Formel 1: China trägt Silber
18.04.2010
Zum dritten Mal in der laufenden Formel 1-Saison ist die Pole-Position für das nachfolgende Rennen nicht von großer Bedeutung gewesen: Sebastian Vettel ist nur Sechster geworden beim Großen Preis von China, ganz vorn stehen drei Mercedes-Silberpfeile: zwei McLaren und ein Werksmercedes.
Jenson Button erringt seinen zweiten Sieg, Lewis Hamilton komplettiert als Zweiter den Triumph für McLaren, während Nico Rosberg einmal mehr seinen Rennfahrer-Kollegen Michael Schumacher im Mercedes weit hinter sich lassen kann und das Treppchen erklimmt. Michael Schumacher ist nur Zehnter geworden.
Vor Schumacher konnten sich neben den anderen Favoriten á la Fernando Alonso und Felipe Massa von Ferrari auch die beiden Renault-Piloten, Robert Kubica und Vitaly Petrow, schieben. Schließlich konnter auch Mark Webber in seinem Red Bull als Achter noch ein paar Pünktchen sammeln.
Vorn liegen in China die Favoriten, ein wenig durchmischt durch die beiden Renault-Fahrer, wobei der Russe Petrow eine Sensation schafft, doch so langsam trennen sich Spreu und Weizen. Vom Führenden Button bis Kubica sind es nur 20 Punkte, Webber liegt noch einmal zwölf dahinter, weitere 18 Zähler weiter unten, hinter Force-India-Pilot Adrian Sutil, rangiert Michael Schumacher.
McLaren-Mercedes: Paukenschlag in Fernost
Vor dem Sprung ins Herz- und Kernland der Formel 1, Europa, hat es McLaren noch einmal richtig krachen lassen. Ein Doppelsieg von Jenson Button und Lewis Hamilton lässt aufhorchen, auch wenn man in einem etwas wüsten Regenrennen den Triumph über die Widersacher feiert.
Es ist ein knapper Sieg für Jenson Button gewesen, der nur eineinhalb Sekunden vor seinem Teamkollegen und Landsmann Lewis Hamilton über die Ziellinie fuhr. Für Button ist der Sieg allerdings in mehrfacher Hinsicht Gold wert. Zum einen unterstreicht Button, dass er in der vergangenen Formel 1-Saison kein unverdienter Weltmeister gewesen ist. Zwei Siege unterstreichen das deutlich.
Zum anderen hat Button gegenüber Lewis Hamilton in den ersten vier Rennen Formel 1-Saison 2010 einiges an Boden gewinnen können. Vor der Saison haben viel geunkt, Button habe mit seinem Wechsel ein viel zu hohes Risiko angenommen, weil Hamilton als deutlich stärker eingeschätzt worden ist. Auch das hat sich als falsch erwiesen. McLaren-Pilot Button führt die Wertung an, McLaren als Rennstall auch.
Mercedes: Rosberg hui, Schumacher…
Bei Mercedes GP gibt es eine klare Gewaltenteilung: Nico Rosberg hat mit seinem dritten Platz in China nicht nur den Triple-Triumph der Silberpfeile in Fernost wahrgemacht, sondern mittlerweile auch 50 WM-Zähler errungen. Das bedeutet Platz zwei für den jungen Deutschen in der Formel 1-Wertung.
Michael Schumacher hingegen kommt bei seinem Comeback nicht recht in die Gänge. Zehn WM-Punkte reichen gerade einmal für den zehnten Platz im Klassement – nicht sonderlich viel für die Rückkehr einer Legende. Intern wie im Kampf gegen sich selbst hat Schumacher in den ersten vier Rennen keinen Boden gutmachen können, vom Schumi-Hype ist einstweilen nichts übriggeblieben.
Nach den hohen Erwartungen vor der Formel 1-Saison hagelt es nun Häme und Kritik. Schumacher selbst sieht die eigenen Leistungen durchaus kritisch, naturgemäß deutlich zurückhaltender als die Formel 1-Experten abseits der Piste. In Europa wird sich dann wohl bewahrheiten, ob wirklich der alte Schumacher ein Comeback wird feiern können.
Ferrari: Noch nicht auf der Höhe
Vom Zwischenstand her könnte man im Hause Ferrari eigentlich ganz zufrieden sein mit dem bisherigen Verlauf der Formel 1-Saison 2010. Zweiter in der Team-Wertung hinter McLaren-Mercedes, Dritter und Sechster in der Fahrerwertung. Nach oben ist der Rückstand nicht sonderlich groß, Alonso hat sogar einen Sieg eingefahren.
Doch das Bild täuscht. Bei Ferrari ist man letztlich alles andere als glücklich mit dem Verlauf der ersten vier Rennen in der laufenden Formel 1-Saison. Auch in China hat es nicht sonderlich gut hingehauen, Alonso ist wie eine Rakete beim Start davongezogen, allerdings regelwidrig, was bestraft wurde.
Felipe Massa ist mit den unangenehmen und schnell wechselnden Bedingungen in Fernost nicht so gut klargekommen wie sein Teamkollege Alonso. Somit liegt er auch im teaminternen Vergleich ein gutes Stück hinten, allerdings ist Massa immer noch auf Schlagweite was den WM-Titel anbelangt.
Red Bull: Frustration steigt
Viermal hat man im Hause Red Bull bereits die Pole-Position feiern können, einmal nur bislang einen Rennsieg. In China beim jüngsten Formel 1-Rennen ist es nicht anders gewesen, nur modifizierter. Denn hier hätte der Schuss auch ganz nach hinten losgehen können. So haben Sebastian Vettel und Mark Webber immerhin ein paar Punkte abgestaubt.
Red Bull bleibt in Reichweite in beiden Wertungen, wobei jetzt schon deutlich zu sehen ist, dass Sebastian Vettel wieder seinen Teamkollegen Mark Webber distanziert. Vettel hat mit seinem 45 WM-Punkten trotz einer Null-Nummer noch Anschluss nach oben, während Webber mit 28 Zählern schon etwas weiter hinten liegt.
In China hat sich der Red-Bull-Bolide erstmals als etwas schwächelnd gezeigt, weil dieser – laut Webber – mit wechselhaften Bedingungen nicht so gut klarkommt, wie die konkurrierenden Fahrzeuge. Vettel zeigte sich nach dem Rennen glücklich darüber, überhaupt ein paar Punkte aus der Formel 1-Lotterie in China bekommen zu haben.
Renault lässt wieder Muskeln spielen
Auch in China hat sich Renault als durchaus starker Rennstall präsentiert, Robert Kubica ist als Fünfter durchs Ziel gefahren, während Vitaly Petrow, der erste Russe in der Formel 1, für die ersten WM-Punkte sorgte, indem er als Siebter die Ziellinie überquerte. Kubica ist damit Siebter im Klassement mit 40 Zählern, Renault Vierter mit 46 Punkten, obwohl einer der beiden Fahrer erst jetzt Punkte erbeuten konnte.
Kubica hätte ohne Safety-Car-Phase nach eigener Einschätzung sogar einen Podiums-Platz in Angriff nehmen können, doch auch mit den Punkten ist der Pole recht zufrieden gewesen. Überglücklich ist dagegen Petrov gewesen, der seine erste Zielankunft gleich mit Punkten belohnt gesehen hat. Petrov hat damit anklingen lassen, dass er tatsächlich mehr als ein Trittbrettfahrer mit dickem Geldbeutel ist – für ihn, Renault und die Formel 1 in Russland dürfte das erhebliche Auswirkungen haben.
Neulinge: Lotus mit Blick nach oben
Unter den Neulingen sind immerhin drei von sechs Autos im Ziel angekommen. Während bei Virgin die Technik beiden Boliden das Rennen vermieste, ist von Lotus ein Auto aus gleichem Grund ausgefallen. Aber Heikki Kovalainen konnte für Aufmerksamkeit sorgen – mit der richtigen Reifenwahl ist Kovalainen kurzfristig im Bereich der WM-Punkte unterwegs gewesen.
Trotzdem Kovalainen später nach hinten durchgereicht wurde, blieb es bei einem guten Platz vor einem Williams-Boliden. Das lässt für Lotus hoffen, den Anschluss zur Mitte bald zu finden. Bei HRT ist man mit den letzten beiden Pätzen durchaus nicht unzufrieden, das Team hat im chaotischen Rennen immerhin beide Fahrzeuge über die Runden bekommen und somit einen wichtigen Fortschritt erzielt.