Formel 1: Nächster Bullen-Tag in Silverstone?
09.07.2010
Bullenhitze ist derzeit angesagt, das passt ja auch zum Teil zum Geschehen in der Formel 1. Zumindest im Qualifying haben die beiden Fahrer von Red Bull Racing in dieser Saison ordentlich abgesahnt. Auch an den folgenden Sonntagen konnte das Team Siege erringen, allerdings weniger als erhofft.
Dennoch scheint der nächste Bullentag nach dem Sieg in Spanien (in, nicht über!) anzustehen, denn Sebastian Vettel und Mark Webber teilten sich die beiden Freien Trainigsläufe in Silverstone: Ersterer gewann ersteren, zweiterer den letzteren. Das will noch nicht sonderlich viel bedeuten, doch ist es ein erster Fingerzeig, was die Konkurrenz am Samstag zu erwarten hat.
Die Konkurrenz ist mittlerweile mehr oder weniger auf McLaren und mit Abstrichen Ferrari zusammengeschmolzen, denn Mercedes kommt in dieser Formel 1-Saison offensichtlich nicht in Schwung. McLaren wird natürlich beim Heim-Grand-Prix alles daransetzen, selbst vorn zu stehen. Vor dem Rennen demonstriert man erst einmal Stärke.
Erstmals in dieser Saison wird es außerdem einen Fahrerwechsel geben: Bruno Senna, der junge Mann mit dem großen Namen, wird am Sonntag nicht für HRT fahren, sondern Sakon Yamamoto. Der Japaner bekommt das Cockpit allerdings wohl doch nur für dieses eine Rennen, ein weitergehender Wechsel ist nicht in Sicht.
Red Bull: Pole, Sieg und Punkte einsacken
Die Marschroute im Rennstall von Red Bull Racing für das Formel 1-Rennen am Sonntag in England ist klar: Siegen und die Spitze in der Wertung wieder in Angriff nehmen. Rechnerisch ist die Führung in beiden Wertungen durchaus möglich, allerdings müssten die McLarens in diesem Fall ordentlich Federn lassen.
Das ist unwahrscheinlich und so wird es vielleicht trotz eines erfolgreichen Rennens nicht klappen, die Führung wieder an sich zu reißen. Für das Rennen selbst stehen die Vorzeichen gut, denn am Freitag flogen die beiden Red Bull-Piloten mit ihren Boliden allen anderen voran.
Nur Fernando Alonso konnte sich im zweiten Druchgang zwischen Webber und Vettel schieben, was nach allgemeiner Auffassung der Überlegenheit von Red Bull keinen Abbruch tat. Doch die Stunde der Wahrheit kommt erst am Samstag im Qualifying und natürlich am Sonntag, an dem Red Bull schon so einiges in dieser Saison verschenkt hat.
McLaren: Heim-Grand-Prix
Der britische Rennstall McLaren und seine beiden britischen Fahrer Lewis Hamilton und Jenson Button haben sich am Freitag im zweiten freien Training nicht sonderlich hervorgetan. Rang acht und 13 standen unter dem Strich, ein eindrucksvoller Auftritt sieht anders aus. Das soll er natürlich auch.
Aber erst am Samstag im Qualifying und am Sonntag während der Rennens. So hört sich auch Hamilton vor den Renntagen durchaus optimistisch an, auch wenn McLaren am Freitag mit den Red Bulls nicht mithalten konnte. Oder wollte. Für das Heimrennen hat man sich sicherlich im Hause McLaren vorgenommen, die Führung zu verteidigen.
Und hier hat Hamilton noch zwölf und Button noch sechs Punkte Vorsprung in der Fahrerwertung vor dem nachdrängenden Sebastian Vettel. Der wiederum rangiert zwölf Punkte vor Mark Webber. Das gesamte Team hat in der Rennstall-Wertung noch einen Vorsprung von 30 Zählern.
Ferrari: Hoffnung auf Neuteile
Die beiden Ferrari-Flitzer sind am Wochenende mit einer Reihe neuer Konstruktionsteile in England unterwegs. Kein Wunder also, dass man sich am Freitag zunächst einmal die Frage stellte, ob diese denn auch funktionieren würde. Taten sie, auch wenn das erste freie Training nicht die Offenbarung war.
Das zweite hingegen schon, denn Fernando Alonso konnte sich zwischen die beiden Red Bull Piloten Webber und Vettel schieben und als Zweiter das Training beenden. Die neuen Teile am Auto scheinen gut zu funktionieren, denn auch Felipe Massa ist mit seinem vierten Rang durchaus aussichtsreich um die Kurven gekommen.
Allzu viel Boden darf Ferrari in dieser Saison auch nicht mehr preisgeben, um nicht von der Spitzengruppe abgerissen zu werden. Alonso notiert immerhin nur vier Zähler hinter dem Vierten Webber, aber bei Massa sind es schon 60 Punkte Rückstand auf den führenden Hamilton.
Mercedes mit relativ gutem Auftritt im zweiten Training
Die Aussage von Michael Schuhmacher, die laufende Saison für den Titelkampf bereits aufgegeben zu haben, hat aufhorchen lassen. Überrascht hat sie nicht, denn Schumacher ist mit 34 WM-Punkten nur knapp drei Punkte besser als Force India Fahrer Adrian Sutil. Und 93 Zähler schlechter als Lewis Hamilton.
Schumachers Kollege Nico Rosberg will dagegen auch in der Formel 1-Saison 2010 noch weiter um den Titel kämpfen. Bei ihm ist der Rückstand noch nicht allzu groß, aber immerhin beträchtlich. Doch woher soll der Schub kommen, um 52 Zähler aufzuholen? Die neuen Teile, die bereits in Valencia funktionierten, sollen das bewirken.
Immerhin haben Rosberg und Schumacher im zweiten freien Training am Freitag schon gezeigt, dass man mit ihnen immer noch zu rechnen haben wird, denn sie sind hinter dem Spitzenquartett als Vierter und Fünfter ins Ziel gekommen. Für Samstag steht eine Wiedergutmachung des Spanien-Desasters (wieder in, nicht gegen!) auf dem Programm.
Renault: Große Pläne mit Kubica
Im Hause Renault hat man den Vertrag mit seinem überragenden Fahrer Robert Kubica verlängert. Damit stehen die Zeichen auf eine fortgesetzte Zusammenarbeit im eher überraschend starken Rennstall von Renault. Während man in der laufenden Saison eher Mercedes im Auge hat, das abgefangen werden soll, hängen die Trauben für 2011 höher.
Denn ganz offensichtlich ist das Renault-Team dabei, bereits für das kommende Jahr an einem Sieger-Auto für Robert Kubica zu basteln. Dann soll auch nicht Rang vier, sondern vielleicht sogar der Titelkampf möglich werden. Interessant wird auch sein, wer der zweite Fahrer sein wird, wo der Russe Vitaly Petrov bislang nicht überzeugen konnte.
Williams: Cosworth als Brücke zu VW?
Während die Formel 1-Saison 2010 ihren Saisonmittelpunkt überschreitet, drehen sich viele Gedanken und Überlegungen bereits Richtung Zukunft. So auch im Hause Williams, das mit dem bisherigen Saisonverlauf unzufrieden ist. Rang sieben in der Teamwertung mit schmalen 20 Zählern, von denen gleich zwölf auf einen Streich geholt wurden.
Das Duo Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg hat bislang noch nicht sonderlich reüssieren können. Auch mit den Motoren soll man nicht immer und überall zufrieden gewesen sein. So hat es immer wieder Trennungsgerüchte gegeben. Renault wurde als möglicher Partner genannt.
Befeuert wurde das durch ein Statement, dass es für ein unabhängiges Formel 1-Team optimal wäre, einen Automobilhersteller als Partner zu haben. Klingt also durchaus mittelfristig für Renault – oder aber für einen anderen Hersteller. Volkswagen steht im Verdacht, 2013 in die Formel 1 einsteigen zu wollen – möglicherweise als Williams-Partner.
Lotus: Hoffnungen auf schlankere Boliden
Von den Neulingen im Formel 1-Zirkus gilt vielen Lotus als aussichtsreichster Rennstall. Bislang sind jedoch große Überraschungen ausgeblieben, das soll sich ändern. Denn mit dem Sprung auf die Insel bekommen die Fahrer von Lotus ein neues Chassis für ihre Boliden, außerdem weitere Neuteile.
Leichter sollen diese sein und handlicher, wenn beides verbaut worden ist, hofft man im Hause Lotus. Dann soll es für die beiden Fahrer einen Sprung nach vorn geben, auch wenn 2010 insgesamt eher als ein Übergangsjahr eingeschätzt wirde.