Formel 1: Red Bulls Panthersprung
05.04.2010
Nach zwei enttäuschenden Rennen in der Formel 1-Saison 2010 hat Red Bull die dritte Chance genutzt und einen Doppelsieg eingefahren. Damit ist Red Bull im Kampf um die Formel 1-Krone zurückgekommen, Sebastian Vettel hat die Spitze bei den Fahrern defacto erreicht.
Dort oben geht es eng zu: Felipe Massa führt mit 39 Punkte, gefolgt von Fernando Alonso und Sebastian Vettel mit jeweils 37 Zählern, denen wiederum Jenson Button und Nico Rosberg mit jeweils 35 Zählern auf den Fersen sind. Auch Lewis Hamilton und Robert Kubica sind mit 31 respektive 30 Punkten noch in Schlagweite.
Kubica ist der erste Fahrer, der nicht aus dem Top-Quartett Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes stammt, die immerhin die ersten sechs Plätze belegen. Mark Webber und Michael Schumacher, die für die favorisierten Rennställe fahren, liegen auf Rang acht und zehn, was vor allem für Schumacher wenig zufriedenstellend sein dürfte.
Folgerichtig ist vor allem Mercedes bei der Formel 1-Teamwertung schon ein gutes Stück zurückgefallen, Red Bull hat als Dritter noch relativ wenig Abstand. Mercedes allerdings fehlen jetzt schon 32 Punkte auf Ferrari, was nach viel klingt, aber durch die Punkte-Inflation relativiert wird.
Die Kräfteverhältnisse, die man sich während der Testphase zusammengereimt hat, spiegeln sich bislang in den ersten drei Rennen durchaus wider. Das gilt auch für die relative Stärke von Force India, während Renaults Kubica schon überrascht, wie auch Sauber – nur in der umgekehrten Richtung. Die Neulinge kommen immerhin schon im Ziel an – wenn auch nicht immer.
Red Bull: Dritter Anlauf, erster Streich
Dreimal haben die beiden Piloten von Red Bull bereits die Pole Position erobert, dreimal wurde das Rennen vom Führenden beherrscht, doch erst im dritten Rennen kam Zählbares dabei heraus: ein Doppelsieg. Mit einer kleinen Modifikation, denn Sebastian Vettel ist nicht der Pole-Inhaber gewesen, hat aber durch einen hervorragenden Start den Grundstein zum Sieg gelegt.
Für Mark Webber ist Vettels Überholmanöver natürlich unangenehm gewesen. Der Rennstall um Christian Horner hat die beiden Piloten ermahnt, sich nicht auf einen aggressiven Zweikampf einzulassen. Geschenkt hat Webber Vettel den Sieg nicht, die Gefahr eines Totalausfalls, wie er durch zu aggressives Fahren hätte hervorgerufen werden können, blieb aus.
Mit dem gegenseitigen Respekt, den sich Vettel und Webber bezeugten, ist das Red Bull Team gut gerüstet, im Formel 1-WM-Spektakel eine wichtige Rolle zu spielen. Pech hatten man einstweilen auch genug, bleiben Auto und Motor zuverlässig, wird es noch einige Auftritte dieser Art geben könnnen.
Mercedes: Schumacher mit Pech
Glück und Unglück lagen bei Mercedes im dritten Rennen eng beieinander. Nico Rosberg hat den dritten Platz erreicht und den Sprung aufs Treppchen geschafft. Gegen die beiden führenden und davoneilenden Red Bulls hatte er keine Chance und ist entsprechend ein zurückhaltendes Rennen gefahren. Der Lohn der Mühe: Zum dritten Mal Punkte, zum dritten Mal zweistellig, zum dritten Mal mehr als Kollege Michael Schumacher.
Nach drei Rennen zeigt sich, dass Mercedes noch nicht das superschnelle Auto hat, mit dem man vorn angreifen kann und das Michael Schumacher noch nicht ganz der Alte ist. Pech für ihn, dass diesmal auch ein technischer Defekt dafür sorgte, dass er ohne Punkte blieb. Optisch rangiert Schumacher mit neun WM-Punkten deutlich hinter Teamkollege Rosberg, doch auch jene dreißig ganz nach vorn sind ja nicht viel.
Und das sollte nicht vergessen werden: Michael Schumacher hat sich bis zu seinem Defekt gut aus der Affäre gezogen. Zwei Plätze in der ersten Runde erobert, das Rennen hätte gut laufen können und das Punktekonto füllen können. Doch die kaputte Radmutter kegelte Schumacher wie vor einer Woche Sebastian Vettel aus dem Rennen. Doch: Abschreiben sollte man Michael Schumacher im Kampf um die Formel 1-WM nicht.
McLaren: Hamiltons Aufholjagd
Für McLaren ist das Qualifying in Malaysia eine Qual gewesen: Mit dramatisch schlechten Platzierungen ist man ins Rennen gegangen, am Ende konnten beide Fahrer doch noch punkten. Weltmeister Jenson Button errang vier Zähler, Lewils Hamilton acht. Das ist auch der Grund dafür gewesen, dass sich Sebastian Vettel an den beiden Briten vorbeischieben konnte.
Vor allem Hamilton hat mit einer grandiosen Aufholjagd Aufsehen erregt, aber nach dem Rennen auch deutliche Kritik geäußert. Solche Rennen, meint Hamilton, könne man sich nicht oft leisten. Denn das Auto sei schnell genug gewesen, bei trochenen Bedingungen ganz weit vorn in der Startaufstellung zu landen. So musste Hamilton wieder einmal seinen Kampfgeist demonstrieren.
Hamilton hat bislang noch nicht gewonnen, mit ihm ist aber immer zu rechnen, wie die sehr gute fahrerische Leistung im Rennen gezeigt hat. Sein Kollege Button hingegen hat schon ein Rennen gewonnen, bei den beiden anderen hingegen relativ wenige WM-Punkte eingefahren. In Malaysia musste Button einen Reifenwechsel durchziehen, um nicht weiter nach hinten durchgereicht zu werden.
Ferrari: Massas Führung ein Trost
Auch für den führenden WM-Stall, Ferrari, ist der Ausflug nach Malaysia im Qualifying zum Debakel geworden. Das Rennen hat nicht alles wiedergutmachen können, denn Fernando Alonso ist ausgefallen und konnte keine WM-Punkte einheimsen. Weil es Massa gelang, von seinem wenig berückenden Startplatz deutlich nach vorn zu fahren, um als siebter noch sechs WM-Punkte zu ergattern, ist Alonso nunmehr noch zweiter.
Alonso hat das Rennen nicht beenden können, technische Probleme haben ihn zum Stehen gebracht. Massa hat aus dem Rennen herausgeholt, was ging. Des einen Leid, der anderen Freud. Somit ist es auch Alonso nicht vergönnt, sich vom Rest der Konkurrenz abzusetzen. Das Rennen in Malaysia hat die Formel 1 sehr spannend gehalten.
Renault: Kubica überrascht
Nach drei Rennen ist der Pole Robert Kubica Siebter mit geringen sieben Punkten Rückstand auf den Führenden Felipe Massa. Das hätte wohl niemand so vom Renault-Fahrer erwartet, der munter in der Favoriten-Gruppe mitfährt. Auch am Wochenende in Malaysia konnte sich Kubica nach seinem zweiten Platz in der Vorwoche gut in Szene setzen und zwölf Punkte erringen.
Pech für den schnellen Polen ist sicherlich, dass er in Bahrain durch den Zusammenprall mit Adrian Sutil um kostbare WM-Punkte gebracht worden ist. Ohne dieses Malheur wäre er vielleicht jetzt ganz vorn. Und da will man bei Renault mit Kubica auch hin. Und der zweite Fahrer? Vitaly Petrov hat auch das dritte seiner Formel 1-Rennen nicht beenden können. Dem Russen gelang ein guter Start, doch ein Getriebeproblem warf ihn aus dem Rennen.
Force India: Steigerung
Der Rennstall Force India kann mit der Saison bislang auch ganz zufrieden sein: Wieder hat es ein Auto in die Punkte geschafft. Während Vitantonio Liuzzi zunächst in zwei Rennen punktete und Kollege Adrian Sutil leer ausging, war es in Malaysia umgekehrt. Hier konnte Sutil mit zehn Zählern sogar an seinem Kollegen vorbeiziehen.
Für Sutil ist das Rennen ein gutes gewesen, auch weil er von Lewis Hamilton lange herausgefordert worden ist. Den Ex-Weltmeister konnte Sutil jedoch hinter sich halten und somit seinen Platz erfolgreich verteidigen. Die Position von Sutil, der immer wieder kritisch beäugt wird, hat sich schlagartig verbessert. Force India bleibt auf Punkte-Kurs.
Virgin bringt Rennen zuende
Auch der neue Rennstall Virgin hat nun ein Rennen zuende gebracht. Lucas di Grassi konnte seinen Virgin Boliden ins Ziel bringen, mit drei Runden Rückstand wurde er vierzehnter. Kollege Timo Glock schied früh nach Kollision aus, auch die beiden Lotus-Fahrer kamen nicht in die Wertung.
Dagegen konnten Karun Chandhok und Bruno Senna ihre HRT-Boliden ins Ziel bringen und im dritten Rennen somit die erste doppelte Zielankunft feiern. Die Neuen sind also weiterhin dabei, allerdings mit gewaltigem Rückstand auf den Rest des Feldes. Interessant bleibt, ob und wann der Abstand wohl schmelzen wird.