Motorsport

Formel 1: Webber und Schumacher im Aufwind

09.05.2010
Es ist nicht ganz wörtlich zu nehmen, dass Mark Webber von Red Bull und Michael Schumacher im Aufwind sind, denn die Formel 1-Piloten sind mit ihren Boliden auch beim Großen Preis von Spanien in Barcelona auf dem Boden geblieben. Doch haben beide mit dem Rennen einen erheblichen Teil der Zweifel beseitigt, die sie zuvor umgaben.

Mark Webber konnte sich mit seinem Sieg aus dem Schatten des hochtalentierten Sebastian Vettel befreien, während Michael Schumacher mit seinem vierten Rang erstmals seit seinem Comeback in Schlagweite des Podiums gefahren ist, und den bislang ihn überragenden Nico Rosberg deutlich auf Distanz halten konnte.

Das Resultat des fünften Rennens der aktuellen Formel 1-Saison: An der Spitze rückt man zusammen. Red Bull hat zum zweiten Mal die Pole-Position in einen Sieg ummünzen können. Damit liegen die drei führenden Formel 1-Teams mit sechs Punkten auseinander: McLaren 119, Ferrari 116 und Red Bull 113. Sechs Punkte sind defacto nichts. Auch Mercedes ist mit 72 Zählern nur distanziert, keineswegs abgeschlagen.

Das Fazit nach fünf Formel 1-Rennen: Dieses Jahr wird es knapp.

Red Bull: Webber siegt, Vettel ausgebremst

Im Hause Red Bull wird wohl über die Zuverlässigkeit sinniert werden. Die Zuverlässigkeit im Allgemeinen weniger, schließlich dreht Mark Webber eigentlich fast immer seine Ründchen, aber im Besonderen, denn wieder – schon wieder – hat der Bolide von Sebastian Vettel mehr schlecht als recht das Ziel erreicht. Am Ende konnte Vettel froh sein, mit Bremsen am Rande des Zusammenbruchs noch das Ziel als Dritter zu erreichen.

Webber hingegen hat ein makelloses Formel 1-Wochenende hinter sich. Großartiges Qualifying, Pole Position, Start-Ziel-Sieg – was will man mehr? Mit seinem Sieg hat sich Webber aus den Untiefen des vorderen Mittelfeldes auf Rang vier vorgeschoben und seinen Rückstand auf den führenden Button deutlich verringert. Siebzehn Zähler sind nicht sonderlich viel, angesichts der Flutwelle an WM-Punkten.

Für die weitere Formel 1-Saison ist damit klar: Red Bull hat zwei heiße Eisen im Feuer beim Kampf um die Krone der Formel 1. Gerade auch in der Teamwertung dürfte das immens wichtig werden. Und Sebastian Vettel hat bislang trotz mehrfacher technischer Probleme zwar nicht so oft gesiegt, wie erhofft, dafür aber relativ konstant Punkte gesammelt. Auch in Barcelona.

Mercedes: Schumacher dreht den Spieß um

Für Michael Schumacher war der erste Auftritt in Europa nach dem Comeback besser, aber noch nicht richtig gut. Besser, weil Schumacher mit dem vierten Rang sein bestes Post-Comeback-Ergebnis erzielen konnte und Nico Rosberg distanziert hat. Doch der alte Schumi ist der Comeback-Schumacher noch nicht. Die Betonung liegt wohl auf „noch“, denn Michael Schumacher kommt langsam in Fahrt.

Ob es noch reichen wird, um in diesem Jahr ganz vorn zu attackieren, bleibt ungewiss. Nico Rosberg hat durch seine erste Nullnummer in dieser Formel 1-Saison auch etwas an Boden gegenüber den Führenden verloren, liegt mit 20 Zählern hinter Button aber noch ganz klar in Reichweite des Spitzenreiters.

Das gilt nicht für Michael Schumacher, der sein Punktekonto mit zwölf Zählern in Barcelona zwar mehr als verdoppeln konnte, aber schon stolze 48 Punkte hinter Jenson Button liegt. Das sind fast zwei Siege in der Formel 1 2010. Die Saison ist zwar noch lang, doch zeigt sich offenkundig, dass auch Mercedes selbst noch nicht das Optimum aus dem Auto gemacht hat. Der technologische Sprung nach vorn fehlt auch noch, wie sich auch in der Teamwertung zeigt.

Ferrari: Alonso und Massa sammeln fleißig Punkte

In Barcelona haben die beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa noch einmal klar unterstrichen, dass mit ihnen zu rechnen ist. Alonso ist zweiter, Massa sechster geworden. Damit sind beide Ferari-Piloten fleißig dabei, Punkte für die Endabrechnung zu sammeln.

Bei Massa hat es zuletzt nicht ganz so gut geklappt, wie bei Alonso, der folglich schon 18 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen hat und in der Gesamtwertung Rang zwei belegt. Massa befindet sich mitten im Verfolgerfeld, mit Webber, Rosberg und Hamilton, die schmale vier Punkte auseinander liegen.

McLaren: Spitze und Mist

Jenson Button hat im fünften Rennen zum fünften Mal gepunktet in dieser Saison, was ihm und zwei Weiteren Fahrern vergönnt ist: Felipe Massa und Mark Webber. Da Button jedoch auch zweimal gewonnen hat, steht er derzeit ganz an der Spitze des Feldes, allerdings hat sich Button keineswegs absetzen können. Alonso fehlen nur drei, Vettel zehn Punkte. Dahinter gibt es eine kleine Lücke.

Button hat in Barcelona nicht mehr erringen können, weil er lange hinter Michael Schumacher festgehangen hat. Der ist zwar noch immer nicht ganz der Alte, doch immer noch gut genug, um sich gekonnt zu verteidigen. Gegen die Schumacher-Blockade kam Button nicht an, die Pace des eigenen Boliden verpuffte auf diese Weise. Immerhin gab es noch ein paar Punkte.

Das kann Lewis Hamilton von sich nicht behaupten. Hamilton ist wohl der große Pechvogel von Barcelona geworden, denn er hatte gute Chancen, den zweiten Platz zu erringen. Statt satter Punkteausbeute bliebt unter dem Strich nichts. Denn das Auto kam infolge eines plötzlichen Defektes, der zunächst nach einem heftigen Reifenproblem aussah, von der Bahn ab und endete im Reifenstapel.

Für Hamilton war das Rennen zu Ende, ohne Punkte ist der Ex-Champion um die Früchte seiner harten Arbeit gebracht worden. Kein Wunder, dass Hamilton nach Beendigung des Rennens derart niedergeschlagen war, denn er hätte als Zweiter signifikant nach oben aufschließen können.

Renault in Lauerstellung

Robert Kubica hat in seinem Renault in Barcelona wieder Punkte sammeln können, sein Teamkollege Vitaly Petrov ist dem nur knapp entgangen. Immerhin ist der Russe abermals über die Ziellinie gekommen, was durchaus auch schon als Erfolg gelten kann. Renault ist im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr gut unterwegs, mit der Team-WM wird man nichts zu tun haben, bei den Fahrern sieht es dagegen schon etwas anders aus.

Kubica ist mit 44 Punkten zwar schon ein gutes Stück abgeschlagen, doch liegt der Pole immer noch halbwegs in Schlagweite zur Spitzengruppe. Das ist mehr als überraschend, vor allem weil andere Favoriten, wie Massa, Rosberg, Hamilton und Webber weniger als zehn Punkte Vorsprung haben. Kubica liegt auf Rang acht in Lauerstellung, bleibt das Auto so gut wie bisher, bestünde noch immer die Chance auf Sensationen.

Force India: Guter Saisonauftakt

Vergleichsweise regelmäßig sammelt der Rennstall Force India in der laufenden Saison WM-Punkte. Damit hat sich das Team auf Rang sechs festgesetzt, ein gutes Stück hinter Renault, aber noch vor Sauber, Williams, Toro Rosso und den drei Neulingen. Für Force India hat Adrian Sutil in Barcelona punkten können.

Sein Teamkollege Vitantonio Liuzzi hat an diesem Wochenende hingegen nicht punkten können. Sutil ist damit deutlich an Liuzzi vorbeigezogen beim teaminternen Vergleich: Der Deutsche kommt auf 16, der Italiener auf acht Punkte. Für Sutil, der sich in den ersten Rennen einiges an Kritik anhören musste, ist das zweifelsfrei ein positives Zeichen.















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