplatz kämpfen konnte. Carlos Sainz im Ferrari startet als Zweiter, mit einem knappen Vorsprung von George Russell für Williams Racing. Dann folgt Lewis Hamilton, der nur wenige Millisekunden vor Norris‘ Teampartner Daniel Ricciardo ins Ziel kommt. Wo Max Verstappen nach dem Qualifying gelandet ist? Der Niederländer startet auf der zwanzigsten und damit letzten Position, aufgrund neuer Antriebsteile sowie einer Strafe aus dem GP von Monza. Die finalen Platzierungen nach dem Rennen in Sotschi sind vor diesem Hintergrund umso überraschender.
Es war schon früh klar, dass das Regenchaos in Russland den diesjährigen zu einem durchaus schwierigen Grand Prix machen würde, bei dem das dritte freie Training wegen des Wetters sogar abgesagt werden musste. Auch zu Beginn des Rennens war es wie erwartet regnerisch, doch Lando Norris konnte seine Poleposition vorerst verteidigen. Er führte das Feld über lange Strecken an und fuhr dabei gut und ohne Fehler. So sah alles danach aus, als könne er nicht nur das beste McLaren-Ergebnis in der Formel-1-Geschichte des Rennstalls einfahren, sondern auch gleichzeitig persönlich seinen ersten Grand Prix gewinnen. Doch der Regen hielt an, wurde gegen Ende sogar stärker und Norris entschied sich wenige Runden vor Schluss gegen den Boxenstopp und damit den Reifenwechsel. Eine Entscheidung, die der 21-Jährige selbst traf, die ihn aber letztendlich den Sieg kosten sollte. Er verlor an Grip, rutschte mehrfach weg, konnte teilweise nur noch in Schritttempo fahren und musste schlussendlich doch in die Box, womit er einige Plätze einbüßen musste.
Das finale Ergebnis ist der siebte Rang und Norris zeigte sich verständlicherweise bitter enttäuscht, dass er ein solch starkes Rennen aus der Hand gab. Als fairer Sportsmann gratulierte er nach dem GP dem Sieger Hamilton, der seine Enttäuschung nur allzu gut verstehen konnte. Im Gegenzug lobte der 36-jährige Brite aber auf der anschließenden Pressekonferenz seinen Landsmann. Der siebenmalige Weltmeister ist sich sicher, dass Norris in seiner jungen Karriere noch viele Grand Prix gewinnen wird und bei solchen Rennen eine Menge lernen kann. Doch auch die Kommunikation mit dem Team muss hinterfragt werden, da Norris davon ausging, dass der Regen nicht noch stärker werden würde und er mit seinen Reifen die Fahrt beenden könne. Nichtsdestotrotz war es unterm Strich seine eigene Entscheidung, die er rückblickend wohl bereuen dürfte. In seinem Fazit nach dem Rennen ließ er verlauten, dass McLaren seiner Einschätzung nach noch „meilenweit“ hinter Mercedes und Red Bull liegt.
Das nächste Highlight in Russland war die unfassbare Aufholjagd von Max Verstappen, der 18 Plätze gutmachte. Das hielt ihn im Rennen um den WM-Titel, bei dem er ansonsten wichtige Punkte verloren hätte. Durch eine gute Strategie und natürlich das unfassbare Talent von ihm und Hamilton, wurde das Rennen erst kurz vor Schluss entschieden, als sich die beiden ganz nach vorne kämpften. Schlussendlich gewann Mercedes auch dieses Rennen in Sotschi, wo sie seit 2014 keines verloren haben. Für Hamilton war es außerdem der 100. Karrieresieg und ein weiterer Meilenstein in seinem Portfolio. Als Dritter kam Carlos Sainz im Ferrari durch das Ziel und stand damit neben den beiden auf dem Podest.
Für Lewis Hamilton und Max Verstappen also ein weiterer erfolgreicher Grand Prix, über dessen Ausgang der Niederländer wohl noch glücklicher sein wird als sein Konkurrent. Wie McLaren und Lando Norris mit dem selbstverschuldeten siebten Platz umgehen wird sich zeigen. Sicherlich wird erstmal präzise analysiert, was man aus dem Rennen als Erfahrung mitnimmt. Von den Deutschen Piloten kommt Sebastian Vettel als Zwölfter ins Ziel, Mick Schumacher konnte wegen eines Hydraulik-Defekts ein Rennen erstmals nicht beenden. Am 10. Oktober findet der nächste Grand Prix statt, der in der türkischen Metropole Istanbul ausgetragen wird. Auch hier dürfen die Fans wieder ein spannendes Rennen erwarten.