Formel 1: Wie weit springt Red Bull?
15.05.2010
Die entscheidende Frage vor dem Formel 1-Rennen in Monaco ist: Wie weit kann Red Bull springen? In Barcelona hat es der Rennstall geschafft, zum fünften Mal im fünften Rennen die Pole Position zu erobern. Das großartige Ergebnis aus dem Qualifying hat sich bislang nicht im WM-Stand niedergeschlagen, denn bei drei Rennen kamen die Sieger bislang aus dem Lager der Konkurrenz.
So hat Red Bull mit dem Sieg und dem dritten Platz in Barcelona zunächst einmal den Rückstand auf die anderen Teams und Fahrer verringert. Gelänge in Monaco noch einmal ein derart starker Auftritt, könnten die Red Bull Piloten sich in der Fahrerwertung, vor allem aber in der Teamwertung ganz nach oben schieben.
Doch das ist alles andere als ausgemacht, denn Monaco ist ein – sagen wir – sehr spezifischer Rennkurs durch die Straßen der Stadt. Hier gelten eigene Regeln, auch wenn kein Regen fällt. Das Rennen steht und fällt mit dem Qualifying. Und so ist es alles andere als Unterstatement, wenn es nach den ersten beiden Freien Trainingsläufen hieß, schon das Qualifying würde ein Krimi für sich.
Red Bull streitet Dominanz ab
Der Auftritt von Red Bull in Barcelona ist beeindruckend gewesen. Im Qualifying hatte das Team einen beträchtlichen Vorsprung herausgearbeitet, der umso dramatischer wirkte, weil sämtliche Teams den Sprung nach Europa zu ausgeprägten Updates genutzt haben. Statt Anschluss an das Red Bull-Team also eine Watsche.
Das wird nach Einschätzung von Red Bull-Pilot Mark Webber, dem Sieger von Barcelona, nicht so weitergehen, erst recht nicht in Monaco. Barcelona war nach Webbers Meinung eine außergewöhnliche Situation, in Monaco werden die Zeiten allein wegen der geringeren Streckendistanz deutlich enger zusammenliegen.
Und Barcelona ist eine ausgezeichnete Strecke für ein aerodynamisch herausragendes Auto – sprich: dem RB6 auf den Leib geschneidert. Damit ist in Monaco nicht zu rechnen, da der Kursus eine Art Alien-Status unter den Rennstrecken im Formel 1-Kalender innehat. Das allerdings gilt natürlich auch für die Boliden der Konkurrenz.
McLaren: Kommt Hamilton endlich?
Bislang ist es für McLaren nicht schlecht gelaufen. Die britischen Silberpfeile liegen in beiden Wertungen in Front, Jenson Button führt bei den Fahrern, das Team zudem in der Konstrukteurswertung. Doch ist der Vorsprung in beiden Wertungen denkbar knapp, in Barcelona ist man sehr dicht zusammengerückt.
Drei Punkte hat Button nur Vorsprung auf Fernando Alonso, drei Punkte trennen auch McLaren und Ferrari. Das ist nichts. Button und Hamilton müssen also auch in Monaco um ihren Spitzenstellung kämpfen. Genauer gesagt: Hamilton muss kämpfen, um endlich die Früchte des Tempos einzuheimsen, die ihm bislang vorenthalten wurden.
Hamilton hat 49 Zähler, was angesichts des Leistungsvermögens seines Boliden und seiner fahrerischen Fähigkeiten bescheiden ist. Gerade in Barcelona saß ihm zudem der Pechvogel auf der Schulter, als ihm kurz von Schluss der linke Reifen die Gefolgschaft versagt. Ohne diesen technischen Defekt wäre Hamilton weiter vorn. Allerdings gilt das auch für Sebastian Vettel, dem das Pech auch treu geblieben ist.
Ferrari auf dem Sprung an die Spitze
Die Saison ist für den italienischen Rennstall Ferrari bislang nicht schlecht gelaufen. In beiden Wertungen sitzt man den Führenden dicht im Nacken, nach dem starken Auftritt in Barcelona könnte es in Monaco schon gelingen, McLaren abzufangen. Alonso hat immerhin Platz zwei erobert und viele Punkte eingefahren.
Entsprechend zuversichtlich ist man auch im Hause Ferrari mit Blick auf das Spektakel in Monaco. Schon im Training hat man auf sich aufmerksam machen können, was angesichts der Benzinmengen allerdings nicht viel heißen will. Gegenüber Red Bull zeigt man demonstrativ Stärke.
Zwar sei deren Qualifying-Leistung in Barcelona beeindruckend gewesen, allerdings könnte Ferrari auch ohne aerodynamische Tricks und Kniffe gegenhalten und über das Setup Red Bull abfangen. Das Auto, so lässt Massa verlauten, sei wesentlich angenehmer zu fahren, als noch in Barcelona.
Mercedes: Beginnt das Comeback von Michael Schumacher?
Nach dem Rennen in Barcelona schien es so, als würde das Comeback von Altmeister Michael Schumacher erst beginnen: Denn dort hat dieser zum ersten Mal in der laufenden Formel 1-Saison seinen Teamkollegen Nico Rosberg geschlagen und ordentlich Punkte eingefahren.
Ein Ausrutscher? Oder der Beginn einer steilen Aufwärtsbewegung beim Erfolg? Das ist schwer abzuschätzen, denn erst nach einigen weiteren Rennen dürfte es Aufschluss darüber geben, was Schumacher noch kann. Schließlich war es ein offenes Geheimnis, dass ihm das Auto nicht sonderlich liegt – wird das abgestellt, dürfte es auch mit den Leistungen deutlich aufwärts gehen.