Motorsport

Formel 1: Button Sieg, Alonsos Husarenritt

29.03.2010
Zu den Siegern beim Formel 1-Rennen in Australien gehören zweifelsfrei auch die Zuschauer: Nach dem ersten, eher unspektakulären Rennen in Bahrain ging es Down-Under rund. Ein regelrechter Krimi entspann sich dort, an allen Ecken und Kanten wurde um Plätze um Punkte gekämpft. An allen Ecken und Kanten?

Fast – denn Red Bull hat wieder einmal der Konkurrenz (und der Spannung) zugearbeitet und zum zweiten Mal dafür gesorgt, dass Sebastian Vettel nicht einen Start-Ziel-Sieg fahren konnte. Wieder war es ein technischer Defekt der kleineren, aber weitreichenden Sorte, der die Ambitionen des Red Bull-Teams herb ausbremste.

Mit Blick auf das Ergebnis und den Rennverlauf muss einem nicht bange sein: Das neue Reglement bremst die Spannung nicht aus, auch auf den vorderen Plätzen werden nicht nur die Fahrer der vier Top-Favoriten stehen. Das hat Renault eindrucksvoll unterstrichen, denn mit Robert Kubica konnte sich ein Fahrer des Rennstalls ganz vorn platzieren.

McLaren: Der Weltmeister schlägt zurück

Jenson Button hatte am Sonntag keiner so recht auf der Rechnung. Das gilt auch für die gesamte Saison, in der sein Teamkollege bei McLaren, Lewis Hamilton, stärker eingeschätzt wird. Button hat am Sonntag beim Formel 1-Rennen in Australien gezeigt, dass diese Voreinschätzung falsch sein könnte.

Mit seinem ersten Sieg als amtierender Formel 1-Weltmeister und dem ersten seit elf Rennen hat Button gezeigt, dass mit ihm weiter zu rechnen ist. Button hat natürlich von diversen glücklichen Umständen profitiert, dem Ausfall von Sebastian Vettel etwa oder dem unglücklich agierenden Konkurrenten Hamilton, doch lässt sich sein Sieg nicht kleinreden.

McLaren hat ingesamt am Sonntag gezeigt, dass das britische Silberpfeil-Team besser aus den Startlöchern der Formel 1-Saison 2010 gekommen ist als das deutsche Pendant. McLaren hat nach zwei Formel 1-Rennen den zweiten Rang hinter Ferrari errungen, in der Teamwertung, was angesichts des Pechs, mit dem Hamilton zu kämpfen hatte, schon sehr gut ist.

Red Bull: Pleiten, Pech und Pannen

Zweimal ist Sebastian Vettel von Red Bull für seine starke Qualifying-Leistung mit der Pole-Position belohnt worden, zweimal hat er einen sehr guten Start erwischt, zweimal lag er klar das Rennen kontrollierende in Front und zweimal hat ihn ein Defekt vom Sieg abgeschnitten. Das zweite Formel 1-Rennen bildet eine Steigerung gegenüber dem ersten, denn hier gab es nicht einmal WM-Punkte zum Trost.

Vettel ist also leer ausgegangen, dabei hätte er eigentlich ganz oben stehen können. Dort steht jetzt Ferrari-Pilot Fernando Alonso, Vettel ist nur siebtert mit einem ganz erheblichen Rückstand auf Alonso. Doch auch der von technischen Störungen nicht betroffene Mark Webber ist nicht sonderlicherfolgreich – im Gegenteil: Er hat nur sechs magere Pünktchen auf dem Konto und ist somit zehnter in der Wertung.

Die Formel 1-Saison 2010 beginnt für den Favoriten-Rennstall Red Bull mit einem kleinen Debakel. Vettels Ausfälle werfenein schlechtes Licht auf das Team und Webbers wenig erfolgreiches Rennfahren ist auch nicht zum Trost geeignet – im Gegenteil. Um in der Team-Wertung oben zu stehen braucht es zwei gute Fahrer. Bei Webber steigen nach dem zweiten Formel 1-GP 2010 die Zweifel.

Ferrari: Klasse

Fernando Alonso hat es im zweiten Formel 1-Rennen dieser Saison nicht geschafft aufs Podium zu gelangen, dafür stand dort diesmal Felipe Massa, der hinter Button und Robert Kubica dritter geworden ist. Alonso landete auf dem vierte Platz, Ferrari hat in beiden Wettbewerben der Formel 1 kräftig Punkte eingeheimst.

Folgerichtig liegt das italienische Team auch in beiden Wettbewerben ganz vorn. Ein bisschen Glück ist dabei, denn Red Bull hat Chancen vergeben, doch zeigt sich an der Fahrleistung von Fernando Alonso, dass Ferrari aus gutem Grund als Top-Favorit der Favoriten in diesem Jahr gehandelt wird.

Alonso ist nach einem Dreher in der ersten Runde von ganz hinten auf Rang vier gefahren und hat die eigene Leistungsfähigkeit und die des Autos deutlich unterstrichen. Nach dem Dreher sah es so aus, als würde Alonso hier leer ausgehen. Kollege Felipe Massa hat mit seinem zweiten Rang unterstrichen, dass mit ihm nach dem Comeback wieder zu rechnen ist – auch in Bezug auf die WM-Krone.

Mercedes: Punkte trotz Kollision

Langsam aber sicher vergeht der Schumacher-Hype. Nach zwei Formel 1-Rennen in der Comeback-Saison von Michael Schumacher ist klar, dass der Rennsport-Legende kein Durchmarsch ganz nach vorn gelingen wird. Wie er selbst vorausgesagt hat: Es wird dauern, bis wieder Siege drin sind.

In Australien ist Michael Schumacher von einer Touchierung seines Autos ausgebremst worden, am Ende hat er noch einen WM-Punkt erringen können, was angesichts der Umstände nicht schlecht ist. Sein Team-Kollege Nico Rosberg hat zum zweiten Mal in Folge zehn WM-Punkte erreichen können – eine ganz ordentliche Ausbeute.

Für den Sprung nach ganz oben reicht es noch nicht, Rosberg hält als Fünfter Kontakt nach oben, Schumacher ist mit neun WM-Punkten Achter und liegt in Lauerstellung. Einzig Mark Webber ist als Zehnter derzeit aus den TopAcht gekegelt worden – hinter Vitantonio Liuzzi im Force India.

Renault schafft die Überraschung

Das Team von Renault hat mit Robert Kubicas zweitem Platz die erste große Überraschung der noch jungen Formel 1-Saison geschafft. Im Endspurt hatte der Pole massiv mit den aufgebrauchten Reifen zu kämpfen, doch ist es ihm gelungen, den guten Platz ins Ziel zu retten.

Während sein Teamkollege Vitaly Petrov bei einem guten Rennen vorzeigt die Segel streichen musste, konnte Kubica für Renault wichtige Punkte einfahren. Das erste Jahr, in dem Renault nur noch Namensgeber des Teams bei sehr verringerter Beteiligung ist, stellt eine große Herausforderung dar.

Ohne Erfolge kann der Rennstall schnell vor dem Aus stehen, da kommt der spektakuläre Auftritt von Robert Kubica gerade recht. Ob man mit Renault weiter rechnen muss? Immerhin lag auch Petrov lange Zeit sehr gut. Gut möglich also, dass Renault mit Force India um den Platz des Besten hinter dem Vierblatt der Top-Teams kämpfen kann.

Force India: Sutil ohne Punkte

Zwei Rennen, zweimal WM-Punkte, zweimal vom gleichen Fahrer: Vitantonio Liuzzi hat in den beiden ersten Rennen der Formel 1-Saison 2010 dafür gesorgt, dass Force India mit acht Punkten beschert worden ist und auf dem sechsten Rang Fühlung zu den Top-Teams hält. Renault ist durch Kubicas zweiten Platz davongeeilt, doch Williams und die punktelosen Sauber-Fahrer hält man auf Distanz.

Doch hätte für Force India weit mehr drin sein können, denn Adiran Sutil ist mit Motorproblemen ausgeschieden. Am Ende musste er mit vier funktionstüchtigen Zylindern das Rennen frühzeitig beenden, dabei lag Sutil aussichtsreich und hätte die Punkteausbeute des indischen Formel 1-Teams noch deutlich erhöhen können.

Freude bei HRT

Noch immer gibt es reichlich Zweifel über die Neulinge in der Formel 1. Immerhin zwei von den Neuzugängen, Heikki Kovalainen und Karun Chandhok, haben ihre Rennen für Lotus und HRT beenden können. Damit heben sich Lotus und HRT von Virgin ab, der Rennstall von Timo Glock und Lucas di Grassi hat es noch nicht bewerkstelligt, ein Auto ins Ziel zu bekommen.

Mit der Zielankunft ist dem HRT-Rennstall ein schöner Erfolg gelungen, wurde doch vorher immer wieder auf die zeitlich sehr ambitionierte Aufbauleistung bei HRT verwiesen: Das Team ist quasi erst im letzten Augenblick fertiggeworden und hat nach gewaltigen Problemen beim Saisonstart in Bahrain im zweiten Rennen schon wesentlich besser agieren können.







Erste Schritte
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