Motorsport

Formel 1: McLaren schnell unterwegs

26.03.2010
Das zweite Rennen der Formel 1-Saison 2010 steht an: In Australien, wo in den vergangenen Jahren oft die Formel 1 den Saisonauftakt vornahm, geht es in Runde zwei. Viele Experten und Beobachter des Formel 1-Spektakels erhoffen sich vom Rennen in Australien erstmals genauere Einblicke in die aktuellen Stärkeverhältnisse und Aufschlüsse über die Unterhaltungsfähigkeit der Formel 1-Saison 2010.

Die Rückkehr von Michael Schumacher nach drei Jahren Abstinenz hatte ja zunächst für mehr als genug Publicity gesorgt, doch das kann und soll nicht alles bleiben. Gerade der Saisonauftak in Bahrain hat gezeigt, dass die neuen Regeln im Formel 1-Betrieb nicht offenkundig dazu beigetragen haben, dass die Zahl der Überholmanöver steigt. Im Gegenteil: Das Formel 1-Rennen in Bahrain wurde als Prozession verspottet.

Sollte das in Australien immer noch der Fall sein, erhöht sich die Gefahr eines Regel-Schnellschusses: Ein zweiter Zwangs-Boxenstopp war im Gespräch, wobei das Überholen an der Box eigentlich der Vergangenheit angehören sollte. Optimisten gehen davon aus, dass sich die Formel 1 in Australien anders präsentieren wird und der übervorsichtige Saison-Start in Bahrain eine Ausnahme bleibt.

Was die Stärkeverhältnisse anbelangt, so gilt Australien gewöhnlich als schwieriger Ort für eine Einschätzung. Doch könnte sich dort zeigen, ob es einem Team gelingen kann, in die Phalanx der vier Favoriten Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes einzubrechen oder ob die vor dem Saisonstart vorgenommenen Spekulationen über das Spitzenquartett die komplette Saison Bestand hat: Dann gäbe es eine Dreiklassengesellschaft, in der die Mitte noch durch die drei Neulinge eingerahmt wird.

McLaren: Schnell im Freitagstraining

Ganz vorn am Freitag standen zwei McLaren: Die britischen Silberpfeile belegen nach dem zweiten Freien Training die Plätze eins und zwei. Lewis Hamilton war dabei noch einen Hauch schneller als sein Teamkollege Jenson Button. Beide hatten sich bei sehr unbeständigen Verhältnissen recht früh ihre besten Zeiten gesichert, die sie gegen Ende des Trainings nicht mehr steigern konnten.

Hamilton und Button gehen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in das zweite Saisonrennen 2010. Hamilton hatte in Bahrain hinter den beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa den dritten Rang belegt und den Sprung aufs Treppchen geschafft – unter tatkräftiger Mithilfe einer Zündkerze in Sebastian Vettels Red Bull-Boliden.

Button ist nur siebter geworden, hinter Vettel und den beiden Mercedes Rennwagen. Damit ist der erste teaminterne Zweikampf im Spitzenteam der Weltmeister für den amtierenden Formel 1-Titelträger Button zur Niederlage geworden. Hamilton hat sich besser aus der Affäre gezogen, ganz so, wie es alle Welt erwartet hat. Auf Button lastet damit schon vor dem zweiten Rennen ein leicht erhöhter Druck.

Red Bull: Hui und Pfui

Sehr unterschiedlich präsentierte sich das Team von Red Bull am Freitag im Training: Mark Webber konnte auf seiner Heimstrecke den dritten Rang einnehmen mit einigem Rückstand auf Hamilton und Button. Dagegen ist Sebastian Vettel nicht in die Top-Ten gekommen, sondern auf Rang 16 gelandet. Hier befand er sich in guter Gesellschaft von Alonso und Massa – ein Bild, das man schon aus Bahrain kennt.

Daraus lässt sich ablesen, dass Red Bull noch immer ein sehr konkurrenzfähiges Auto besitzt, das im Rangeln der Qualifikation und im Rennen selbst vorn mitfahren können wird. Vettel hat sich zwischenzeitlich mit einem Fahrfehler von der Piste gefahren und damit seine Chancen auf eine sehr gute Trainingszeit verringert.

Mercedes: Schumacher setzt Aufmerker

Zu den wohl interessantesten internen Duellen der Formel 1-Saison 2010 gehört die Auseinandersetzung zwischen Michael Schumacher und Nico Rosberg. Eine Art Generationenkonflikt auf der Rennpiste wollen viele darin sehen, der Rennsport-Multi-Rekordler gegen den hochtalentierten Jungspund mit dem großen Nachnamen.

Im ersten Rennen hat Nico Rosberg Schumacher distanzieren können. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen ist Rosberg schneller gewesen als Schumacher, was vor allem in italienischen Gazetten einiges an Häme produziert hat. Schumacher war in seinem ersten Rennen seit einigen Jahren weit vom Sieg entfernt.

Vor diesem Hintergrund schaut natürlich alle Welt weiterhin darauf, ob und wann sich der Champion mit entsprechenden Zeiten zurückmelden wird. Einige Beobachter rechnen damit, dass Schumacher nach dem dritten, vierten Rennen angreifen wird, ein Erfolg im teaminternen Wettstreit wäre der erste kleine Hüpfer des Sprungs ganz nach vorn.

Ferrari: Benzin-Ente hinten

Glaubt man Jenson Button, dann ist das Benzin vornehmlich dafür verantwortlich, dass die beiden Ferraris deutlich im Freien Training am Freitag hinterhergefahren sind. Die Formel 1-Boliden von Ferrari sind in Bahrain zum Saisonauftakt zum Doppel-Sieg gefahren; auch ohne Sebastian Vettels Probleme wären sie wohl auf dem Treppchen gelandet.

Die Leistung im Freitagstraining verwundert daher schon, allerdings ist das nur Training. Gut möglich, dass Ferrari die Zeitenjagd vor allem am Samstag erst aufnimmt, während am Freitag ganz anderes auf dem Plan stand. Angesichts des hervorragenden Saisonauftaktes wird sich Ferrari aller Voraussicht nach am Samstag zu den Spitzenautos gesellen können.

Renault: Standortbestimmung in Australien

Zu den Überraschungen im Freien Training am Freitag gehörte Renault. Der Rennstalt hatte im ersten Training mit Robert Kubica die beste Zeit geschafft, im zweiten Training war der Pole nicht mehr ganz so schnell unterwegs. Dafür der Russe Vitaly Petrov, der zunächst auf den neunten, später auf den fünften Platz fahren konnte.

Das war ein guter Freitag für Renault, das in Bahrain mit dem elften Platz von Robert Kubica den wohl unangenehmsten erreicht hatte. Bis Platz zehn gibt es neuerdings WM-Punkte, Kubica und Renalt gingen also leer aus. Dazu hatte ein Defekt Vitaly Petrov aus dem Rennen geworfen, in dem er recht gut unterwegs gewesen ist.

Kann Renault also am Sonntag in die geschlossene Gesellschaft der vier Spitzenteams fahren? Das wäre eine ziemliche Überraschung, im Hause Renault dürfte man aber schon damit zufrieden sein, wenn überhaupt die ersten Punkte geholt werden können. Schlägt Petrov auch noch als guter Fahrer ein, sähe die Lage nicht schlecht aus.

Sauber: Fehlstart in die Formel 1-Saison

Während der Testphase galt das Sauber-Team als Überraschung, mehrfach war das Team als möglicher Kandidat für den unvorhergesehenen Sprung nach oben gehandelt worden. Davon ist nach dem Start der Formel 1-Saion 2010 nicht mehr viel zu sehen. In Bahrain ist keines der beiden Autos angekommen.

Der Druck auf das Sauber-Team hat damit zugenommen. Denn die Frage der Sponsoren ist nach wie vor akut und hier bringen vor allem viele Erfolge etwas. Doch davon ist Sauber offenkundig noch ein gutes Stück entfernt. Auch am Freien Trainigsfreitag hat nicht alles geklappt, im Gegenteil: Die Fahrer Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa mussten mit diversen Problemen kämpfen.

Eine Korrektur des Saisonfehlstarts scheint damit nicht sonderlich aussichtsreich, wenngleich sich die beiden Sauber-Autos im zweiten Durchgang auf Rang zwölf und dreizehn postieren konnten. Interessant wird vor allem sein, ob die Boliden die nötige Stabilität aufbringen können am Sonntag, um das Rennen zu beenden.

Neulinge kurven weiter hinterher

Nur Heikki Kovalainen hatte es im zweiten Trainingsdurchgang geschafft, sein Auto vor einem der etwas etablierten Teams zu bringen und Rang 18 erreicht. Hinter im blieben Jaime Alguersuari im Toro Rosso und die übrigen Neulinge. Jarno Trulli, Kovalainens Kollege bei Lotus, hat sich dabei noch am besten geschlagen, doch zeigt sich, dass Virgin und HRT mit Problemen kämpfen.

Timo Glock ist mit seinem Virgin-Boliden im zweiten Trainingsdurchgang mit einer Zeit ins Ziel gekomen, sein Kollege hat nur zwei Runden geschafft, die HRTs sogar nur eine einzige Runde. Im ersten Durchgang sah es immerhin etwas besser aus, was die Zahl der Runden anbelangt, doch kurzven die Neulinge immer noch weit hinterher.

Wieder scheint sich Lotus in dieser Gruppe bislang noch am besten aus der Affäre zu ziehen.









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