Motorsport

Formel 1: Red Bull dominiert am Freitag

07.05.2010
Mit dem Auftritt der Formel 1 in Barcelona ist die erste Übersee-Phase der laufenden Formel-1-Saison beendet und die Königsklasse kehrt in ihr Stammland zurück. Für Viele beginnt in der Alten Welt die Formel 1-Saison erst richtig, auch weil hier viele Teams die Gelegenheit zu umfangreichen Updates nutzen.

Die Karten könnten also neu gemischt werden, allerdings hat das Freitagstraining einen erstaunlich starken Auftritt des Red Bull-Teams gebracht. Red Bull hat bislang zwar erst ein Rennen gewinnen können, aber die Qualifying eindeutig dominiert und alle Pole Positions erobern können.

Angesichts des Eindrucks, den Red Bull am Freitag hinterlassen hat, gehen viele Experten davon aus, dass Sebastian Vettel und Mark Webber am Samstag und Sonntag dominieren werden. Aus dem Hause McLaren und Ferrari waren ähnliche Töne zu hören, Jenson Button hatte gar davon gesprochen, Red Bull sei unantastbar an diesem Wochenende. Zumindest die Favoriten-Rolle ist der zweimalige Sieger damit losgeworden.

Red Bull: Barcelona als Start der Aufholjagd

Trotz vier Pole-Positons ist die Ausbeute aus den ersten vier Rennen für Red Bull nicht optimal verlaufen. Rang fünf und acht in der Fahrerwertung, sowie drei bei den Rennställen – das ist dem ehrgeizigen Team zu wenig, denn schließlich peilt man ganz klar die Weltmeisterschaft an.

In Barcelona könnte Red Bull zum großen Sprung abheben, denn das Team findet hier für das eigene Auto einen schönen Formel 1-Kurs vor. Das Training hat den Eindruck noch einmal unterstrichen, denn Vettel und Webber waren ihrer Konkurrenz ein gutes Stück voraus. Interessant ist, dass Red Bull noch immer mit Handicaps unterwegs ist.

Red Bull hat dabei noch nicht einmal einen F-Schacht in den Boliden integrieren können und unter der Haube knechtet mit dem Renault-Motor noch immer ein Aggregat, das mit den Mercedes-Triebwerken nicht mithalten kann. Beim F-Schacht wird es wohl auch noch etwas dauern, ehe es soweit sein wird. Beruhigend für die Konkurrenz ist das angesichts der Vorstellung der Red Bulls in Barcelona allerdings nicht.

Mercedes: Schumacher im Kreuzfeuer

In Barcelona gibt es einen ganz neuen Mercedes zu bestaunen. Der aufgefrischte Bolide ist von manchen Beobachtern gar mit dem Zusatz „radikal“ bedacht worden, was die Neuerungen anbelangt. Weniger überraschend ist der längeren Radstand für die Experten gewesen, als die Airbox.

Der ist völlig neu, laut Rosberg futuristisch und gibt dem Team ein gutes Gefühl, etwas am Wagen zu haben, auf das die Konkurrenz noch lange wird warten müssen. Aerodynamisch soll das Stück Vorteile zeitigen und den Silberpfeil konkurrenzfähig halten. Doch zunächst einmal muss der Mercedes auf der Strecke zeigen, was er kann.

Das gilt in verstärktem Maße auch für Michael Schumacher, der offensichtlich viele Zeitgenossen mit seinem Comeback enttäuscht hat. Mit dem zehnten Rang ist er der schlechteste der üblichen Verdächtigen, als es vor Saison-Start um die Favoriten-Rolle bei der Vergabe der WM-Krone ging. Jetzt wird von allen Seiten Schumacher kritisch beäugt.

Ferrari: Neue Teile, neues Glück

Bei Ferrari gab es nach dem Freitagstraining durchaus positive Töne zu höre. Mit einem Bündel neuer Teile ist Ferrari auf Kurs gegangen und hat ein sehr umfangreiches und durchaus komplexes Programm durchgezogen, um die Teile zu testen. Einige werden wohl schon kurzfristig eingesetzt, andere sind eher eine mittelfristige Option.

Der neue Heckflügel etwa ist möglicherweise mit dabei, wenn es um Startplätze und Ergebnisse geht, vielleicht aber auch nicht. Denn dem Team fehlt bezüglich des Flügels laut Alonso noch die nötige Erfahrung, um ihn wirklich zum Besten zu nutzen. Ob die Updates wirklich Ferrari nach vorn bringen, ist natürlich ungewiss, denn auch die anderen Teams haben nachgerüstet.

Bislang kann Ferrari mit dem Saisonverlauf durchaus zufrieden sein, mit Alonsos drittem und Massas sechstem Rang ist man oben ebenso dabei, wie in der Teamwertung, in der man nur 19 Zähler hinter McLaren zurückliegt. Barcelona ist zudem so etwas wie der Heim-Grand-Prix von Alonso, was sich auch bei den Zuschauerzahlen ablesen lässt.

McLaren: Button will Spitzenplatz verteidigen

Der Freitagmorgen ist für die beiden McLaren-Piloten noch gut und standesgemäß verlaufen, am Nachmittag hatten Lewis Hamilton und Jenson Button keinen sonderlich guten Lauf. Mehr als eine Sekunde Rückstand auf Mark Webber bei Hamilton und noch mehr bei Button, der doch seine Führung nicht hergeben will.

Der Abstand zu Red Bull ist für Hamilton überraschend gekommen, doch hat der Brite schon in der letzten Saison gezeigt, dass mit ihm im Rennen immer zu rechnen ist, denn er besitzt die Fähigkeit, auch von widrigen Startplätzen recht weit nach vorn fahren zu können. Button ist ohnehin eine ziemliche Überraschung mit seinem großartigen Saisonstart gelungen – auch ihn darf man keineswegs abschreiben.

Renault: Nächste Attacke?

Die große Überraschung der laufenden Formel 1-Saison ist sicherlich Robert Kubica von Renault, sowie – mit gewissen Abstrichen – sein Teamkollege Vitaly Petrov. Kubica ist auf Rang sieben zu finden mit stolzen 40 Punkten, während der Formel 1-Neuling Petrov immerhin schon sechs WM-Punkte einheimsen können, beim einzigen und ersten Zieldurchlauf in der Formel 1.

Renault hat mit Kubica einen Fahrer unter den Top-Acht platzieren können, womit vor der Saison niemand gerechnet hat. Denn Renault hat sich aus dem Formel 1-Sport vergleichsweise weit zurückgezogen und das Team damit etwas Konkurrenzfähigkeit genommen – zumindest war so die Erwartung.

Der bisherige Saisonverlauf hat das nicht bestätigt, besonders die Leistung von Kubica lässt aufhorchen. Mit dem Polen hat Renault plötzlich einen Fahrer, der ganz vorn mit dabei sein kann, wenn ihn das Auto lässt. Auch am Freitag in Barcelona ist Kubica vorn mit dabeigewesen, allerdings ist der Trainingstag doch immer recht relativ.

Neulinge immer noch weit zurück

Mehr als vier Sekunden ahtte der beste Neuling, Jarno Trulli im Lotus, Rückstand auf den Führenden im zweiten Freien Training am Freitag. Das ist eine Menge. Doch zeigt sich, dass man auf den direkt davor platzierten nicht mehr ganz so große Abstände aufzuweisen hat – zumindest was Lotus anbelangt, denn HRT und Virgin rumpelten mit mehr als fünf Sekunden Abstand ins Ziel.

Wie viele andere Teams haben auch die drei Frischlinge ihren Europa-Start mit Updates versehen. Vor allem das spanische Team HRT hofft natürlich, in Barcelona gut auszusehen, aber auch Lotus sieht sich auf dem Sprung: Laut Trulli beginnt das Formel 1-Abenteuer erst mit dem Schritt nach Europa.

Die große Lücke zwischen Lotus und den ganz vorn liegenden Teams soll verringert werden. Nachdem der Start noch recht schwierig verlaufen ist, sollen neue Teile dem Auto einen erheblichen Schub verleihen – vielleicht reicht es sogar, um die Teams in der Mitte zu attackieren.

Doch Lotus verfolgt schon eine andere Strategie: 2010 sollte nach Trulli eine Art Brückenjahr sein, um im kommenden Jahr besser agieren zu können. Im Hause Virgin hat man für Barcelona handfeste Ziele: Zielankunft und besser sein als Lotus.









Erste Schritte
Anzeige