Formel 1: Stört Alonso die McLaren-Party?
25.06.2010
Im Schatten der Fußball-Weltmeisterschaft nimmt die Formel 1 Anlauf gen Rennen Nummer neun in der laufenden Saison. Das findet im spanischen Valencia statt, wo in diesem Jahr der Große Preis von Europa ausgetragen werden soll. Trotz der Ereignisse auf der anderen Seite der Welthalbkugel dürfte das Rennen große Beachtung erhalten, denn möglicherweise könnte es hier schon eine Saison-Tendenz geben.
Vor dem Rennen hat es zwei Doppelsiege der McLaren-Piloten gegeben, die sich an die Spitze des Fahrerfeldes gesetzt haben. Red Bull hat das Nachsehen gehabt, allerdings gingen die beiden Rennen zuvor an den Rennstall von Mark Webber und Sebastian Vettel. So richtig hat noch keiner der beiden Rennställe die Lufthoheit für sich gewinnen können, McLaren hat nur einen leichten Vorteil.
Das könnte sich mit Valencia und einem weiteren McLaren-Sieg durchaus ändern. Allerdings gibt es noch jemanden, der sich nicht von den Geschehnissen ganz vorn absetzen will: Fernando Alonso für Ferrari, der sich für sein „Heimspiel“ in Spanien natürlich einiges vorgenommen haben dürfte.
Bei Mercedes wird es Zeit, dass Nico Rosberg oder Michael Schumacher einen Sieg erringen, wovon die Boliden allerdings ein gutes Stück entfernt zu sein scheinen. Schumacher ist der einzige Favorit, der mittlerweile so weit abgeschlagen ist, dass ihm kaum die Möglichkeit bleibt, Weltmeister zu werden.
Alonso im Training vorn
Am Freitag im Freien Training hat Ferrari aufmerken lassen. Fernando Alonso konnte die beste Zeit fahren und sich vorn platzieren. Mit einem ganzen Strauß an Neuerungen ist man im Hause Ferrari in Valencia angetreten und hat natürlich jetzt zunächst einmal das Augenmerk auf die Erprobung der neuen Teile im Ernstfall gelegt.
Das scheint nicht ganz schlecht geklappt zu haben, wenn auch die Freien Trainings am Freitag immer eine Spielwiese für nicht Qualifikations relevante Spielchen sind. Die Ergebnisse sind also mit großer Zurückhaltung zu genießen, klar ist allerdings, dass Ferrari mit einem schnellen Auto in den Samstag und auch Sonntag gehen wird.
Damit könnte sich Fernando Alonso als Spielverderber der McLaren-Party erweisen, denn die Führenden Jenson Button und Lewis Hamilton strotzen derzeit vor Selbstvertrauen. Die Fahrer haben sich gegenseitig als die größten Konkurrenten im Kampf um die WM-Krone bezeichnet, ein hübscher Seitenhieb auf Red Bull und deren Titelambitionen.
Doch könnte die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Falle Ferrari in Person von Fernando Alonso gemacht worden sein. Ferrari hat ohnehin gute Erinnerungen an Valencia, hier ist man auch ohne den spanischen Super-Fahrer stark gewesen, mit ihm vielleicht in der Lage zu siegen. Es wäre Alonsos zweiter Sieg in der Formel 1-Saison 2010.
McLaren: Psychospielchen über die Bande
Im Hause McLaren hat man die beiden Doppelsiege aus den zurückliegenden Rennen durchaus euphorisch rezipiert und gleich die Gelegenheit genutzt, gegen den bislang sehr starken Konkurrenten von Red Bull Psychopfeile abzuschießen. Während sich Webber und Vettel in der Türkei gegenseitig aus den Spitzenplätzen kegelten, haben Button und Hamilton hart aber fair gefochten.
Hüben musste der Teamkitt her, drüben wurde gelobt, was das Zeug hielt. Auch nach dem nächsten Rennen wurde nachgelegt. Weder Webber noch Vettel wären die wichtigsten Konkurrenten, sondern der jeweilige Teamkollege. Stiche gegen das ehrgeizige Team von Red Bull.
Gleichzeitig ist man im Hause McLaren bemüht, die Erwartungen zu zähmen. Man sei noch nicht so schnell, wie erhofft, heißt es. Die Konkurrenz sei sehr konkurrenzfähig, war nun von Lewis Hamilton zu hören, womit er ausdrücklich nicht seinen Teamkollegen gemeint hatte. So sind die Äußerungen der McLaren-Fahrer als Doppelspiel zu werten.
Red Bull: Schagen Webber und Vettel zurück?
Ein Rennen ist nach dem Debakel von Instanbul vergangen, noch immer schwebt die haarige teaminterne Auseinandersetzung wie eine dunkle Wolke über dem Team und seinen Ambitionen: Red Bull will Weltmeister werden. Ein schnelles Auto, mit dem fast alle Qualifying gewonnen werden konnten, hat Red Bull, die Siege blieben aus.
Kein Wunder also, dass der Druck steigt. Die Chance, sich mit einem Punktepolster gegenüber der Konkurrenz etwas abzusetzen, ist vertan worden. Red Bull muss angreifen, um McLaren nicht allzuweit davonziehen zu lassen. Doch gelingt das in Valencia? Am Freitag hat sich Red Bull recht stark gezeigt, doch das will bekanntlich nicht viel heißen.
Verbal ist man denn auch bemüht, McLaren den Schwarzen Favoriten-Peter zuzuschieben, wie es Chrisitan Horner tut. Die Strecke in Valencia bevorteile McLaren, meint Horner. Man hoffe, das McLaren-Duo von einem Doppelsieg abhalten zu können, lautet die vorsichtige Marschroute des Teamchefs.
Das Hauptproblem in dem bisherigen Saisonverlauf sind eigentlich aber nicht die Konkurrenten von McLaren gewesen, sondern die Zuverlässigkeit der Boliden und auch die teaminterne Abstimmung. Die Neuerungen am RB6 scheinen – zumindest auf der Basis der ersten Trainingseindrücke – recht gut eingepasst worden zu sein.
Mercedes: Fortschritte – wann?
Mercedes ist der schwächste Rennstall von jenem Quartett, das vor der Saison als Favoriten gehandelt wurde. Vor allem Rückkehrer Michael Schumacher ist deutlich von den anderen Fahrer abgeschlagen, aber auch Nico Rosberg kann derzeit nicht ganz vorn mitspielen. Ob sich im spanischen Valencia etwas an der Situation ändert, ist fraglich.
Für Michael Schumacher ist Valencia ein neuer Rennkurs, den er aus „seiner“ Zeit nicht kennt. Er hat das Freitagstraining zunächst einmal dazu genutzt, sich mit der Strecke vertraut zu machen, ist aber auch im zweiten Umlauf deutlich hinter dem führenden Alonso und auch gegenüber seinem Teamkollegen ins Hintertreffen geraten.
Die Frage, die immer mehr im Umfeld der Formel 1 gestellt wird, lautet: Wie lange macht Schumacher das noch mit? Schon kursieren erste Gerüchte über einen Wechsel bei den Fahrern, weil Schumacher 2011 bereits aussteigen könnte. Die Mercedes Silberpfeile sind 2010 nicht sonderlich schnell, mit Red Bull und McLaren können sich nicht unbedingt mithalten. Um weitere Verwerfungen zu vermeiden, muss ein Fortschritt kommen – die Frage ist nur, wann: jetzt, etwas später in der Saison oder gar erst mit Blick auf 2011? Ob Michael Schumacher da mitspielen würde?
Formel -Neulinge unterschiedlich unterwegs
Im Hause des Formel 1-Neulings Lotus ist das Freie Training am Freitag positiv angekommen. Ohne größere Probleme ist das Training verlaufen, die beiden Autos haben lange Distanzen absolvieren können und die beiden anderen Neulinge hinter sich gelassen. Das ist natürlich relativ, denn nach vorn fehlen immer noch einige Sekunden.
Mit etwas Abstand hat sich Virgin im Freien Trainig präsentiert. Das Team ist schneller gewesen als HRT und nicht übermäßig langsamer als Lotus, gestört hat vor allem ein Getriebeaussetzer bei Timo Glocks Boliden. Für das Qualifying ist man hoffnungsfroh, bezogen auf Lotus und HRT.
Nach großen Fortschritten zu Beginn der Formel 1-Saison ist das Team von HRT ausgerechnet beim zweiten Auftritt im heimischen Spanien nicht sonderlich gut in Form. Am Freitag glänzte HRT durch große Rückstände und Ausfälle, will aber am Samstag einen besseren Eindruck hinterlassen.
Force India: Guter Eindruck am Freitag
Die Formel 1-Saison 2010 läuft gut für Force India, Adrian Sutil und Vitantonio Liuzzi sammeln ganz ordentlich Punkte und gegenüber drei etablierten und drei neuen Konkurrenten hat man sich sichtlich absetzen können. Nach oben ist aber auch noch viel Luft, so dass Force India im Augenblick mit Renault das Mittelfeld besetzt.
Auf der Basis des Freien Trainings hat das Team auch für das Qualifying recht ambitionierte Ziele. Q3 soll es schon sein, man hält sich für vergleichsweise konkurrenzfähig. Im Rennen will man sich wieder mit Punkten ausstatten, wie zuletzt in Kanada. Denn Force India peilt mittel- und langfristig keinen Mittelfeld-Platz an, man will ganz nach oben im aufstrebenden Rennstall.