Formel 1: Red Bull stürmt an die Spitze
17.05.2010
Mit einem Doppelsieg von Mark Webber und Sebastian Vettel hat sich der Rennstall Red Bull in beiden Klassifikationen an die Spitze gesetzt. Die sechste Pole-Position im sechsten Saisonrennen nutzten die Red Bulls für den dritten Sieg und den Sprung ganz nach oben. Angesichts des augenscheinlichen Dominanz ist Red Bull nun Top-Favorit auf die WM-Krone.
Für Wirbel sorgte Michael Schumacher mit seiner Attacke in der letzten Runde des Rennens. Er hat auf den letzten Metern noch Fernando Alonso überholt, was an sich nicht dramatisch wäre. Allerdings war in der letzten Runde das Safety-Car unterwegs als das Rennen endete – dann darf man laut Reglement nicht überholen. Schumacher bekam nachträglich noch eine dicke Zeitstrafe aufgebrummt.
Überhaupt hatte das Safety-Car am Sonntag einiges zu tun, denn insgesamt vier Phasen mit dem Sicherheitsboliden galt es zu überstehen. Denn das Rennen ist in Monaco wie immer vor allem turbulent verlaufen, auch – oder vielleicht gar weil – dort das Überholen defacto nicht möglich ist.
An der Spitze hat die Besetzung gewechselt, doch liegen die ersten vier Fahrer mit knappen acht Punkten auseinander, zu Rang fünf, Felipe Massa, sind es noch einmal neun Punkte. Hier beginnt die Verfolgergruppe aus Massa, Kubica, Hamilton und Rosberg, die ihrerseits nur sieben Punkte auseinander liegt. Michael Schumacher ist als einziger Top-Pilot schon deutlich abgeschlagen.
Red Bull ganz oben
Die Zuverlässigkeit hat verhindert, dass es schon vor dem sechsten Rennen in der laufenden Saison Red Bull ganz nach oben geschafft hat. Doch mit dem zweiten Sieg in Folge, dem dritten insgesamt in der laufenden Saison liegen Mark Webber und Sebastian Vettel mit je 78 Punkten an der Spitze der Fahrerwertung. Abgesetzt haben sie sich nicht, Alonso ist nur fünf Punkte im Hintertreffen.
Mit seinem zweiten Sieg in Folge hat Mark Webber auch Rennstall intern seine Position ernorm verbessert. Lange Zeit ist der Australier im Schatten von Sebastian Vettel gefahren, auch der Saison-Start 2010 war eher mäßig: Vier und zwei Punkte in den ersten beiden Rennen, doch mit einem zweiten und zwei ersten Plätzen hat Webber es allen Zweiflern erst einmal gezeigt.
Sebastian Vettel liegt nun auf dem zweiten Rang und wird sich in den nächsten Rennen auch am eigenen Rennstall-Kollegen abarbeiten müssen. In Monaco hat er gleich am Start den vor ihm liegenden Robert Kubica geschnappt und während des Rennens hinter sich gehalten, obwohl der Pole ein großes Rennen gefahren ist.
Für die Team-Wertung ist die Stärke der beiden Fahrer natürlich glänzend, so lange sie sich nicht so stark in die Haare kriegen, dass sie sich gegenseitig aller Chancen berauben. Mit 156 Punkten liegt Red Bull hier an der Spitze, gefolgt von Ferrari mit 134 Zählern und McLaren mit 129 Punkten.
Renault: Kubica auf Höhenflug Auch für den Rennstall von Renault ist das Wochenende in Südfrankreich gut verlaufen. Da es keinen richtigen GP von Frankreich gibt, ist Monaco so etwas wie eine Ersatz-Heimstrecke für Renault. Und hier hat es Kubica krachen lassen: Zuerst im Qualifying, wo der Pole superschnell unterwegs war, dann im Rennen, als er den dritten Platz verteidigte.
Allein beim Start konnte ihm Sebastian Vettel den zweiten Rang stibitzen, doch auch der dritte Platz ist ein großartiger Erfolg für Kubica und Renault. Dennoch bleibt es dabei: Renault wird dadurch nicht ingesamt stärker werden können, denn Vitaly Petrov ist bislang noch nicht so richtig in Schwung gekommen.
Auch in Monaco konnte der rasende Russe sein Rennen nicht beenden, er wurde aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen genommen. Petrov ist damit wieder ohne Punkte geblieben, obwohl er eigentlich gar nicht ganz schlecht ins Rennen gestartet ist. Ein Reifenschaden hat allerdings alle Ambitionen zunichte gemacht.
McLaren bleibt oben dran
Durch Jenson Buttons frühes Aus beim Grand Prix in Monaco hat McLaren in beiden Wertungen die Pole-Postion eingebüßt und auch noch Ferrari respektive Fernando Alonso den Vortritt lassen müssen. Mit zehn Punkten ist die Ausbeute auch nicht sonderlich hoch ausgefallen, kein Wunder also, dass die Stimmung bei McLaren nicht überkochte.
Hamilton hat für sicht zehn Punkte erstritten und bleibt in der Verfolgergruppe auf Sicht an der Spitze dran. Button ist noch ein Stück weiter oben und sitzt den Führenden direkt im Nacken. McLaren ist somit noch weiterhin in einer sehr guten Position, um in den Kampf um die Weltmeisterschaft direkt einzugreifen.
Lewis Hamilton, der bislang eine eher durchwachsene Saison erlebt, hat sich sehr nüchtern nach dem Rennen gezeigt: Punkte mitgenommen, aus und gut. Für ihn ist und bleibt es im Bereich des Möglichen, vorn anzugreifen. Button hingegen ist wegen eines eher peinlichen Fehlers der McLaren-Crew aus dem Rennen gekegelt worden. Kein guter Tag für die britischen Silberpfeile.
Ferrari: Alonsos wilde Jagd
Die Ausgangslage war düster: Von der Boxengasse aus musste Fernando Alonso starten und damit gehandicapt ins Rennen gehen. Doch am Ende konnte er sogar als Sechster das Rennen beenden, nach einer wilden Aufholjagd und einer großartigen Strategie. In der ersten Runde ging Alonso bereits zum Reifenwechsel an die Box, was ihn nach vorn katapultierte.
Die Strategie ist von vornherein so geplant worden, um so das Rennen ohne weiteren Stopp beenden zu können. Das Safety-Car ist eine Art Dreingabe des Zufalls gewesen. Da Felipe Massa wieder bienenfleißig Punkte einsackte, nämlich zwölf, hat Ferrari in eher ungünstiger Lage in Monaco bestmöglich abgeschnitten.
Und McLaren einkassiert, das durch Buttons Ausfall nur wenige Punkte einfahren konnte. Massa ist damit neben Mark Webber der konstanteste Fahrer – in jedem Rennen hat er punkten können. Ferari bleibt oben dran und wird weiterhin Druck auf Red Bull machen, denn die haben aktuell die Nase vorn.
Mercedes: Rosberg unglücklich, Schumacher bestraft Das Rennen in Monaco ist kein gutes für Mercedes gewesen: Michael Schumacher und Nico Rosberg sind von Rang sechs und sieben gestartet, wurden jedoch von Rubens Barrichello überholt. Am Ende konnten sie sich den Brasilianer wieder schnappen, Schumacher ging auch noch an Alonso vorbei.
Doch dieses Manöver kostete den Comebackler seine WM-Punkte, denn er wurde mit einer Zeitstrafe von 20 Sekunden belegt, die ihn auf Rang zwölf zurückgeworfen hat. Mercedes wird in die Berufung gehen, mit geringen aussichten. Rosberg war angesichts der Erwartungen mit dem Rennen sehr enttäuscht.
Doch schon im Qualifying, das gerade in Monaco immens wichtig ist, konnte Rosberg seine selbstgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Immerhin hat er einige WM-Punkte mitnehmen können, womit die Chancen auf eine Attacke gegen die Spitze erhalten bleibt. Auf Schumachers ersten wirklich großen Erfolg im Comeback-Jahr muss wohl noch gewartet werden.